Konjunktur kühlt sich weiter ab – Abschwung in der Industrie
Die konjunkturelle Abkühlung im südlichen Sachsen-Anhalt geht im aktuellen Quartal weiter. Der vor einem Jahr erreichte Höhepunkt wird nun bereits deutlich unterschritten. Die Seitwärtsbewegung des Vorquartals wandelt sich wieder in eine Abwärtstendenz.
Dabei verläuft die Abwärtsbewegung auch im aktuellen Quartal nicht einheitlich bei allen Branchen - insgesamt dominieren aber die konjunkturellen Bremskräfte. Insbesondere ein deutlicher und vorwiegend durch Erwartungen getriebener Rückgang in der Industrie bestimmt die Bewegung. Auch das Verkehrsgewerbe und die Dienstleister melden rückläufige Stimmungswerte. Auf der Gegenseite sorgen Baugewerbe und Handel aber auch für Verbesserungen im aktuellen Quartal. Der Abschwung scheint zyklisch und war angesichts der Knappheitserscheinungen auf seinem Höhepunkt auch zu erwarten. Auch verläuft er bisher ohne krisenhafte Einbrüche.
Der Geschäftsklimaindex ist mit aktuell 25,2 Punkten gegenüber dem Vorquartal zwar nahezu unverändert, verglichen mit dem Vorjahresquartal aber inzwischen deutlich gesunken. Da für das erste Quartal in der Regel eine saisonal bedingte Aufhellung zu erwarten wäre, bleibt das Geschäftsklima saisonbereinigt zurück und setzt den Abwärtstrend weiter fort.
Abschwung in der Industrie - Frühjahrsbelebung fällt aus
Das Geschäftsklima in der Industrie ist mit 22,1 Punkten zwar gegenüber dem Vorquartal nur leicht verschlechtert, bleibt aber deutlich hinter dem Vorjahresniveau zurück. Saisonbereinigt zeigt sich im Verlauf ein fortgesetzter Abwärtstrend. Die Geschäftslage wird aktuell mit 48,1 Prozentpunkten niedriger bewertet als im Vor- und Vorjahresquartal. Insbesondere die Entwicklung der Gewinne und Auftragseingänge aus dem Inland werden schlechter eingeschätzt.
Bei den Geschäftserwartungen fällt die sonst übliche Aufhellung zum ersten Quartal diesmal völlig aus. Mit -3,9 Prozentpunkten bleibt der Saldo auf dem Niveau des Vorquartals. Verglichen mit dem Vorjahresquartal blicken die Industrieunternehmen aktuell pessimistischer in die Zukunft. Die Absatzerwartungen fallen deutlich negativer aus. Die schlechten Erwartungen hinsichtlich zukünftiger Absätze sorgen auch bei den Planungen der Industrieunternehmen für Zurückhaltung. Die Beschäftigungsabsichten gehen nun schon das dritte Quartal in Folge zurück. Mit 0,4 Prozentpunkten erreicht der Saldo ein neutrales Niveau. Die gleiche Zurückhaltung zeigt sich bei den Investitionsabsichten. Mit 14,6 Prozentpunkten setzt sich der Rückgang weiter fort.
Sonderkonjunktur im Baugewerbe
Das Geschäftsklima im Baugewerbe steigt nach dem Dämpfer im Vorquartal aktuell wieder an. Mit 42,3 Punkten wird das Vorjahresniveau erreicht. Damit zeigt sich das Baugewerbe relativ unbeeindruckt vom übergeordneten Abwärtstrend. Das ist angesichts der Sonderkonjunktur in der Branche nicht verwunderlich. Noch immer herrscht hier eher ein Angebotsengpass. Die Geschäftslage ist mit 68,7 Prozentpunkten für ein Winterquartal sehr gut. Das relativ milde Wetter in der Region hat die Abarbeitung der Aufträge begünstigt. Das zeigt sich auch in der Auftragsreichweite, welche aktuell mit 13,7 Wochen deutlich hinter dem Auftragsbestand vom Vorjahresquartal (17,3 Wochen) liegt. Bei den Erwartungen gibt es die übliche saisonale Aufhellung, der Saldo erreicht Vorjahresniveau.
Moderater Rückgang im Dienstleistungsgewerbe
Der Geschäftsklimaindex im Dienstleistungsgewerbe sinkt aktuell leicht auf 27,6 Punkte ab. Damit setzt sich der sehr moderate Rückgang hier weiter fort. Die Atempause im Vorquartal führte nicht zu einer Trendumkehr. Die Geschäftslage fällt dabei mit 52,3 Prozentpunkten etwas schlechter aus als im Vor- und Vorjahresquartal. Während man die Entwicklung der Umsatzlage weiterhin als gut einschätzt, wird die Gewinnlage etwas skeptischer gesehen. Im Zusammenhang mit steigenden Kosten für Arbeitskräfte und Material planen aktuell rund ein Fünftel der Dienstleister mit Preissteigerungen. Die Geschäftserwartungen sind weitgehend unverändert und mit aktuell 2,8 Prozentpunkten per Saldo ausgeglichen. Das Gleiche gilt auch für die Umsatzerwartungen.
Kauflaune erfreut (Einzel-) Handel
Das Geschäftsklima im Handel überrascht aktuell mit einem Anstieg zum Vorquartal. Mit 18,2 Punkten liegt es wieder auf Vorjahresniveau. Die Verbesserung kommt aber ausschließlich aus den verbraucherorientierten Branchen Einzelhandel und Kfz-Handel. Die Geschäftslage steigt deutlich an und übertrifft sogar den Wert aus dem Vorjahresquartal. Die Erwartungen fallen saisonal bedingt besser aus als im Vorquartal sind im Niveau aber eher verhalten. Die Umsatzerwartungen steigen allerdings auf gute 28,8 Prozentpunkte an. Die Gründe dafür finden sich in Verbraucherumfragen. Aktuell sorgen die hohen Tariflohnsteigerungen, der stabile Arbeitsmarkt und die niedrigen Zinsen für einen deutlichen Anstieg der Anschaffungsneigung.
Drehzahl sinkt im Verkehrsgewerbe
Das Geschäftsklima im Verkehrsgewerbe ist mit 14,7 Punkten zum Vorquartal kaum verändert. Gegenüber dem Vorjahr bleibt es aber deutlich zurück. Die Geschäftslage sinkt auf 22,1 Prozentpunkte saisonüblich ab. Die Entwicklung von Gewinnen, Umsätzen und Auftragseingängen im abgelaufenen Quartal ist per Saldo neutral, was für ein erstes Quartal gut ist. Der Auftragsbestand ist für die überwiegende Zahl der Unternehmen ausreichend. Die Lage hier ist weiter gut, auch wenn z.B. Fachkräftemangel das Geschäft beeinträchtigt. Allerdings fällt der Blick in die Zukunft angesichts der Abkühlungen in wichtigen Kundenbranchen wie z.B. der Industrie aktuell nicht mehr so optimistisch aus. Die Geschäftserwartungen bleiben deutlich unter dem Vorjahreswert.