„Himmel und Erde“ in Halle (Saale): Mit Begegnungen durch die Krise

Im Tante-Emma-Laden „Himmel & Erde“ von Katrin Langheinrich quetscht man sich nicht durch volle Gänge oder hört das hektische Piepen der Kassen. Hier geht es um Begegnung. Die 52-Jährige lebt für ihren Laden im Halleschen Giebichenstein-Viertel. Wenn sie nicht gerade hinter der Ladentheke steht, stellt sie eigene Fotografien in einer Ausstellung aus oder kümmert sich um ihr Bienenvolk. Bei all ihren Aktivitäten verfolgt sie einen pädagogischen Ansatz: der Mensch steht im Mittelpunkt. In der Großen Brunnenstraße 63 bietet Katrin Langheinrich auf 20 Quadratmetern alles an, was man zum Leben braucht. Lebensmittel in Bioqualität, Waren des täglichen Gebrauchs, Suppe, Backwaren und vieles mehr. Mit einem Pfandsystem ermöglicht sie ihren Kunden auch den Verzicht auf Plastik. Ihr Sortiment gibt ihr ein gutes Gefühl. Und das spüren auch die Kunden.

Doch die aktuellen Krisen gehen auch an Katrin Langheinrich nicht spurlos vorbei. „Man muss seine Produkte immer im Blick haben und wissen, wie gut man damit wirtschaftet.“ Ihre Warenpalette passt die Ladeninhaberin immer an den tatsächlichen Bedarf an und vermeidet so übermäßige Kosten. Mit Cateringleistungen erweiterte sie außerdem ihre Angebotsvielfalt und verschaffte sich damit ein zusätzliches Standbein. Auch auf die Energiekrise reagierte die gelernte Sozialpädagogin flexibel. Sie änderte Lieferrhythmen, bestellte weniger, aber öfter Ware und konnte so die eigenen Kühlkapazitäten reduzieren. Weniger Kühlschränke, weniger Stromverbrauch. Die Arbeit als Hobbyfotografin kommt ihr zugute, wenn es um Werbung für ihr Geschäft geht. Sie schaltet ihre Fotos auf WhatsApp, Facebook und Instagram und hält „Himmel & Erde“ so kontinuierlich auf dem Radar der Menschen. Denn genau darum geht es Katrin Langheinrich: um die Menschen.

In dem kleinen Laden wird nicht nur das Einkaufen zelebriert, sondern auch der persönliche Kontakt. Andere Bioläden sind für sie keine Konkurrenz, denn bei ihr geht es weniger um die Waren, als um ein Gefühl. Sie kennt ihre Kunden, ihre Fahrer und Händler. Bei ihr geht es immer um das Miteinander.

Man merkt schnell, dass hinter dem Konzept der 52-Jährigen ein Traum steckt. Sie wünscht sich, dass alle ein wenig enger zusammenrücken. Einen Traum, den viele ihrer Kunden teilen und der Grund dafür ist, dass „Himmel und Erde“ als etwas Besonderes wahrgenommen wird. Gerade in der Corona-Zeit bewährte sich dieses Modell. Damit niemand vor dem Laden frieren musste, gab es heißen Tee für die Wartenden. Anderen Kunden brachte sie die Ware bis vor die Tür. Im Geschäft von Katrin Langheinrich wird man als Mensch und nicht als Kunde gesehen.

Wenn aufgrund einer anhaltenden Krise mal alle Stricke reißen sollten, hat Katrin Langheinrich einen Plan B im Kopf: Sie könnte wieder im sozialpädagogischen Bereich arbeiten. Doch der Laden ist und bleibt ihr Lebenswerk. Wenn sie in die Zukunft blickt, weiß die Ladeninhaberin, dass sie noch flexibler werden muss. Wichtig ist ihr dabei, trotzdem ihren Konzepten treu zu bleiben. „Dem Onlinehandel werde ich mich nicht zuwenden.“ Katrin Langheinrich hängt an ihrem Traum und will sich nicht verbiegen. Sie wünscht sich, dass die Menschen mehr ins Handeln kommen und ihr Konsumverhalten ändern. Anderen Inhabern von kleinen Geschäften rät sie genau dazu: auf menschlichen Kontakt und Begeisterung zu setzen. Sie ist überzeugt, dass sich das auf die Kunden überträgt. Außerdem setzt sie darauf, dass sich kleine Unternehmen gegenseitig mehr unterstützen. „Das persönliche Konzept muss man leben. Nicht nur im Verkauf, sondern auch im eigenen Konsum und Handeln.“