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Die demografische Falle
Die Auswirkungen des demografischen Wandels sind im Jahr 2023 allgegenwärtig. Der Arbeits- und Fachkräftemangel betrifft mittlerweile Unternehmen aller Branchen. Der IHK-Bezirk Halle-Dessau verlor seit 1990 durch Wegzug und Geburtenrückgang rund 430.000 Einwohner. Zwar wandern inzwischen nicht mehr Menschen ab als hinzukommen, aber es sterben mehr als geboren werden. Auch die jüngst veröffentlichten Ergebnisse des Wegweisers Kommunen der Bertelsmann Stiftung geben Anlass zur Sorge. Demnach wird die Einwohnerzahl in Sachsen-Anhalt bis 2040 so stark sinken wie in keinem anderen Bundesland. Zwischen 2020 und 2040 wird ein Rückgang von 12,3 Prozent prognostiziert. Kontinuierlich sinkt auch die Anzahl der Erwerbsfähigen seit Jahren. Für zwei Menschen, die in Rente gehen, rückt aktuell nur einer nach. Jährlich entsteht damit eine demografische Lücke von über 9.200 Arbeitskräften. Das verschärft den bestehenden Fachkräftemangel stetig.
Mit Wenigeren mehr machen
Gehen uns die Arbeits- und Fachkräfte aus, steht unser Wohlstand auf der Kippe. Wer hält „den Laden am Laufen“? Was ist zu tun?
- Wir können es uns nicht leisten, auch nur einen Menschen, der erwerbsfähig ist, nicht zu beschäftigen. Es braucht handfeste Anreize, Arbeit auch aufzunehmen. Und in gleicher Weise natürlich auch durchgreifende Sanktionsmöglichkeiten, falls sich jemand partout weigert.
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Wir können es uns auch nicht leisten, dass sich die arbeitende Bevölkerung Stück für Stück in die Vier-Tage-Woche verabschiedet, um die sogenannte Work-Life-Balance zu optimieren. Frei nach Immanuel Kants kategorischem Imperativ: Wer für sich selbst dieses Recht reklamiert, möge sich bitte einmal vorstellen, was geschehen würde, wenn alle Menschen so handelten. Akzeptieren wir es, wenn der Bäcker am Freitagmorgen die Backstube geschlossen hält, wenn der Lokführer am Donnerstag einen „Balance-Tag“ einschiebt oder der Polizist nur noch in Teilzeit für Recht und Ordnung sorgt? Von den Auswirkungen, die dies zukünftig auf die sozialen Sicherungssysteme hat, mal ganz zu schweigen.
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Wenn wir weniger werden, müssen wir als Gesellschaft schwierige Entscheidungen treffen: Wo sollen die Arbeitskräfte eingesetzt werden? Wir sagen: Selbstverständlich vor allem in wertschöpfenden Tätigkeiten! Zwar muss die Verwaltung so ausgestattet sein, dass sie ihren wesentlichen Aufgaben gut nachkommen kann. Wir dürfen aber nicht in eine Situation geraten, in der die öffentliche Hand der Wirtschaft die knappen Arbeitskräfte reihenweise abspenstig macht – zumal die Attraktivität der Löhne dort maßgeblich getragen wird durch die Steuern, die Unternehmen entrichten! Wir beobachten aber derzeit leider das Gegenteil: Die öffentliche Hand wächst, stellt immer mehr Leute ein und wirbt teilweise auch bei den Unternehmen aggressiv Fachkräfte ab. Das ist ein Unding, denn Wertschöpfung entsteht in der Wirtschaft und nicht in den Amtsstuben.
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Auch muss unser Land attraktiver für zuwandernde qualifizierte Fachkräfte werden, die Bedarfslücken am Arbeitsmarkt schließen können. Sowohl einstellungsbereite Unternehmen als auch einwanderungswilliges Personal brauchen Unterstützung.
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Zu guter Letzt: Wenn wir weniger werden, unseren Wohlstand aber halten wollen, dann müssen wir Verbliebenen umso produktiver arbeiten – einerseits, indem wir unser Wissen durch (Weiter-)Bildung a jour und mit dem technischen Wandel Schritt halten. Dass sich das für Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen lohnt, belegen die regelmäßigen Erfolgsumfragen zu IHK-Weiterbildungen. Andererseits müssen wir produktiver werden durch mehr Automatisierung, durch mehr Digitalisierung, sprich durch „arbeitssparende“ Innovationen. Die Sorge vor Massenarbeitslosigkeit durch Technisierung ist unbegründet – im Gegenteil: dieser Fortschritt ist unsere Rettung!
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Hendrik Senkbeil