Fast alle Einzelhändler digital auffindbar, aber Luft nach oben!
Halle (Saale), 29. Mai 2024. Für die stationären Einzelhändler im Süden Sachsen-Anhalts gibt es noch Potenzial für eine intensivere Nutzung ihrer digitalen Präsenz. Das ist das Ergebnis einer Sonderuntersuchung der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), die sie im Rahmen des IHK-Handelsatlas durchgeführt hat. Beim Blick auf den sogenannten Digitalisierungsindex für den stationären Einzelhandel waren zwar alle untersuchten Unternehmen digital auffindbar. Lediglich 20 Prozent von ihnen bieten aber beispielsweise „click & collect“ an oder betreiben eine eigene Internetseite mit einem Webshop. Insgesamt besitzt nur ein Fünftel der untersuchten Handelsunternehmen einen Digitalisierungsindex von 90 bis 100 Prozent.
„Alles in allem schreitet die Digitalisierung des Einzelhandels im IHK-Bezirk voran. Und das ist auch notwendig und gut so: Immer mehr Kunden erwarten Online-Verfügbarkeitschecks, Reservierungsmöglichkeiten, Online-Bestellungen oder Liefer-Services bei den meisten Sortimenten. Branchenspezifika spielen dabei eine größere Rolle als räumliche Unterschiede“, bewertet Antje Bauer, IHK-Geschäftsführerin Starthilfe und Unternehmensförderung, die Ergebnisse. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung im Einzelhandel werden laut Bauer vor allem diejenigen stationären Händler erfolgreich sein, die das eigene Ladenlokal über den Verkaufsraum hinaus sichtbar machen und online auf möglichst vielfältige Weise wahrnehmbar sind.
Der Untersuchung zufolge verfügten nahezu alle untersuchten Händler über einen eigenen Google Maps-Eintrag, wodurch sie online grundsätzlich wahrgenommen werden könnten. Dreiviertel der Händler betrieben zudem eine eigene Webseite, ein Drittel einen eigenen Webshop. Die Präsenz auf niedrigschwelligen Social-Media-Plattformen (wie zum Beispiel Facebook oder Instagram) werde von etwa der Hälfte der Händler genutzt. Hier ist also noch Luft nach oben.
Weitere Ergebnisse der IHK-Untersuchung zeigen: Je kleiner die Städte und Gemeinden sind, desto niedriger ist auch der durchschnittliche Digitalisierungsgrad der lokalen Einzelhändler. Mit Blick auf die Landkreise im IHK-Bezirk lassen sich laut IHK jedoch nur geringe Unterschiede feststellen. Diese gäbe es aber sehr wohl bei einigen Unterbranchen im Einzelhandel: „Nicht jede ist gleichstark digital vertreten. Bestimmte Branchen sind affiner im digitalen Auftreten als andere, was zumindest teilweise an den jeweiligen Waren liegt“, so Bauer. Zum Beispiel gäbe es im Bereich „Gesundheit/Körperpflege“ auch online ein großes Angebot für den Kunden, während im Bereich „Blumen/Pflanzen“ oft keine Onlinebestellung möglich sei. Unabhängig von der Branchenzuordnung werde laut IHK deutlich, dass Filialisten durchschnittlich besser digitalisiert seien als inhabergeführte Handelsunternehmen. Dies ist wenig überraschend, da Filialbetrieben zum Teil wesentlich mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, um sich digital zu präsentieren.
Wie gut oder schlecht sich die hiesigen Unternehmen im Vergleich zu Unternehmen aus anderen Bundesländern im Internet präsentieren, lässt sich laut IHK jedoch nicht so einfach beantworten. „Ein bundesweiter Vergleich ist leider nicht möglich, da es keine vergleichbaren Erhebungen mit unseren Parametern gibt. Lediglich für Händler der Braunschweiger Innenstadt waren 2023 Untersuchungen gemacht worden, die mit denen des IHK-Digitalisierungsindex in etwa vergleichbar seien. Im Ergebnis ist die digitale Auffindbarkeit der hiesigen Händler kaum geringer als die der Braunschweiger Unternehmen“, so Bauer. Größere Unterschiede lägen lediglich bei der Nutzung eigener Onlineshops (in Braunschweig um fast ein Drittel höher) und Social-Media als Vertriebsweg.
Die IHK plant, den Digitalisierungsindex (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1051 KB)in zukünftigen IHK-Handelsatlanten fortzuschreiben. Spätestens dann könnten die nun erhobenen Daten verglichen und Entwicklungstendenzen ermittelt werden.