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Was macht Standorte attraktiv? Das kommt auf die Perspektive an!
Für Unternehmen zählen als wichtige Kriterien zum Beispiel die Nähe zu Zulieferern und Partnern, günstige Flächen- und Immobilienpreise, eine gute Infrastruktur sowie gut ausgebildete Arbeitskräfte. Für die Anwohner sind es zum Beispiel erlebnisreiche und grüne Innenstädte, eine vielfältige Gastronomie und gesunde Umwelt sowie gute Arbeitsbedingungen. Durch den fortschreitenden Strukturwandel und damit verbundenen Bevölkerungsschwund sowie die politisch und wirtschaftlich besonders herausfordernde Zeit war es im Jahr 2023 trotz großer Bemühungen sehr schwierig, negative Auswirkungen auf die Standortqualität in Sachsen-Anhalt zu verhindern.
Aktueller Handelsatlas gibt aufschlussreichen Einblick
Die Neuauflage des IHK-Handelsatlas im Jahr 2023 verdeutlichte die negative Entwicklung des stationären Einzelhandels im südlichen Sachsen-Anhalt auch in Zahlen. Die siebte Ausgabe der umfangreichen Publikation nimmt die Entwicklungen seit 2017 in den Blick: Die Gesamtverkaufsfläche schrumpfte weiter, nun schon das zehnte Jahr in Folge. Die Flächen an dezentralen Standorten waren dabei erstmalig stärker betroffen als in den Stadtzentren, wo sie sogar leicht zunahmen. Ins Verhältnis zum Bevölkerungsrückgang im südlichen Sachsen-Anhalt gesetzt, nahm die Einzelhandelsverkaufsfläche pro Einwohner jedoch insgesamt leicht zu: Sie stieg von 1,67 auf 1,68 Quadratmeter und lag damit erneut über dem Bundesdurchschnitt von 1,5 Quadratmetern.
Die veränderte Kundennachfrage, die durch die Corona-Pandemie weiter verstärkt wurde, hinterlässt immer deutlichere Spuren.Antje Bauer, IHK-Geschäftsführerin
Besonders Elektrowaren, Bekleidung/Schuhe/Sport und Schreibwaren registrierten große Verluste, während das Segment Gesundheit/Körperpflege noch am meisten wachsen konnte. Der fortschreitende Onlinehandel in Verbindung mit einer sich immer stärker ausprägenden Nachfolgeproblematik und der in allen Branchen spürbare Fachkräftemangel wirken sich negativ auf die Entwicklung im IHK-Bezirk aus. Der auf über 10.000 branchenbezogenen Datensätzen mit 200.000 Einzelangaben basierende IHK-Handelsatlas 2022 enthält regionalwirtschaftliche wie handelsrelevante Daten zur Bevölkerungsentwicklung und zum Kaufkraftvolumen. Einzelhändlern, Investoren und Kommunen wird damit eine qualifizierte Entscheidungshilfe für handelsrelevante Fragen zur Entwicklung von Standorten oder Angeboten an die Hand gegeben. IHK-Mitglieder können die Publikation kostenfrei bei ihrer IHK beziehen (Bestellformular Handelsatlas), für alle anderen Interessenten ist der Handelsatlas zum Preis von 500 Euro bestellbar.
Bündnis für zukunftsfähige Innenstädte in Sachsen-Anhalt
Die besorgniserregende, durch die Folgen der Corona-Pandemie, verändertes Kaufverhalten und den rasanten Anstieg des Online-Handels geprägte, Entwicklung in den Städten Sachsen-Anhalts hat die IHK Halle-Dessau dazu veranlasst, gemeinsam mit der IHK Magdeburg ein „Bündnis für zukunftsfähige Innenstädte und Zentren in Sachsen-Anhalt“ anzuschieben. Denn: Nur mit konzentriertem Vorgehen und zielgerichteter Kooperation können sich die Städte und Zentren Sachsen-Anhalts als multifunktionale Orte neu erfinden, Unternehmen gestärkt und Neuansiedlungen und Investitionen gesichert werden. Es braucht die Kraftanstrengung aktiver Partner, die in gemeinsamer Verantwortung für die Innenstädte und Marktplätze des 21. Jahrhunderts eine gemeinsame Innenstadtoffensive vereinbaren.
Einen ersten Schritt im Schulterschluss zu diesem gemeinsamen Ziel wurde mit der Veranstaltung „Nachhaltige Wiederbelebung der Innenstädte: Was kommt, was geht, was bleibt?“ Ende November 2023 in Bernburg (Saale), gemeinsam mit den Ministerien für Infrastruktur und Digitales und für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt getan.
Im Fokus des Workshops mit kommunalen Vertretern, lokalen Einzelhändlern und deren Interessenvertretern, Gewerbetreibenden, die Kreativwirtschaft und Institutionen standen Lösungsansätze zur Revitalisierung der Innenstädte in Sachsen-Anhalt unter Berücksichtigung der Themen Digitalisierung, innovative Geschäftsmodelle, Zwischen- und temporäre Nutzungen, Citymanagement sowie Stadt- und Regionalmarketing. Auf den hier erarbeiteten Erkenntnissen und einer Umfrage unter den Teilnehmern und weiteren Multiplikatoren im Nachgang der Veranstaltung wurde eine Agenda der wichtigsten Handlungserfordernisse zusammengestellt, die es im Folgejahr umzusetzen gilt.
Erfolgreiche Aktion „Heimatshoppen“ 2023 ausgeweitet
Durch eine Wiederholung und Ausweitung der beliebten Aktion „Heimatshoppen“ konnte der Erlebnischarakter der Innenstädte im Jahr 2023 weiter vorangetrieben werden. Die IHK-Initiative konnte in Kooperation mit örtlichen Werbe- und Citygemeinschaften 2023 erneut die vielfältigen Leistungen der innerstädtischen Betriebe im südlichen Sachsen-Anhalt erfolgreich in den Mittelpunkt stellen. Denn diese prägen das vitale Stadtleben maßgeblich mit und tragen dadurch wesentlich zur Lebensqualität der Bevölkerung bei. Sie übernehmen die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen, schaffen gut erreichbare Arbeits- und Ausbildungsplätze und engagieren sich vor Ort finanziell und ehrenamtlich. Das soll zu festen Terminen im Jahr regelmäßig in den Blick rücken, für mehr Wertschätzung sorgen sowie innerstädtische Netzwerke und Kooperationen fördern und fordern.
Über 400 Städte in Deutschland, in mehr als 40 IHK-Bezirken beteiligen sich mittlerweile. Im IHK-Bezirk Halle-Dessau waren es im September und Oktober 2023 vier: Naumburg (Saale), Dessau-Roßlau, Weißenfels und Sangerhausen. Die Termine für 2024 sind abrufbar unter www.heimat-shoppen.de.
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Antje Bauer