Aufschwung hält vorerst an

Die konjunkturelle Stimmung der Unternehmen im IHK-Bezirk Halle-Dessau bleibt auch zur Jahresmitte sehr gut. Der Geschäftsklimaindex bleibt mit 20,7 Punkten auf seinem hohen Niveau. Die Wirtschaft befindet sich nach wie vor in einer robusten Lage und ein abruptes Ende der günstigen Entwicklung ist nicht abzusehen. Trotzdem sorgen bestimmte politische Initiativen in den Bereichen Arbeitsmarkt, Rente und Energiekosten in einigen Branchen für deutliche Verunsicherung. Das führt zu einem für einen Aufschwung untypischen Bild mit konstant hohen Lagebewertungen und dauerhaft zurückhaltenden Erwartungen. Besonders die konkreten Planungen bei Beschäftigung und Investitionen bleiben sehr zurückhaltend. Der Aufschwung setzt sich also fort, wird aber fragiler.
Erfreulich ist, dass die Industrie nach einem schwachen Vorquartal wieder eine deutliche Stimmungsaufhellung verzeichnen kann. Leichte Rückgänge beim vormals so überaus starken Handel trüben zwar das Bild, geben aber - angesichts immer noch sehr guter Werte - keinen Grund zu ernster Sorge. Deutlichere Eintrübungen verzeichnen hingegen das Verkehrsgewerbe und Teile des Dienstleistungssektors: Hier wirft insbesondere der Mindestlohn dunkle Schatten auf die Beschäftigungspläne.
Darüber hinaus zeigen sich auch externe Einflüsse, die die heimischen Unternehmen beeinflussen. Beispielsweise belastet die politische Krise in der Ukraine diejenigen Teile der Wirtschaft, die über Exporte oder Importe mit der Region verflochten sind. Es sind jedoch auch positive Einflüsse zu verbuchen, nämlich ein weiterhin historisch niedriges Zinsniveau und nicht zuletzt die aus deutscher Sicht erfolgreich abgeschlossene Fußballweltmeisterschaft. Hiervon dürfte insbesondere das Gastgewerbe profitiert haben, das die beste Geschäftslage seit Erhebung der Daten meldet.

Industrie: holt wieder auf

Das Geschäftsklima in der Industrie ist aktuell mit 24,5 Punkten im Vergleich zum Vorquartal weitgehend unverändert und liegt deutlich über dem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Dabei verbessert sich die Geschäftslage stark auf 41,0 Prozentpunkte. Die Schwäche aus dem Vorquartal ist somit überwunden. Die Unterindikatoren zu Gewinn, Umsatz und den Auftragseingängen aus dem In- und Ausland weisen mit Salden um die Nulllinie eine stabile Entwicklung auf. Auch der Auslastungsgrad bleibt stabil bei 83,9 Prozent.age seit Erhebung der Daten meldet.
Die Geschäftserwartungen gehen dagegen auf 8,0 Prozentpunkte zum Vorquartal zurück. Es wird mit moderaten Absatzsteigerungen in der Region und in den alten Bundesländern gerechnet. Für die Exportentwicklung erwartet eine Mehrzahl der Industrieunternehmen eine weitere Steigerung. Der Saldo aus zu- und abnehmenden Exporterwartungen liegt mit 17,1 Prozentpunkten unverändert deutlich im positiven Bereich.Die Planungen zur Beschäftigung bewegen sich mit -1,3 Prozentpunkten unverändert auf neutralem Niveau. Der Saldo aus steigenden und fallenden Investitionsabsichten geht dagegen auf -0,6 Prozentpunkte deutlicher zurück.
Innerhalb der Industrie gibt es im aktuellen Quartal eine stärkere Spreizung zwischen den Vorleistungsgüterproduzenten, die ein stabil gutes Geschäftsklima angeben, und den Investitionsgüterproduzenten. Diese melden nach der sehr guten Situation in den letzten beiden Quartalen aktuell ein deutlich eingetrübtes Geschäftsklima. Dahinter stehen moderate Lageverschlechterungen und stark eingetrübte Erwartungen, die sogar in den negativen Bereich fallen. Die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland sind per Saldo zurückgegangen und auch für die kommenden Monate wird kaum Absatzwachstum erwartet.

Baugewerbe: weiter in Hochstimmung

Das Baugewerbe ist weiter in Hochstimmung. Hier bleibt das Geschäftsklima mit 26,7 Punkten unverändert hervorragend. Trotz des witterungsbedingt außergewöhnlich starken Vorquartals bleibt die gute Stimmung ungebrochen. Die Geschäftslage erreicht erneut einen sehr hohen Wert von 38,3 Prozentpunkten. Insbesondere die Umsätze und Auftragseingänge sind verbessert. Den stärksten Einfluss haben dabei die Auftragseingänge aus dem Wirtschaftsbau. Die Auftragsreichweite steigt auf sehr gute 15,2 Wochen an. Die Geschäftserwartungen liegen mit 15,1 Prozentpunkten solide im positiven Bereich. Es wird mit weiter steigenden Umsätzen gerechnet.

Dienstleistungsgewerbe: Lage gut - Beschäftigungsrisiken steigen

Das Geschäftsklima bleibt mit 20,1 Punkten im Vergleich zum Vorquartal konstant. Dabei liegt die Geschäftslage mit 45,7 Prozentpunkten kaum verändert auf einem überaus hohen Niveau. Auch Gewinnlage und Umsatzlage bleiben stabil. Die Geschäftserwartungen erholen sich etwas und liegen mit -5,5 Prozentpunkten nur noch leicht im Minus. Ungewöhnlich schlecht fallen dagegen erneut die Beschäftigungsabsichten aus. Sie verschlechtern sich noch einmal deutlich und markieren mit -18,0 Prozentpunkten den niedrigsten Wert seit 2005. Die Investitionspläne sinken ebenfalls ab. Defensive Motive wie Ersatzbedarf und Rationalisierung dominieren.

Handel: kleine Verschnaufpause im Boom

Trotz leichter Rückgänge kann das außerordentlich hohe Stimmungsniveau mit einem Geschäftsklima von 14,7 Punkten gehalten werden. Die Geschäftslage bleibt mit 35,0 Prozentpunkten konstant. Es werden per Saldo erneut starke Verbesserungen bei der Umsatzlage angegeben. Die Geschäftserwartungen gehen auf -5,7 Prozentpunkte zurück. Innerhalb des Handels gibt es einige Unterschiede: So meldet der Großhandel ein im Vergleich zum Vorquartal nur leicht verschlechtertes Geschäftsklima während der Einzelhandel deutliche Verschlechterungen angibt. Sowohl Lage als auch Erwartungen werden hier weniger positiv eingeschätzt als im Vorquartal.

Verkehr: wird zunehmend ausgebremst

Das Geschäftsklima geht auf 11,2 Punkte zurück. Die Stimmung ist eher verhalten. Dabei sinkt die Geschäftslage auf 19,0 Prozentpunkte ab. Die Entwicklung der Umsätze, Auftragseingänge und Gewinne wird als neutral eingeschätzt. Die Geschäftserwartungen sind mit 3,3 Prozentpunkten ebenfalls gesunken. Die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen trüben sich mit -12,0 Prozentpunkten nun auch deutlicher ein. Innerhalb des Verkehrsgewerbes sorgt vor allem der Güterverkehr noch für Stabilität. Dagegen meldet der Personenverkehr Eintrübungen. Bei unveränderter Geschäftslage drehen die Geschäftserwartungen ins Minus. Besonders die Beschäftigungsplanungen fallen sehr pessimistisch aus.