Strukturprobleme bremsen Investitionen

Die Unternehmen im IHK-Bezirk produzierten im Jahr 2024 nicht nur weniger, sondern stellten auch das Investieren nahezu ein. Gründe dafür, so betonen die Unternehmen bei den regelmäßigen Befragungen, liegen in einer Überlast an Barrieren: steigende Kosten, schwache Umsätze, dauerhaft hohe Energiepreise und desolate wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen stellen signifikante Investitionshemmnisse dar. Keine Investitionen bedeuten zugleich: keine Innovationen, keine Transformation, kein Wirtschaftswachstum morgen.

Besorgniserregende Zahlen

Die IHK Halle-Dessau befragt für ihren Konjunkturbericht viermal jährlich ihre Mitglieder. Die Unternehmen bewerten in dieser repräsentativen Umfrage unter anderem ihre aktuelle Geschäftslage und geben Auskunft über die von ihnen erwartete zukünftige Entwicklung. 2024 fragte die IHK auch explizit nach Investitionshemmnissen. Die Antworten sind besorgniserregend:
Als Hemmnis für künftige Investitionen sehen:
  • 40 Prozent die ungünstigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen
  • 36 Prozent die unsichere Geschäftsentwicklung
  • 16 Prozent ihre unzureichende Finanzlage bzw. Finanzierung
  • 8 Prozent sonstige Entwicklungen wie den Fachkräftemangel
  • 7 Prozent derzeit keine lohnenden Investitionsobjekte oder -Ideen
Die Ergebnisse des Energiewende-Barometers der IHK-Organisationen 2024 legen einmal mehr den Finger in die Wunde. Sie zeigen, wie gravierend sich die hohen Energiepreise auf Investitionen auswirken:
  • 38,7 Prozent stellen Investitionen in Kernprozesse zurück
  • 37,6 Prozent stellen Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen zurück
  • 30,6 Prozent stellen Investitionen in Forschung und Innovationen zurück
Und besonders besorgniserregend und alarmierend: 45 Prozent der energieintensiven Unternehmen erwägen eine Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland oder gar eine komplette Abwanderung. Das zeigt, deutsche Unternehmen wollen weiterhin investieren, nur eben immer seltener am Standort Deutschland.
Mangelnde Investitionen sind nicht nur ein Signal, dass etwas in der Wirtschaft am aktuellen Rand nicht stimmt, sondern sie haben auch und insbesondere eine direkte Wirkung auf das Wirtschaftswachstum von morgen.

Prof. Dr. Thomas Brockmeier
IHK-Hauptgeschäftsführer

IHK mahnt wirkungsvolle Reformen an

Gute Wirtschaftspolitik definiert einen vernünftigen Rahmen zum Wirtschaften und zum Investieren. Mehr brauchen die Unternehmen nicht – aber eben auch nicht weniger! Mit der sogenannten Wachstumsinitiative wollte die Bundespolitik 2024 zumindest teilweise der wirtschaftspolitischen Problemlage entgegenwirken. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, immerhin. Aber nicht einmal daraus ist etwas geworden – die Wachstumsprognose bessert es nicht. Anders als zu Beginn des Jahrtausends, als sich das Land mit der Agenda 2010 schon einmal aus einer Dauerkrise befreien konnte, steckt Deutschland weiter im weitgehend selbstverschuldeten Stagnationsloch fest. Deutschland braucht einmal mehr solche wirkungsvollen Reformen wie damals. Das mahnt die IHK an und untersetzte ihren Ruf nach mehr pragmatischer Vernunft und Realismus in der Politik und einer ambitionierten Reformagenda mit vielen Handlungsempfehlungen zu einzelnen Fachthemen.
Wesentliche Forderungen der IHKn:

Technologieoffene Energiepolitik…

Wir brauchen eine technologieoffene Energiepolitik, die auf bezahlbare Energie und Versorgungssicherheit setzt. Dazu gehört auch die Schiefergasförderung in Deutschland, statt des teuren, ineffizienten und umweltschädlichen Transports von LNG über den Atlantik. Und natürlich müssen auch viel mehr Erneuerbare rasch und entschlossen in den Markt; die vielfältigen Hürden gehören konsequent abgebaut!

…und rationale Klimapolitik!

Vor allem muss die Klimapolitik Rücksicht auf die Akzeptanz in der Bevölkerung und auf die Bewahrung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft legen. Es gilt, marktbasierte Mechanismen zu nutzen, um international abgestimmt effektiv und effizient die klimaschädlichen Emissionen zu senken. Vor Ort gilt es aber vor allem, sich an die absehbaren Folgen des Klimawandels anzupassen. Anhand dieser Leitlinien argumentiert das Positionspapier zu den klimapolitischen Grundsätzen, welches die Vollversammlung der IHK in ihrer Herbstsitzung verabschiedete.

Geringere Steuer- und Abgabenlast!

Die Steuer- und Abgabenlast der Unternehmen in Deutschland muss gesenkt werden. Diese zahlen im internationalen Vergleich mit die höchsten Unternehmenssteuern. Das beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit und frisst die Basis für Investitionen auf.

Weniger Bürokratie!

Bürokratische Belastungen sind wirkungsvoll abzubauen! Hier geht es nicht um eine Berichtspflicht weniger oder eine eingesparte Formularseite. Es müssen überflüssige Regelungen wie überflüssige Stellen im öffentlichen Dienst konsequent gestrichen und abgebaut werden.
Das sind nur einige Forderungen aus einer langen Liste an Reformen, die endlich umgesetzt werden müssen. Zur Erinnerung: Wir brauchen keine neuen Ausgabenprogramme, die die Nachfrage ankurbeln, sondern angebotsseitige Reformen. Deutschland hat kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem. Deshalb kurz und knapp: Kosten und Belastungen runter, Handlungsspielräume erhöhen!