Zunächst leichte Entspannung
Die konjunkturelle Stimmung im IHK-Bezirk Halle-Dessau erholt sich aktuell von dem starken Einbruch im Vorquartal. Die Vielzahl von Belastungen und Risiken sorgte hier für Tiefstwerte in der Einschätzung der regionalen Unternehmen. Erfreulicherweise haben sich nicht alle Befürchtungen bewahrheitet, und weite Teile der Unternehmerschaft haben – wo immer möglich – Anpassungsstrategien entwickeln können, um mit einigen Entwicklungen umzugehen. In der Folge steigt das Geschäftsklima wieder an, bleibt aber dennoch unter dem Vorjahreswert.
Damit verbessert sich die Stimmung wieder auf das Niveau des ersten Halbjahres. Vor allem das Abwenden einer drohenden Gasmangellage und die leicht sinkenden Inflationsraten sorgen für gewisse Erleichterung. Nüchtern betrachtet sind diese Probleme allerdings keineswegs gelöst. Der milde Winter und die staatlichen Preisbremsen nehmen hier zwar etwas den Druck, sind aber nur temporär wirksam. Der Rückgang beim Preisauftrieb resultiert ebenfalls stark aus dieser Energiepreissubvention. Sobald dieser Effekt aber ausläuft und sich zudem die Zweitrundeneffekte der Lohnverhandlungen auswirken, könnte sich das Problem erneut verschärfen. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Gewinne über alle Branchen weiterhin sinken. Die Gewinnlage ist nunmehr das dreizehnte Quartal in Folge per Saldo negativ. Das Problem hoher Kosten, steigender Preise und das damit verbundene Abschmelzen der Gewinne bleiben bestehen – die aktuelle Energiepreiskrise dauert mithin an.
Der Geschäftsklimaindex korrigiert im aktuellen Quartal den starken Einbruch im Herbst 2022. Mit ‑1,8 Punkten kehrt der Index wieder auf das Niveau des zweiten Quartals 2022 zurück. Gegenüber dem Vorjahr bleibt aber auch zum Jahresende ein Rückstand. Besonders der Einbruch der Geschäftslage bereitete im Vorquartal große Sorgen – schließlich war die Lage in der aktuellen Krise bis dahin erstaunlich robust gewesen. Die Rückkehr der Bewertung auf einen Saldo von nun 28,9 Prozentpunkten beruhigt insofern. Über den Jahresverlauf erscheint die Bewertung der aktuellen Lage somit weitgehend stabil und liegt aktuell nur noch leicht unter dem Vorjahresquartalswert. Der Saldo der Geschäftserwartungen profitiert ebenfalls von der Erleichterung über das Ausbleiben der schlimmsten Befürchtungen. Mit aktuell -32,5 Prozentpunkten findet die Aufhellung aber weit unterhalb der Nulllinie statt. Noch immer rechnen die Unternehmen also mehrheitlich mit weiteren Eintrübungen.
Industrie: Klima wieder im Positivbereich – Skepsis bleibt
Der Geschäftsklimaindikator in der Industrie war im Vorquartal unter die Nulllinie gefallen. Das verdeutlicht den starken Einfluss der Energiepreiskrise im teils sehr energieintensiven Verarbeitenden Gewerbe. Aktuell erholt sich das Geschäftsklima deutlich und liegt mit 5,9 Punkten wieder auf dem Niveau des ersten Halbjahres 2022.
Baugewerbe: trügerische Stabilität – Investitionsabsichten im Keller
Im Baugewerbe zeigt sich weiterhin eine deutliche Spreizung zwischen aktueller Lage einerseits und Erwartungen anderseits. Zwar verfügen die Bauunternehmen noch immer über große Auftragspolster, die mangels Material und Personal oft nur langsam abgearbeitet werden können. Mit stark steigenden Bauzinsen verschlechtern sich aber die allgemeinen Rahmenbedingungen für die Nachfrage nach Bauleistungen zunehmend. Das Geschäftsklima steigt im Vergleich zum Vorquartal leicht auf 2,2 Punkte an. Bei stabiler Lage verbessern sich die Zukunftserwartungen ein wenig.
Dienstleistungsgewerbe: Aufholen mit unterschiedlichem Tempo
Das Dienstleistungsgewerbe mit seinen vielfältigen Tätigkeitsfeldern und unterschiedlichen Kundengruppen bildet oftmals einen Stabilitätsanker für die konjunkturelle Entwicklung, besonders in Krisenzeiten. Umso beunruhigender war es, dass der allgemeine Abwärtstrend auch hier im Vorquartal zu einem starken Einbruch geführt hatte. Im aktuellen Quartal beruhigt sich die Situation wieder etwas und das Geschäftsklima kehrt mit einer kräftigen Erholung auf -4,3 Punkte und damit auf das Niveau der Jahresmitte 2022 zurück. Indes ist auch hier angesichts anhaltender Probleme und skeptischer Aussichten keine wirkliche Trendumkehr zu beobachten, auch wenn die große Verunsicherung, die sich noch im Vorquartal zeigte, schwindet.
Handel: Verschnaufpause
Die steigenden Kosten und Preise haben seit Mitte 2021 für eine stetige Eintrübung des Konsumentenvertrauens geführt. Das HDE-Konsumbarometer für Deutschland markierte hier im Herbst 2022 einen historischen Tiefstwert. Angesichts pessimistischer Einkommenserwartungen ging die Anschaffungsneigung stark zurück. Seitdem hellt das Konsumklima wieder leicht auf, auch weil mit staatlichen Zuschüssen zu steigenden Energiekosten offenbar einige Ängste gemildert werden konnten. Die Inflation ging seitdem zumindest moderat zurück – im Dezember lag sie bei plus 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das Geschäftsklima reagiert auf diese gewisse Entspannung und steigt auf -5,3 Punkte an. Es erreicht damit fast das Vorjahresniveau.
Verkehrsgewerbe: weiterhin angespannt – Unsicherheit bleibt
Das Geschäftsklima im Verkehrsgewerbe zeigt sich gegenüber dem Vorquartal leicht verbessert, bleibt aber mit -16,3 Punkten weiterhin deutlich unterhalb der Nulllinie.