Rohstoff wächst vor der Tür

Betriebe prüfen und optimieren allerorten ihre Lieferkettenstrategie. Kurze Wege hat, wer auf regionale Lieferungen setzen kann. Etwa, wenn der Rohstoff direkt vor der Tür wächst. Ein Beispiel aus Mücheln.
Bereits mit ihrer Organisationsform als eingetragene Genossenschaft folgt die Hanffaser Geiseltal eG aus Mücheln einem Trend. Die genossenschaftliche Idee stößt gerade im ländlichen Raum wieder auf wachsende Resonanz. Im März 2022 gegründet, hat sich die Industriegenossenschaft auf die Produktion von Bau- und Dämmstoffen aus Nutzhanf spezialisiert. Mit diesen ökologischen und nachhaltigen Baustoffen wollen die Genossenschaftler die Rohstoffwende in der Region vorantreiben. Im letzten Jahr bauten bereits interessierte Landwirte auf verschiedenen Feldern in der Region Hanf an.
Die Anlage zur Weiterverarbeitung befindet sich derzeit im Aufbau. Das Stroh lagern wir gerade noch ein,

sagt Dr.-Ing. Susanne Bartholomé.

Die Nachfrage ist hoch, weiß sie:
Der Markt für natürliche Baustoffe wächst stetig. Wir brauchen eine weitere Faseraufschlussanlage. Deswegen kooperieren wir mit der Hanffaser Uckermark eG, die langjährige Erfahrung auf dem Gebiet hat. Bis wir in Produktion gehen können, vertreiben wir deren Baustoffe.

Wertschöpfung für die Region

Von globalen Lieferketten ist der lokale Baustoffhersteller grundsätzlich unabhängig, denn die Bezugsquelle sind regionale Landwirte.
Auch im landwirtschaftlichen Bereich findet ein Umbruch statt. Deswegen konnten wir aufgeschlossene Landwirte für unser Projekt gewinnen,

sagt Susanne Bartholomé.

2022 wurden 30 Hektar bestellt, in diesem Jahr werden es noch mehr sein. Die Maschinenring Dienstleistungs GmbH Sachsen-Anhalt Süd und ein Agrarwissenschaftler der Genossenschaft begleiten dabei den gesamten Prozess.
Von der Samenbestellung bis hin zur Ernte nehmen wir alles in die Hand. Ausreichend landwirtschaftliche Nutzfläche ist ja vorhanden.
So konzentriert sich die gesamte Wertschöpfungskette auf das südliche Sachsen-Anhalt. Auch die zukünftige Anlage selbst wird von der Genossenschaft instandgehalten.

Negative CO2-Bilanz

Neben der lokalen Produktion rund um Mücheln, bieten Hanffasern auch ökologische Vorteile. In der Anschaffung zwar zunächst teurer als herkömmliche Baustoffe wie etwa Styropor, punktet das Naturprodukt bei der Ökobilanz und den Recyclingkosten. Nutzhanf ist allgemein sehr widerstandsfähig und wächst unter fast allen Bedingungen. Beim Anbau kann auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichtet werden. Darüber hinaus ist Hanf ein schnellwachsender Rohstoff, der langfristig CO2 binden kann. Dazu verhindert der atmungsaktive Dämmstoff Schimmelbildung im Haus und sorgt für ein gutes Raumklima. Baustoffe aus Hanf sind mehrfach wiederverwendbar, zu 100 Prozent biologisch abbaubar, kompostierbar oder können sogar als Biomasse-Dünger verwendet werden. Eine rundum nachhaltige Idee. Made in Saalekreis.
Hanf ist der Rohstoff der Zukunft - Mit Hilfe der Hanfpflanze kann die Rohstoffwende vorangetrieben werden.

Susanne Bartholomé,
Aufsichtsratsvorsitzende der Hanffaser Geiseltal e. G.

Weitere Informationen:
www.hanffaser-geiseltal.de
Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau
Franckestr. 5
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