Aufschwung auf breiter Basis
Das konjunkturelle Bild im Süden Sachsen-Anhalts klart aktuell auf. Mit dem weiteren Anstieg des Geschäftsklimas im ersten Quartal 2017 zeigt sich erkennbar ein Aufschwung. Dieser findet auf einem bereits sehr guten konjunkturellen Niveau statt, sodass die Höhepunkte der vorherigen Konjunkturzyklen überschritten werden. Der Geschäftsklimaindex der IHK Halle-Dessau erreicht mit 28,7 Punkten einen Höchstwert der Zeitreihe seit 1991.
Für die aktuelle Verbesserung sind - anders als in den Vorquartalen - mehrheitlich angebotsorientierte - genauer: produktionsnahe - Branchenbereiche verantwortlich. Die bisher stark auf nachfrageorientierten Bereichen basierende Aufwärtsbewegung verbreitert dadurch aktuell ihre Basis und wird zu einem Aufschwung auf breiter Basis. Vor allem die Industrie zieht jetzt wieder richtig mit. Die leichten Rückgänge in konsumorientierten Branchen wie Baugewerbe, Einzelhandel oder Personenverkehr werden durch die anderen Bereiche kompensiert. Zu den günstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen - stabile Beschäftigung, günstige Zinsen, moderate Preisentwicklung - kommt jetzt offensichtlich auch eine Produktionssteigerung hinzu, welche auf die übrigen Wirtschaftsbereiche ausstrahlt.
Industrie zieht wieder richtig mit
Das Geschäftsklima hat sich mit 31,6 Punkten aktuell verbessert. Damit zeigt sich erstmals seit zwei Jahren eine etwas stärkere Dynamik in der Branchenentwicklung. Sowohl die Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen fallen dabei besser aus. Diese liegen mit 22,1 Prozentpunkten wieder deutlich im positiven Bereich und versprechen eine weiterhin gute Entwicklung in den kommenden Monaten. Das deckt sich auch mit den per Saldo positiven und gestiegenen Absatzerwartungen. Die Beschäftigungs- und Investitionsabsichten unterstützen das optimistische Bild.
Beim Export ist die Dynamik aktuell noch gering. Der Saldo der Auftragseingänge aus dem Ausland ist aktuell ausgeglichen. Die Erwartungen über den Auslandsabsatz in der Industrie verbessern sich allerdings etwas: Mit 18,1 Prozentpunkten wird per Saldo ein steigender Absatz der Produkte im Ausland erwartet.
Baugewerbe zwischen Euphorie und Realismus
Das Geschäftsklima im Baugewerbe legt auf 29,5 Punkte zu. Allerdings gibt es deutlich Unterschiede zwischen Lage und Erwartungen. Die Einschätzung der Geschäftslage sinkt deutlich auf 27,9 Prozentpunkte ab und liegt auch unter dem Vorjahreswert. Die bisherigen Spitzenwerte können nicht wieder erreicht werden. Die Gewinn- und Umsatzentwicklung war per Saldo negativ und die Auftragseingänge stagnierten. Allerdings gehen die Unternehmen nicht von einer grundlegenden Trendwende aus: Für die Zukunft sind sie weiterhin sehr optimistisch: Der Saldo der Geschäftserwartungen steigt sogar stark auf 31,1 Prozentpunkte an. Damit liegt er deutlich über dem Vorjahresquartal.
Dienstleiter weiter im Aufwind
Der Geschäftsklimaindex im Dienstleistungsgewerbe bleibt gegenüber dem Vorquartal mit 32,5 Punkten weitgehend konstant. Er liegt damit aber über Vorjahr und markiert in saisonbereinigter Betrachtung einen weiteren Anstieg. Die nach ihrem Anteil an Beschäftigung und Wertschöpfung wichtigste Branchengruppe in der Region bleibt somit auch aktuell ein Konjunkturmotor. Die Geschäftslage erreicht erneut einen sehr guten Wert. Die Unternehmen geben leichte Zuwächse beim Umsatz an. Die Erwartungen sind, ebenso wie die Planungen für Beschäftigung und Investitionen, weiterhin per Saldo positiv. Innerhalb des Branchenbereiches zeigen die Dienstleister für Unternehmen eine etwas stärkere Dynamik als die Personendienstleister.
Großhandel brummt, Einzelhandel schwächelt
Im Handel gibt es aktuell unterschiedliche Entwicklungen: Während der Großhandel sich verbessert, setzt sich die Eintrübung beim Einzelhandel fort. Insgesamt verbessert sich das Geschäftsklima gegenüber dem Vorquartal auf 15,7 Punkte. Es liegt aber weiter unter dem Vorjahr und setzt somit den negativen Trend von 2016 fort. Das basiert im Wesentlichen auf einer der Verschlechterung im Einzelhandel der die gute Lagebewertung des Vorjahresquartals deutlich verfehlt und mit per Saldo negativen Erwartungen auch keine wesentliche Aufhellung sieht. Ähnlich ist die Situation im Kfz-Handel der ebenfalls deutlich hinter Vorjahr zurückfällt. Lediglich der produktionsorientierte Großhandel sorgt aktuell für etwas Aufhellung.
Verkehr hat Bremse gelöst
Das Geschäftsklima im Verkehrsgewerbe steigt auf 19,8 Punkte und liegt damit über Vorquartal und Vorjahresquartal. Insbesondere die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate steigen deutlich an. Es werden Umsatzzuwächse erwartet. Die Beschäftigungsabsichten zeigen das gleiche Bild: Die Verbesserung zum Vorquartal geht über das saisonal übliche Maß hinaus. Allerdings ist die Verbesserung nicht in der gesamten Branche zu sehen: Aktuell sorgt hauptsächlich der Güterverkehr und auch das Verkehrsnebengewerbe für Aufhellung, während der Personenverkehr gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückbleibt.