Sonderfaktoren verschaffen Verschnaufpause
Die Stimmung der Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts hat sich im ersten Quartal wieder etwas aufgehellt. Die Abwärtsbewegung, die im Jahresverlauf 2014 zu beobachten war, ist damit vorerst beendet. Grund für die Stimmungsaufhellung sind deutlich verbesserte Geschäftserwartungen. Dabei ist anzunehmen, dass es gegenwärtig einige Sonderfaktoren sind, die für einen gewissen konjunkturellen Schub sorgen. Zu nennen ist hier zunächst die lockere Geldpolitik der EZB, die zu einem niedrigen Zinsniveau mit günstigen Finanzierungsbedingungen führt. Hinzu kommt mittlerweile auch ein gefallener Euro-Kurs, von dem vor allem exportierende Industrieunternehmen profitieren. Der innerhalb weniger Monate um die Hälfte gefallene Ölpreis, der Transport- und Energiekosten senkt und die Kaufkraft der Verbraucher - bei gleichzeitig moderater Inflation und hoher Beschäftigung - deutlich stärkt, tut ein Übriges.
Der Geschäftsklimaindex der IHK Halle-Dessau geht im Vergleich zum Vorquartal nicht weiter zurück, sondern steigt leicht auf 17,3 Punkte an. Der Indikator erreicht damit wieder das Niveau des entsprechenden Vorjahresquartals. Dabei bleibt der Saldo aus positiven und negativen Lageeinschätzungen mit 31,2 Prozentpunkten weitgehend konstant auf dem Niveau des Vorquartals. Gegenüber dem Vergleichswert aus dem Vorjahr und auch saisonbereinigt zeigt sich jedoch erneut eine - wenn auch nur leichte - Eintrübung. Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Geschäftserwartungen steigt nach den negativen Werten der Vorquartale wieder deutlich an und liegt mit 3,3 Prozentpunkten auch wieder leicht oberhalb der Nulllinie und damit auf dem Niveau des Vorjahres. Diese Verbesserung geht über das saisonübliche Maß hinaus. Aktuell setzt sich das Auseinanderklaffen von Investitions- und Beschäftigungsplänen fort. Angesichts steigender Lohnkosten und günstigerer Finanzierungsbedingungen nimmt die Attraktivität von Investitionen in Sachkapital zu, während weiterer Beschäftigungsaufbau teurer und damit unattraktiver wird.
Verhaltener Optimismus trotz leicht schlechterer Lage
Das Geschäftsklima in der Industrie ist mit 17,0 Punkten zum Vorquartal kaum verändert. Es bleibt leicht unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Dabei ist die Geschäftslage mit 23,4 Prozentpunkten leicht verschlechtert. Die Gewinn- und Umsatzlage im abgelaufenen Quartal wird unter dem Strich negativ eingeschätzt, ebenso wie die Entwicklung der Auftragseingänge. Bei den exportierenden Industriebetrieben verschlechtert sich der Saldo der Auftragseingänge aus dem Ausland zum Vorquartal auf -7,7 Prozentpunkte. Allerdings gehen die Industriebetriebe davon aus, dass diese Schwächephase nur vorübergehend ist.
Die Geschäftserwartungen dagegen hellen sich auch insgesamt in der Branche auf und erreichen mit einem Saldo aus optimistischen und pessimistischen Erwartungen von 10,7 Prozentpunkten wieder ein deutlich positives Niveau. Dies ist die erste Verbesserung seit dem 1. Quartal 2014 und sie geht über das saisonübliche Maß hinaus. Die Beschäftigungsabsichten steigen dabei ebenfalls etwas an, verlassen mit -3,0 Prozentpunkten ihr negatives Niveau aber nicht. Noch günstiger entwickeln sich die Investitionsabsichten. Mit 11,8 Prozentpunkten liegt der Saldo aus zu- und abnehmenden Investitionsplänen wieder auf dem hohen Vorjahresniveau. Allerdings haben nur 10,5 Prozent der Investitionen die Kapazitätserweiterung als Motiv. Defensive Investitionsmotive dominieren.
Baugewerbe: Hochstimmung hält an
Das Baugewerbe kann weiter von den äußerst günstigen Finanzierungsbedingungen, verbunden mit einer hohen Kaufkraft und einem Mangel an renditestarken Kapitalanlagen, profitieren. Die Stimmung bleibt auch im ersten Quartal 2015 außerordentlich gut. Mit einem Geschäftsklima von 25,7 Punkten wird der hohe Vorjahreswert wieder erreicht. Die Bewegungen im aktuellen Quartal gehen nicht über das saisonübliche Maß hinaus. Dabei geht die Geschäftslage im ersten Quartal leicht auf 33,8 Prozentpunkte zurück. Auffällig sind hier lediglich die deutlich negativen Einschätzungen von Gewinn- und Umsatzlage. Die Auftragsreichweite ist mit 13 Wochen allerdings saisonüblich. Dementsprechend steigt der Saldo der Geschäftserwartungen auf 17,6 Prozentpunkte an - auch dies ist eine saisonübliche Bewegung.
Dienstleister: Impulse bleiben aus
Der Geschäftsklimaindex für das Dienstleistungsgewerbe ist mit 18,7 Punkten zum Vorquartal und zum Vorjahresquartal fast unverändert. Damit gehen keine konjunkturellen Impulse von hier aus - weder positive noch negative. Dabei erreicht die Geschäftslage mit einem Saldo von 42,4 Prozentpunkten seit nunmehr vier Quartalen einen nahezu unveränderten Wert. Im aktuellen Quartal fällt aber eine deutliche Eintrübung der Gewinnlage auf -15,4 Prozentpunkte auf. Der Saldo der Geschäftserwartungen liegt mit ‑5,0 Prozentpunkten ebenfalls - wie schon in den Vorquartalen - leicht unterhalb der Nulllinie. Für die nächsten drei Monate werden konstante Umsätze erwartet.
Handel: Konsumklima sorgt für weitere Erholung
Der Geschäftsklimaindikator im Handel hat sich zum Vorquartal deutlich auf 10,8 Punkte verbessert. Der außerordentlich gute Vorjahreswert wird aber nicht wieder erreicht. Die Geschäftslageeinschätzung liegt dabei nach der Erholung im Vorquartal unverändert auf einem guten Wert von 22,2 Prozentpunkten. Allerdings bleibt die Gewinnlage mit einem Saldo von -23,6 Prozentpunkten stark angespannt. Die Geschäftserwartungen hellen sich im aktuellen Quartal wieder deutlich auf und erreichen mit -0,7 Prozentpunkten ein ausgeglichenes Niveau. Es wird mit konstanten Umsätzen gerechnet. Die Beschäftigungsabsichten bewegen sich mit -2,6 Prozentpunkten weiter im Bereich der Nulllinie. Hier sind keine größeren Bewegungen zu erkennen.
Verkehrsgewerbe: Lage schlecht, Ausblick verbessert
Im Verkehrsgewerbe steigt das Geschäftsklima im Vergleich zum Vorquartal leicht auf 9,1 Punkte an. Die Geschäftslage geht allerdings deutlich zurück und fällt mit 7,2 Prozentpunkten auf ein Niveau, das seit dem witterungsbedingt schlechten 1. Quartal 2013 nicht mehr gemeldet wurde. Dabei weisen auch die Unterindikatoren zur Umsatzentwicklung, Gewinnentwicklung und den Auftragseingängen negative Salden auf. Fast die Hälfte der Verkehrsunternehmen betrachtet ihren Auftragsbestand als zu klein. Die Geschäftserwartungen hellen sich dagegen nach dem Einbruch im Vorquartal wieder auf und sind mit 10,9 Prozentpunkten im Saldo positiv. Die Verkehrsunternehmen rechnen mit wieder steigenden Umsätzen.