Erwartungsdämpfer
Die seit langem rasante konjunkturelle Entwicklung im Süden Sachsen-Anhalts erhält aktuell einen leichten Dämpfer. Die Erwartungen trüben sich teilweise ein. Im Ergebnis sinkt - bei weitgehend unverändert sehr guter Lage - der Geschäftsklimaindikator für den IHK-Bezirk Halle-Dessau auf 28,9 Punkte leicht ab.
Die konjunkturelle Entwicklung ist dabei nicht mehr so einheitlich wie in den letzten Quartalen. Während Baugewerbe und Verkehr Verbesserungen melden, sorgen die Industrie und der Handel mit rückläufigen Erwartungen für Verschlechterungen. Das Dienstleistungsgewerbe bleibt auf sehr gutem Niveau stabil.
Das bedeutet nicht, dass der Aufschwung nun beendet ist - dafür jedenfalls gibt es bisher keine Anzeichen. Zudem bleiben die Rahmenbedingungen wie z.B. das niedrige Zinsniveau, die gute Beschäftigung und internationales Wachstum sehr gut. Die Dynamik der Entwicklung allerdings lässt schon ein wenig nach, die Streuung der Einschätzungen nimmt zu und es wird ein gewisses Unbehagen spürbar, das sich in eingetrübten Erwartungen niederschlägt.
Industrie: Unbehagen trübt Erwartungen
Das Geschäftsklima in der Industrie fällt nach der rasanten Entwicklung der letzten Quartale aktuell ein wenig zurück. Mit 27,8 Punkten liegt es in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Dabei erreicht die Geschäftslage (59,3 Prozentpunkte) erneut das Spitzenniveau des Vorquartals. Insbesondere der Umsatz konnte im abgelaufenen Quartal zulegen. Einzig die Gewinnlage geht etwas zurück. Dies deckt sich mit den Antworten auf die Frage nach den derzeitigen Risiken, bei denen besonders der Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise für Sorgenfalten sorgt. Zum gestiegenen Ölpreis kommen deutlich steigendende Stromkosten.
Angesichts des hohen Lageniveaus und der ungewissen Aussichten bezüglich wichtiger Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten (Exportbarrieren, Energiekosten) gehen die Geschäftserwartungen in der Industrie aktuell deutlich zurück. Sie landen mit -3,7 Prozentpunkten erstmals seit 2016 wieder unterhalb der Nulllinie.
Angesichts des hohen Lageniveaus und der ungewissen Aussichten bezüglich wichtiger Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten (Exportbarrieren, Energiekosten) gehen die Geschäftserwartungen in der Industrie aktuell deutlich zurück. Sie landen mit -3,7 Prozentpunkten erstmals seit 2016 wieder unterhalb der Nulllinie.
Die Beschäftigungsabsichten und Investitionsplanungen bleiben davon aber noch unbeeindruckt und im Grundsatz expansiv. Bei der Beschäftigung stellt eher die Angebotsseite den Engpass dar und das Investitionsgeschehen in der Branche bleibt mit einem weiterhin hohen Anteil an Erweiterungsinvestitionen sehr offensiv.
Baugewerbe: weiter top - Auftragsbücher gut gefüllt
Das Geschäftsklima im Baugewerbe steigt aktuell leicht auf 44,6 Punkte an und liegt damit über dem Vorjahreswert. Insgesamt bleibt die Hochstimmung im Bau erhalten und der Boom intakt. Die Geschäftslagebeurteilung steigt auf 68,1 Prozentpunkte an. Insbesondere bei der Umsatzentwicklung und den Auftragseingängen gab es kräftige Zuwächse. Erstmals sind die Salden der Auftragseingänge in allen Baubereichen (öffentlicher Bau, Wohnungsbau und Wirtschaftsbau) gleichzeitig positiv. Die Auftragsreichweite beläuft sich aktuell auf rekordverdächtige 18,1 Wochen. Die Geschäftserwartungen zeigen sich mit 21,0 Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal unverändert optimistisch. Es wird weiterhin mit steigenden Umsätzen gerechnet.
Dienstleistungen: Lage weiter auf Höchstniveau
Der Geschäftsklimaindex für das Dienstleistungsgewerbe verändert sich aktuell kaum und liegt mit 31,5 Punkten auf dem Niveau von Vor- und Vorjahresquartal. Die Geschäftslage bleibt mit 60,8 Prozentpunkten weiter auf dem Spitzenniveau des Vorquartals und liegt deutlich über Wert des Vorjahresquartals. Die Entwicklung des Umsatzes im abgelaufenen Quartal wird im Saldo positiv eingeschätzt - am deutlichsten bei jenen Unternehmen, die ihren Schwerpunkt überregional haben. Der Großteil der Dienstleister ist mit dem Auftragsvolumen aktuell zufrieden. Die Geschäftserwartungen sind gegenüber dem Vorquartal weitgehend unverändert mit 2,1 Prozentpunkten ausgeglichen.
Handel: deutliche Eintrübung
Der Geschäftsklimaindikator im Handel geht aktuell stärker zurück. Mit 7,5 Punkten liegt er deutlich unter dem Vorquartal und auch dem Vorjahresquartal. Der überraschend starke Rückgang resultiert weitgehend aus deutlich gesunkenen Erwartungen vor allem im Einzelhandel und Kfz-Handel. Zu vermuten ist eine grundsätzliche Zurückhaltung der Verbraucher den angesichts konjunktureller Unsicherheiten und ein Einfluss der regionalen Hitzewelle. Die Geschäftslage bleibt weitgehend konstant, obwohl die Einschätzungen von Gewinn- und Umsatzlage eher schlechter ausfallen. Die Geschäftserwartungen gehen im Handel dagegen deutlich auf -11,9 Prozentpunkte zurück.
Verkehrsgewerbe: mit Vollgas aufs Allzeithoch
Das Geschäftsklima im Verkehrsgewerbe steigt auf 37,6 Punkte an. Saisonbereinigt erreicht auch der Verkehr damit aktuell ein neues Allzeithoch beim Geschäftsklima. Die Geschäftslage steigt dabei stark an - auch hier wird ein Allzeithoch erreicht. Grund dafür sind deutlich gestiegene Auftragseingänge und Umsätze. Die Erwartungen sind ebenfalls recht optimistisch, es wird mit Umsatzsteigerungen gerechnet. Auch scheinen sich angesichts der hohen Nachfrage und der zunehmend überregionalen Orientierung des hiesigen Verkehrsgewerbes die steigenden Kosten durch Kraftstoffpreise oder Mautausweitung nicht mehr so stark negativ auf die Gewinnerwartungen der Verkehrsunternehmen auszuwirken. Vielfach können die zusätzlichen Kosten hier an die Auftraggeber weitergewälzt werden.