Studie zur Schadensbetrachtung für die Wirtschaft als Folge der A45-Sperrung

Der Verkehrsverband Westfalen e.V. legte jetzt eine Schadensbetrachtung für die Wirtschaft als Folge der A45-Sperrung sowie konkrete Handlungsempfehlungen vor.
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„Die Wirtschaft trocknet kontinuierlich aus, wenn die unverzichtbare Lebensader A45 abgeschnitten wird und das Vertrauen in die vernetzte Wirtschaftsregion zwischen Südwestfalen und dem westfälischen Ruhrgebiet verloren geht“, erläutert Marc Simon, Vorstandsvorsitzender des Verkehrsverbandes Westfalen e.V. die Beweggründe für die aktuelle Untersuchung. „Auch als betroffener Unternehmer mit der Verantwortung für unsere Beschäftigten und deren Familien kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass auf jeden Monat ankommt, den der Neubau der Rahmede-Talbrücke beschleunigt werden kann.
„Wir haben uns für einen konservativen Ansatz bei der Berechnung der volkswirtschaftlichen Schäden entschieden und kommen trotzdem auf mindestens 1,8 Mrd. Euro, die für die Dauer einer üblichen Neubauzeit von fünf Jahren entstehen würden“, erläutert Hanno Kempermann, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH. Für die Wirtschaft entstehen Kosten durch Staus und Umleitungen sowie durch die sinkende Standortattraktivität. An den offiziellen und inoffiziellen Ausweichrouten leben rund 20.000 Einwohner und sind rund 1.600 Unternehmen ansässig, die sich mit sinkenden Immobilienpreisen, einem hohen Lärm- und Stresspegel und besonders großen Auswirkungen der Verkehrsbelastungen wie bspw. die An- und Abfahrt von Mitarbeitern konfrontiert sehen. Allein für den Märkischen Kreis summieren sich die Wachstumsverluste auf mindestens 600 Millionen Euro.
Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen, in deren Kammerbezirk die gesperrte Brücke steht, stellt für die IHKs von Arnsberg, Dortmund, bis Siegen fest: „Jeder Tag Brückensperrung raubt der gesamten Wirtschaftsregion Wachstumsperspektiven. In Zeiten des Fachkräftemangels und der Transformation der Industrie, aber auch im Handel, der Freizeit- und Tourismuswirtschaft, der Gastronomie und Veranstaltungswirtschaft, strapaziert die Brückensperrung die Region, die Umwelt und die Menschen über Gebühr.“ Die Untersuchung belege neben den akuten Schäden durch Umwege vor allem aber auch den Verlust an Standortattraktivität. „Die Studie zeigt, dass wir nicht nur über die Beschleunigung des Ersatzneubaus sprechen dürfen, sondern darüber, wie das Vertrauen der Wirtschaft und der Beschäftigten in die regionale Infrastruktur zurückgewonnen werden kann.“
Der Verkehrsverband Westfalen ziehe für Ralf Geruschkat die richtigen Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Untersuchung. „Für die Wirtschaft in NRW braucht es einen klaren Zeitplan, an dem sich die Verantwortlichen am Ende auch messen lassen müssen. Nur so gewinnt man das Vertrauen der Betriebe zurück,“ resümiert Geruschkat und der Verbandsvorsitzende Simon ergänzt: „Die Summe der Schäden aus dieser Studie zeigen, dass ein Gesamtzeitraum von fünf Jahren nicht das Maximal-, sondern das Minimalziel sein sollte.“
HERE Technologies, hat als führende Plattform für digitale Karten das Gutachten um eine interaktive Visualisierung der Verkehrsflüsse in der Region vor und nach der Sperrung ergänzt. Das Unternehmen HERE Technologies ist ein führender Anbieter von Verkehrsinformationen, die von Unternehmen der Automobilindustrie, Städten und Verkehrsbehörden auf der ganzen Welt genutzt werden. Michael Bültmann, Deutschlandgeschäftsführer von HERE kann bei einem Vergleich vor und nach der Sperrung im Bezirk des Verkehrsverbandes Westfalen feststellen, dass es flächendeckend ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und Staus gibt. “Unter www.verkehrsverband-westfalen.de stellen wir eine interaktive Karte zur Verfügung, auf der die Behinderungen im Straßennetz vor und nach der Sperrung verglichen werden können, damit Interessierte sich einen eigenen Eindruck verschaffen können“, so Bültmann.
Das größte Beschleunigungspotenzial steckt im Genehmigungsprozess. Deshalb schlägt der Verkehrsverband Westfalen eine Planungsbeschleunigung durch verantwortlichen Dialog vor. Marc Simon erläutert zu dem Vorschlag, dass die Belange der Kommunen, der Anwohner, der Pendler, der Wirtschaft, des Klima- und natürlich des Artenschutzes an einen Tisch gehören würden. Ein verantwortlicher Dialog bedeute aber auch, dass beispielsweise die Artenschützer oder Anwohner sich genauso wie die Wirtschaft darauf verlassen können müssen, dass Zusagen auch eingehalten werden. Deshalb ist aus Sicht des Verkehrsverbandes Westfalen die Berufung eines Bürgerbeauftragten zwar ein erster Schritt. „Wir wünschen uns aber zusätzlich einen echten Prozessbeschleuniger auf Ebene des Bundesverkehrsministeriums, der die verantwortlichen Stellen in verbindlichen Entscheidungsprozessen koordiniert und einen Brückenneubau in Rekordzeit ermöglicht,“ konkretisiert Simon die Forderung.
„Die Sperrung ist kein Lüdenscheider Problem, sondern Betriebe aus Dortmund, Arnsberg oder Siegen können genauso hart betroffen sein. Deshalb war es richtig, dass die Landesregierung schnell und konsequent eine Unterstützung für die Wirtschaft zur Verfügung gestellt hat. Die Dimension der wirtschaftlichen Schäden zeigt jedoch auch aus Sicht der beteiligten Industrie- und Handelskammern, dass der Neubau in Rekordzeit oberste Priorität haben müsse.“, so Geruschkat.

21. März 2022