Umdenken ist erforderlich

Wirtschaft im Spannungsfeld zwischen Nachhaltigkeit und Wettbewerbsdruck

Die nordrhein-westfälischen Unternehmen treiben die Energiewende trotz der vielfältigen Herausforderungen aktiv mit voran und setzen sich ehrgeizige Ziele zur Klimaneutralität. Aber hohe Preise und fehlende Planbarkeit der Energieversorgung sind für die Unternehmen am Standort Deutschland mehr denn je ein Produktions- und Investitionshemmnis. Das zeigt das bundesweite IHK-Energiewende-Barometer 2024.
Nach der aktuellen Umfrage der IHK-Organisation planen über 83 Prozent der befragten Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, bis spätestens 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Immerhin 21 Prozent möchten dieses Ziel bereits 2030 erreichen. Die Unternehmen lassen ihren Ankündigungen dabei Taten folgen und forcieren die Energiewende mit eigenen Mitteln. Rund 23 Prozent der antwortenden Unternehmen haben bereits eigene Kapazitäten zur Erzeugung erneuerbarer Energien aufgebaut, weitere 25 Prozent planen entsprechende Maßnahmen. Besonders Industrieunternehmen zeigen hier verstärktes Engagement und bauen eigenständig Erzeugungskapazitäten auf.
Weitere Informationen und die vollständige Auswertung des IHK-Energiewendebarometers für Nordrhein-Westfalen finden Sie hier.
Doch trotz des umfassenden Engagements wiegen die Herausforderungen der Energiewende für viele Unternehmen schwer. Gerade die im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern hohen Energiepreise belasten die Unternehmen im Zuge der Transformation hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung stark. Rund 39 Prozent der Unternehmen sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit durch die hohen Energiepreise gefährdet. In der Industrie – eine Branche, die in einem besonderen internationalen Wettbewerb steht – sind es sogar 61 Prozent. Diese Zahlen haben sich im Vergleich zur Vorjahresumfrage aus dem Jahr 2023 kaum verbessert.
“Entscheidend ist, dass wir zu Preisen für unsere Energieversorgung zurückkehren, die unseren Industrie- und Wirtschaftsstandort wieder international wettbewerbsfähig machen. Zudem bedarf es einer belastbaren Perspektive zur Versorgungssicherheit. Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können die Unternehmen am Standort den Wandel vollständig annehmen und den Ausbau der Erneuerbaren weiter vorantreiben”
(Ralf Stoffels, SIHK-Präsident und Präsident der IHK NRW)
Gleichzeitig besitzen die Unternehmen bei der Einsparung von Energie immer weniger Spielraum. Bereits in den vergangenen Jahren wurden Einsparpotenziale von den Unternehmen durch Effizienzsteigerungen ausgeschöpft. 28 Prozent der Unternehmen sehen in den nächsten fünf Jahren keine weiteren wirtschaftlich realisierbaren Einsparpotenziale. Neben den hohen Kosten sind es vor allem die hohen bürokratischen Anforderungen und die fehlende Planbarkeit, die die Unternehmen vor Herausforderung beim Bau und Betrieb eigener Erneuerbare Energien-Kapazitäten stellen. Rund zwei Drittel der antwortenden Unternehmen sehen in der überbordenden Bürokratie die größte Hürde für eine erfolgreiche Energiewende. Weitere Hemmnisse werden in fehlenden Informationen sowie der geringen Planbarkeit und Verlässlichkeit der gegenwärtigen Energiepolitik gesehen.
Mit dem bundesweiten Energiewendebarometer bildet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) seit 2012 die Einschätzungen von rund 3.300 Unternehmen aus der Breite der deutschen Wirtschaft ab.
02.08.2024