Beratung als Erfolgsrezept – die wichtigste Investition in die Zukunft

Sinkende Absatzzahlen, steigende Zahlungsausfälle und Kalkulationsfehler sind laut dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung die Hauptursachen dafür, dass Unternehmen scheitern – nach Angaben der IHK halten sich nur 12 Prozent aller Dienstleistungsunternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt länger als zwanzig Jahre auf dem Markt.

Beratung als Prestige
Fast genauso alt wie die Menschheit ist auch die Tätigkeit des Beraters. Waren es früher vorwiegend Berater von Königen und Kaisern, so kamen später Berater für alle Lebensfragen in Form von Priestern, Astrologen, Ärzten und Advokaten hinzu. Die spezielle Beratung von Unternehmen ist hingegen ein verhältnismäßig junger Geschäftszweig. In Deutschland etablierte sich die Branche erst Mitte der 50er Jahre.

Große Beratungsvielfalt
Über 4.500 gewerbliche Unternehmen bieten im IHK-Bezirk ihre Leistungen für die Wirtschaft an – von Architektur- über IT-Dienstleistung bis hin zur Steuer- und Unternehmensberatung. Gefesselt vom Alltagsgeschäft suchen Unternehmer oft den unverstellten Blick, wertvolle Impulse und praktische Lösungen eines externen Profis, um ihr Unternehmen zukunftsfähig auszurichten oder neue Entwicklungsschritte zu beschreiten. Zunehmend kleinere Betriebe nutzen die Expertise solcher Berater, die sich auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisiert haben.

Kopf frei fürs Wesentliche
Untersuchungen bestätigen, dass Selbstständige gerade in schwierigen Entscheidungssituationen mit externer Unterstützung besser vorankommen als diejenigen, die alle Fragen alleine lösen wollen. Mit einer unabhängigen Beratung holt sich der Unternehmer Fach- und Methodenkompetenz sowie Erfahrung, gewinnt wertvolle Zeit und hält sich den Kopf frei für das Wesentliche: die Umsetzung seiner unternehmerischen Idee. Oft begleiten Berater auch diesen Prozess und helfen dabei, die erarbeiteten Lösungsvorschläge zu realisieren.

„Fürstliche“ Honorare
Gute Beratung hat ihren Preis und ist eine Zukunftsinvestition, die sich auszahlt. Verglichen mit einem neuen Mitarbeiter gleicher Qualifikation und Erfahrung, der diese Aufgabe erfüllt, werden sogar höhere Jahresgehälter fällig. Einige beratende Berufe verfügen über eine Gebührenordnung (z. B. Architekten, Rechtsanwälte, Steuerberater), sonst wird die Vergütung frei ausgehandelt. Seriöse Berater rechnen nach einem Zeithonorar oder nach Pauschalsätzen ab. Üblich sind Tagessätze zwischen 500 und 2.000 Euro pro „Manntag“. Hierbei ist neben der fachlichen Qualifikation und Erfahrung auch der Name und Ruf des Beraters sowie dessen Netzwerk ausschlaggebend.

Image gefährdet
Das Image von externen Beratern ist nicht immer gut. Es gibt Vorbehalte wie etwa Standardkonzepte, haltlose Versprechen oder schwer nachweisbare Qualität. Mangelnde Markttransparenz und dubiose Geschäftspraktiken von unseriösen Beratern verursachen Negativschlagzeilen und können eine ganze Branche in Misskredit bringen. Hinzu kommt, dass viele Berufsbezeichnungen wie etwa Unternehmensberater, Betriebsberater oder Wirtschaftsberater keinem Schutz unterliegen. Jeder kann diese Bezeichnung wählen und die Tätigkeit ohne jegliche Ausbildung ausüben.

IHK hilft bei Suche und Auswahl
Um Unternehmen nachhaltig voran zu bringen, braucht es gute und seriöse Berater. Diese Ausgabe der „Mitteldeutschen Wirtschaft“ zeigt, welche Beratungsleistungen Unternehmer im IHK-Bezirk nutzen können. Checklisten helfen bei der Beratersuche und -auswahl sowie bei der Vertragsgestaltung. Ergänzt wird der Serviceteil durch einen Überblick aller aktuellen Förderangebote für Beratungsleistungen. Ein überaus wirksames Tool für langfristigen Geschäftserfolg stellt die „5-Schritt-Methode“ dar, im Heft anhand eines Praxisbeispiels erläutert. Darüber hinaus stellen wir sechs unterschiedliche Berater aus der Region mit ihren besonderen Leistungen vor sowie sechs Unternehmen, die sich erfolgreich beraten ließen.
CLEMENS WINKEL


Fünf Tipps zur Beraterauswahl
  1. Tipp: Erfahrung des Beratungsunternehmens prüfen
    Gründungsjahr und fachliche Kompetenz entscheidender als Mitarbeitergröße
  2. Tipp: Betreute Branchen und Tätigkeitsfelder nachweisen lassen
    Nachprüfbare Referenzen betreuter Branchen und Tätigkeitsfelder, mind. zwei davon telefonisch prüfen
  3. Tipp: Kostenfreies Erstgespräch führen
    – Angenehmes Gesprächsklima (sympathisch/vertrauensvoll) entscheidend
    – Unabhängigkeit klären statt Interessenkonflikt mit Konkurrenz akzeptieren
    – Problemverständnis des Beraters (hört zu, macht sich Notizen, stellt viele Fragen)
    – Klare Beantwortung von Fragen auf Augenhöhe ohne Fachchinesisch
    – Keine Standardvorschläge für Verbesserungsmaßnahmen
    – Gemeinsame Klärung, welche Leistungen sinnvoll sind
    – Erläuterung kostensenkender Eigenleistungen
    – Vorschläge zur Projektorganisation (Teambildung)
    – Transparente Kostenaufklärung mit Zahlungsterminen
    – Chancen und Risiken der Beratung klären
  4. Tipp: Schriftliches Angebot anfordern
    Mit detaillierter Terminplanung und Abschätzung des Projektzeitraums
  5. Tipp: Angebotsvergleich vornehmen
    Mindestens drei Angebote einholen und Entscheidung treffen


Checkliste Beratungsbedarf

Hier einfach den eigenen Bedarf ankreuzen
  • Arbeitsschutzberatung
  • Architekturdienstleistung
  • Außenwirtschaftsberatung
  • Brandschutzberatung
  • Controlling, Finanz- und Rechnungswesen
  • Energieberatung
  • Farb-, Stil- und Typberatung
  • Finanzierungs-/Fördermittelberatung
  • Forschung/Entwicklung/Innovation
  • Franchiseberatung
  • Gesundheitsberatung
  • Gründungsberatung
  • Honorarfinanzanlagenberatung
  • IT-Dienstleistung
  • Ingenieurdienstleistung
  • Interiordesign/Raumgestaltung
  • Krisenmanagement/Sanierungsberatung
  • Management-/Strategieberatung/Unternehmensführung
  • Marketing-, Werbe-/Vertriebsberatung
  • Markt- und Meinungsforschung
  • Mediation
  • M&A-Beratung (Unternehmenskäufe/Fusion)
  • Nachfolgeberatung
  • Öffentliches Auftragswesen
  • Organisations-/Prozessberatung
  • Partnerschafts-/Familienberatung
  • Personalberatung/-wesen/-Entwicklung
  • PR-Beratung
  • Projektmanagement
  • Psychogische Beratung
  • Qualifizierungsberatung
  • Qualitätsmanagement
  • Rechtsberatung
  • Rentenberatung
  • Risikomanagement
  • Schuldnerberatung
  • Sicherheitsberatung
  • Technik- und Logistikberatung
  • Umweltschutzberatung/-management
  • Versicherungsberatung
  • Wirtschaftsprüfung/Steuerberatung/Buchführung

Zehn Punkte zum Beratervertrag
  1. Schriftlichen Vertrag schließen
    Dienstvertrag (Vergütungsanspruch fürs Tätigwerden, unabhängig vom Ergebnis) oder Werkvertrag (z. B. Plan oder Gutachten)
  2. Beratungsziel und Inhalte festlegen
    Mit Problemschilderung und den konkreten Aufgaben sowie freiwilliger Anerkennung von Berufsgrundsätzen durch den Berater, z. B. www.bdu.de, Aufnahme von Check-Gesprächen nach 3 bzw. 6 Monaten nach Beratungsabschluss, um Umsetzung zu kontrollieren
  3. Vorgehensweise/Methode des Beraters fixieren
    Wie viele Phasen hat das Projekt? Beispielsweise Kundenbefragungen, Konkurrenzanalyse erstellen, Marketingkonzept entwickeln
  4. Eigene Mitwirkungspflichten klären
    Z. B. Informationen (Kauf/Ausbau von Immobilien, Maschinen), die der Berater für die Aufgabenerfüllung benötigt
  5. Beratungsumfang bestimmen
    Beginn und Ende sowie max. Zeitumfang festlegen
  6. Geschäftsgeheimnisse sichern
    Mit Verschwiegenheitsvereinbarung Interessenkonflikte ausschließen
  7. Beratungshonorar festlegen
    Beispiel: Für seine Tätigkeit erhält der Berater ein Honorar von 1.500 Euro pro Tagewerk à acht Stunden. Sollte die Wahrnehmung des Auftrages diesen zeitlichen Rahmen an einem Tag überschreiten, wird jede weitere Beratungsstunde mit 100 Euro vergütet. Das Gesamthonorar wird auf maximal 4.000 Euro gegrenzt. Mit diesem Honorar sind sämtliche Auslagen des Beraters für Telefon, Porto und Fotokopien abgegolten.
  8. Regelung zur vorzeitigen Beendigung fixieren
    Dienstleistungsvertrag §§ 627, 628 BGB, Werkvertrag §§ 649, 650 BGB
  9. Haftungseinschränkungen des Beraters prüfen
    Z. B. in AGBs abweichende Regelung, die gelten soll, mit aufnehmen. Klären, wie nicht geplante Zusatzleistungen abgerechnet werden
  10. Fördermittel vor Auftragserteilung beantragen
    Siehe Beratungsablauf oben. Klären, ob Berater bei Fördermittelgebern gelistet ist und bei Beantragung und Abrechnung unterstützt
Quelle: In Anlehnung an www.unternehmerhandbuch.de, www.bdu.de und IHK-Erfahrungen