Spürbare Erholung
Die konjunkturelle Entwicklung der Wirtschaft im Süden Sachsen-Anhalts reagiert deutlich auf die Rückgänge beim Infektionsgeschehen und die dadurch ermöglichten Lockerungen der letzten Wochen: In der Wirtschaft wird Entspannung spürbar, das Konjunkturklima im IHK-Bezirk Halle-Dessau verbessert sich deutlich.
Damit wird die im Herbst des vorigen Jahres gestartete (und im Winter jäh unterbrochene) Erholung nun wieder aufgenommen. Auch die Unternehmen, welche durch den erneuten Lockdown beeinträchtigt waren, erhalten wieder eine Perspektive. Vielfach konnte zu einer normalen Geschäftstätigkeit in den vergangenen Wochen zurückgekehrt werden. Entsprechend besser wird dort die aktuelle Lage bewertet.
Aber auch da, wo immer noch nur eingeschränkt gewirtschaftet werden kann oder die Zeit noch nicht für eine tatsächliche Verbesserung der Lage reichte, steigt zumindest die Zuversicht. Die Geschäftserwartungen sind somit auf breiter Front aufgehellt und erstmals überwiegen wieder die Optimisten. Die starke Spaltung der Konjunktur – wie sie noch im vorigen Quartal zu beobachten war – reduziert sich deutlich. Nur wenige Branchen sind mehrheitlich noch von Corona negativ betroffen, zu nennen sind hier insbesondere das Gastgewerbe, veranstaltungsbezogene Dienstleister und der Personenverkehr.
In vielen Bereichen zeigt sich dagegen eine gänzlich anders gerichtete Auswirkung der Krise: Wegen im Lockdown reduzierter Kapazitäten von Produktion und Transportmöglichkeiten kann die schnell gestiegene Nachfrage nicht (komplett) bedient werden und es kommt zu Engpässen. Diese sorgen wiederum für einen deutlichen Preisauftrieb z.B. bei Rohstoffen und Vorprodukten. Als häufigstes Wachstumsrisiko wird in unserer aktuellen Umfrage die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise genannt.
Industrie: Aufwärtstrend hält an
Das Geschäftsklima in der Industrie kann – wie schon in den vorangegangenen zwei Quartalen – die Erholung fortsetzen. Mit 23,0 Punkten liegt es deutlich im positiven Bereich und über den Werten im Vor- und Vorjahresquartal.
Die Geschäftslage verzeichnet dabei aktuell mit 44,7 Prozentpunkten eine Verdopplung zum Vorquartal und natürlich einen beachtlichen Unterschied zum vorjährigen Krisenquartal. Die Entwicklung der Gewinne ist zum Vorquartal stabil, die Umsätze legen – ebenso wie die Auftragseingänge – zu. Der Auslastungsgrad steigt deutlich auf 85,4 Prozent, einem Wert, der zuletzt 2018 im Höhepunkt des Konjunkturzyklus verzeichnet wurde.
Die Geschäftserwartungen in der Industrie hatten sich im Vorquartal deutlich aufgehellt. Auch wenn es aktuell keine weitere Verbesserung gibt, stimmen sie mit einem ausgeglichenen Saldo von 1,2 Prozentpunkten weiterhin optimistisch. Auffällig ist dabei der Preisdruck auf die Industrieunternehmen, der sich in stark steigenden Preiserwartungen niederschlägt. Über die Hälfte der Unternehmen geht davon aus, ihre Preise in den nächsten Monaten zu erhöhen, Preissenkungen werden kaum erwartet.
Die Entwicklung der Untergruppen innerhalb der Industrie unterscheidet sich im aktuellen Quartal leicht Die Vorleistungsgüterproduzenten steigern das Geschäftsklima deutlich, insbesondere die Geschäftslage kann unter dem Einfluss steigender Auftragseingänge, Umsätze und Auslastung stark zulegen. Die Investitionsgüterproduzenten setzen die gute Entwicklung ebenfalls fort. Hier sorgt die rasant ansteigende Nachfrage inzwischen für Probleme bei der Verfügbarkeit von Vorprodukten und Rohstoffen – die Geschäftserwartungen trüben sich deshalb sogar wieder etwas ein. Bei den Ver- und Gebrauchsgütern geht das Geschäftsklima dagegen aktuell leicht zurück. Hier trübt sich die Lage auf hohem Niveau etwas ein.
Baugewerbe: Wieder auf Kurs
Nach der Trendwende im Vorquartal verbessert sich das Geschäftsklima aktuell weiter auf 23,3 Punkte. Die Geschäftslage steigt dabei kräftig an, es wurden wieder mehr Aufträge erteilt. Die Reichweite liegt bei soliden 14,1 Wochen. Bei den Geschäftserwartungen geht es nach der Erholung nun erstmal eher seitwärts. Es wird aber mit weitgehend konstanten Umsätzen gerechnet. Die aktuelle Lage hätte sicher auch noch besser ausfallen können, gäbe es nicht Faktoren, die das Baugewerbe aktuell noch ausbremsen. So sind steigende Energie- und Rohstoffpreise und der Fachkräftemangel bei rund drei Viertel der Bauunternehmen große Entwicklungsrisiken.
Dienstleister: Stimmung stark aufgehellt – Optimismus überwiegt
Im Dienstleistungsgewerbe hat sich zum Vorquartal ein regelrechter Stimmungsumschwung vollzogen. Während große Teile der Branchengruppe seinerzeit noch fest im „Würgegriff“ der Eindämmungsmaßnahmen waren, überwiegt jetzt die Erholung. Das Geschäftsklima hüpft von einem leicht negativen Wert auf aktuell gute 18,6 Punkte. Die Geschäftslage liegt nun über Vor- und Vorjahresquartal. Noch stärker als die Lage hellt sich aber der Ausblick auf die nächsten Monate durch die neu gewonnene Perspektive auf. Die Geschäftserwartungen verlassen erstmals seit zwei Jahren den negativen Bereich.
Handel: Öffnungen bringen Zuversicht zurück – Lage leicht entspannt
Auch der Handel kann sich angesichts der Lockerungen erholen. Die nun möglichen Öffnungen im Einzelhandel sorgen für eine deutlich Verbesserung des Geschäftsklimas auf 12,9 Punkte. Das ist der beste Klimawert seit zwei Jahren. Die Entwicklung von Umsätzen und Gewinnen war im aktuellen Quartal – ausgehend von einem niedrigen Basiswert – sehr positiv. Die Geschäftslage steigt entsprechend deutlich. Die Erwartungen hellen ebenfalls auf und liegen nur noch leicht unter der Nulllinie. Der Handel rechnet mit weiter leicht steigenden Umsätzen, aber auch größeren Preissteigerungen in den nächsten Monaten.
Verkehr: Sprung nach vorn
Das Verkehrsgewerbe zeigt ebenfalls eine starke Aufhellung zum Vorquartal. Angesichts der unklaren Öffnungsperspektive und der großen Verluste war hier die Stimmung im Vorquartal besonders schlecht. Die aktuelle Verbesserung des Geschäftsklimas auf 18,1 Prozentpunkte ist dafür umso erfreulicher. Die Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage wieder mehrheitlich positiv, einzig im Personenverkehr bleibt die Situation angespannt. Bei den Geschäftserwartungen zeigt sich ebenso ein erstaunlicher Umschwung. Der Saldo ändert zum Vorquartal sein Vorzeichen und zeugt nun mit 15,3 Prozentpunkten von einem Überhang der Optimisten.