Klima weiterhin stabil
Die Stimmung der Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts ist im ersten Quartal 2016 fast unverändert zum Vorquartal. Die gute konjunkturelle Verfassung bleibt damit insgesamt erhalten.
Auch bleibt die bisherige Struktur der Entwicklung erhalten, bei der seit nunmehr über einem Jahr die konjunkturellen Bewegungen primär von den konsumorientierten Bereichen ausgehen. So sorgen aktuell Baugewerbe, Handel und Verkehrsgewerbe für leicht negative Einflüsse, weil die Spitzenwerte des Vorquartals nicht wieder erreicht werden. Das ist noch keine Trendumkehr, sondern kann als Korrektur zum Teil übertriebener Euphorie in den erwähnten Branchenbereichen gesehen werden. Allerdings ist offenkundig, dass die positiven Sondereffekte nicht dauerhaft wirksam sein können. Hier muss mittel- bis langfristig mit einer Rückkehr zur "Normalität" gerechnet werden. Selbst wenn die aktuell guten Rahmenbedingungen in Form niedriger Ölpreise, hoher stabiler Beschäftigung, beachtlicher Realeinkommenssteigerung und niedriger Zinsen anhalten, schwächen sich die stimulierenden Effekte daraus doch langsam aber stetig ab.
Der Geschäftsklimaindex der IHK Halle-Dessau ist im Vergleich zum Vorquartal unverändert. Er liegt mit 19,7 Punkten auch auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Die Lageeinschätzungen sinken dabei gegenüber dem Vorquartal ab, erreichen mit 35,2 Prozentpunkten aber wieder das gute Niveau des Vorjahresquartals. Die Geschäftserwartungen steigen saisonal bedingt dagegen an und sind gegenüber dem Vorjahresquartal mit 4,3 Prozentpunkten nahezu unverändert. Die Beschäftigungspläne liegen mit 4,7 Prozentpunkten erneut oberhalb der Nulllinie und sind zum Vorjahr verbessert. Insgesamt setzt sich damit die Erholung der Beschäftigungsabsichten im Jahresverlauf 2015 auch zu Jahresbeginn 2016 fort.
Industrie: Geschäftsklima unverändert gut
Das Geschäftsklima in der Industrie ist mit 18,4 Punkten seit über einem Jahr nahezu unverändert. Dabei liegt der Klimawert, anders als in der Gesamtwirtschaft, weit unterhalb der bisherigen Höhepunkte. Die Industrie fungiert gegenwärtig also nicht als Konjunkturmotor. Aktuell liegt der Saldo Geschäftslage mit 35,2 Prozentpunkten zwar unter dem Vorquartal, aber deutlich über Vorjahresquartal. Die Auftragseingänge aus dem In- und dem Ausland sind leicht verbessert und erreichen beide per Saldo ausgeglichene Niveaus. Der Auslastungsgrad ist mit 82,8 Prozent saisonüblich. Bei den Geschäftserwartungen ist das Bild gegensätzlich. Hier sind saisonal übliche Aufhellungen zum Vorquartal zu beobachten. Gegenüber dem Vorjahresquartal bleibt der Wert dagegen zurück. Zudem ist der Saldo mit 1,6 Prozentpunkten kein besonders optimistischer Blick der Industrie in das Jahr 2016. Entsprechend ergibt sich saisonal bereinigt eine Eintrübung der Erwartungen, die, zusammen mit der Lageaufhellung, aktuell für eine Spreizung der beiden Klimaindikatoren sorgt. Die Investitionsabsichten dagegen verschlechtern sich gegenüber dem Vorquartal auf 8,1 Prozentpunkte. Der bisher hohe Anteil an Industrieunternehmen, die ihre Investitionsausgaben steigern wollten, geht deutlich zurück, der überwiegende Teil plant jetzt mit gleichbleibenden Investitionsausgaben im Inland. Dennoch bleibt bei fast einem Viertel der Investitionen das Hauptmotiv die Kapazitätsausweitung.
Baugewerbe: Lage weiter hoch, Erwartungen leicht getrübt
Das Baugewerbe schätzt die Lage weiter optimistisch ein. Das Geschäftsklima im Baugewerbe ist weiterhin gut. Der Branchenindex liegt mit 21,8 Punkten allerdings unter dem außerordentlich guten Vorquartal, die Euphorie vom Jahresende 2015 geht zurück. Bei der Geschäftslage wird mit 40,1 Prozentpunkten ein guter Wert für ein erstes Quartal erreicht. Die Geschäftserwartungen liegen mit 3,4 Prozentpunkten allerdings deutlich unterhalb des Vorjahres. Saisonbereinigt sorgt die nur moderate Erwartungsaufhellung auf ein Niveau nahe der Nulllinie für einen Rückgang der Erwartungskurve. Angesichts des Verharrens der Lagewerte auf historischen Höchstniveaus erscheint eine moderate Erwartungshaltung als angemessen.
Dienstleistungen: Stimmung (fast) ungetrübt
Der Geschäftsklimaindex im Dienstleistungsgewerbe bleibt mit 20,1 Punkten auf einem guten Niveau stabil. Dabei wird die Geschäftslage mit 35,2 Prozentpunkten leicht negativer eingeschätzt. Die Geschäftserwartungen steigen dagegen wieder an und liegen mit 5,0 Prozentpunkten zum ersten Mal seit Anfang 2013 wieder etwas deutlicher über der Nulllinie. Die Beschäftigungsabsichten sind zum Vorquartal unverändert leicht positiv. Saisonal bereinigt geht damit die Aufwärtsbewegung weiter und die Beschäftigungsneigung der Unternehmen erholt sich stetig von dem Einbruch in Folge der Ankündigung des Mindestlohnes Mitte 2013. Diese normalisierte Nachfrage stößt aber immer öfter auf ein sehr knappes und durch die demografische Entwicklung stetig noch weiter schrumpfendes Fachkräfteangebot.
Handel: Überschwang lässt nach
Das Geschäftsklima im Handel hat sich mit 23,6 Punkten zum Vorquartal kaum verändert, liegt aber deutlich über dem Vorjahresquartal. Die Lagebewertung geht gegenüber dem Höchstwert des Vorquartals auf immer noch sehr gute 44,6 Prozentpunkte zurück. Der Saldo ist hier damit doppelt so hoch wie noch vor Jahresfrist und bestätigt die anhaltende Hochstimmung. Die Geschäftserwartungen bleiben mit 2,6 Prozentpunkten unverändert im Bereich der Nulllinie was angesichts des Lageniveaus erfreulich ist. Es wird mit weiter steigenden Umsätzen gerechnet. Ein Fünftel der Unternehmen rechnet auch mit steigenden Preisen. Die Investitionspläne steigen nochmal an und zeigen weiterhin ein sehr expansives Niveau. Dabei werden häufig expansive Investitionsmotive angegeben.
Verkehrsgewerbe: Tempo leicht gedrosselt
Das Geschäftsklima im Verkehrsgewerbe ist mit 12,5 Punkten im Vergleich zum Vorquartal zwar aufgehellt, die Verbesserung ist allerdings geringer als saisonal üblich. Die Einschätzung der Geschäftslage sinkt verglichen mit dem Vorquartal deutlich auf 9,9 Prozentpunkte und liegt damit auf Vorjahresniveau. Die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen verbessern sich, auch wenn steigende Arbeitskosten und verstärkter Fachkräftemangel die Unternehmen belasten. Die bisherigen Lohnsteigerungen z.B. im Zuge der Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes waren für die Unternehmen nur schwer umzusetzen. Vielfach wurden die Einsparungen durch die gesunkenen Kraftstoffpreise dadurch gänzlich aufgehoben.