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Mehr Unternehmer braucht das Land
Die Zahlen des ersten Nachfolgereports des Netzwerks Unternehmensnachfolge Sachsen-Anhalt (N:UN) vom November 2023 sprechen eine deutliche Sprache: In den nächsten sieben Jahren erreichen in Sachsen-Anhalt jährlich mehr als 1.550 Unternehmensinhaber das Rentenalter. Bis 2030, so die Prognose bezogen auf den aktuellen Gesamtunternehmensbestand, stehen in Sachsen-Anhalt mindestens 10.600 Übergaben von Unternehmen und Gesellschaftsanteilen an, davon etwa 6.164 nachhaltige Gründungen von Einzelunternehmen, die bis zum Erreichen des Rentenalters Bestand haben müssten. Das wären 15,5 Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.
Es ist uns in den vergangenen Jahren zwar gelungen, den Anteil der Nachfolgegründungen in Sachsen-Anhalt kontinuierlich zu steigern. Diese positive Entwicklung ist jedoch bei weitem nicht ausreichend, um den wachsenden Bedarf an Unternehmensnachfolgen bis zum Ende des Jahrzehnts zu decken.Antje Bauer, N:UN-Sprecherin und IHK-Geschäftsführerin
Und sie sieht weitere Hürden für Unternehmer: Liquiditätsprobleme, ein verändertes Kundenverhalten, Inflation, der Mangel an Arbeitskräften verbunden mit steigenden Personalkosten so
wie hohe Energiekosten. In Summe veranlasse das immer mehr Inhaber vor allem kleinerer Betriebe, eher über eine Schließung als über eine Nachfolge nachzudenken.
Der gesamte Nachfolgereport 2023 ist kostenfrei als PDF zum Download erhältlich.
Im Handwerk sieht es ähnlich aus, so Dorit Zieler, Abteilungsleiterin Betriebsberatung der Handwerkskammer Magdeburg: „61 Prozent der Inhaber sind älter als 50 Jahre. Deren Geschäft müsste in den nächsten 15 Jahren an die Nachfolgegeneration übergeben werden. Angesichts fehlenden Nachwuchses wird das von Jahr zu Jahr schwieriger werden.“
Mit vereinten Kräften gegen das Schrumpfen
Zumindest kurzfristig ist dafür keine Lösung in Sicht. Das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt prognostiziert seit langem einen Rückgang der Bevölkerung des Landes auf unter zwei Millionen Einwohner bis 2030. Und auch der jüngst veröffentlichte Wegweiser Kommunen der Bertelsmann Stiftung malt ein eher düsteres Bild. Demnach verliert Sachsen-Anhalt bis 2040 so viele Einwohner wie sonst kein anderes Bundesland: -12,3 Prozent zwischen 2020 und 2040, so die Schätzung. Der Nachfolgereport rechnet damit, dass die Zahl der Unternehmensinhaber in Sachsen-Anhalt bis 2030 aber noch viel stärker, nämlich um 20 Prozent, schrumpfen wird. Damit wäre das Land in nur gut sechs Jahren um 17.000 Unternehmen ärmer.
Anlass genug für das Netzwerk Unternehmensnachfolge, an die Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene klare Forderungen zu formulieren: „Um den zukünftigen Bedarf an Unternehmensnachfolgen annähernd decken zu können, bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Politik, Wirtschaftsförderung, Kammern, Verbänden, Finanzinstituten und auch der Wirtschaft selbst“, so Bauer. Dazu müssten Beratungen vom Land wieder gefördert, Bürokratie auf das notwendige Mindestmaß beschränkt und Steuerlasten gemindert werden. Vor allem bräuchte es aber mehr Gründungswillige. „Der Schritt in die Selbstständigkeit muss erstrebenswert sein, dazu benötigen wir mehr Unternehmergeist und ein wirtschaftsfreundliches Sachsen-Anhalt, ergänzt Bauer.
Mehr Unternehmensübergaben erfolgreich zu begleiten, bleibt also auch 2024 das gemeinsame Ziel wichtiger gesellschaftlicher Partner in Sachsen-Anhalt. Bausteine sollen besser verzahnt werden und in vernetzte Lösungen münden. Die IHK Halle-Dessau agiert dabei als aktiver Interessenvertreter der Unternehmen und als Dienstleister.
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Antje Bauer