EU: Bürokratie als größten Hemmschuh anpacken und Wirtschaft wieder stark machen
IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024
Was erwarten die Unternehmen konkret von der EU? Was muss sich nach der Europawahl im Juni ändern, damit Europa wettbewerbsfähiger und attraktiver für Unternehmen wird? Antworten auf diese Fragen hat die IHK-Organisation in der aktuellen Umfrage „Unternehmensbarometer Europa“ ermittelt.
Für 40 Prozent der befragten Ostthüringer Unternehmen hat die Europäische Union als Standort in der vergangenen fünf Jahren an Anziehungskraft verloren, während nur jeder zwanzigste Befragte eine positive Entwicklung ausmacht. „Für den Großteil der Unternehmen spielt die EU im Geschäftsalltag eine wichtige Rolle. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Wirtschaftsstandort Europa an Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität eingebüßt hat. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf“, fasst Almut Weinert, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Wirtschaft und Technologie, das Umfrageergebnis zusammen.
„Außer Frage steht dennoch, dass die europäische Integration den Unternehmen eine ganze Reihe von Vorteilen bietet“, so Weinert weiter. Besonders schätzen die Unternehmen den gemeinsamen Währungsraum und dem Wegfall der Wechselkursrisiken. Ähnlich hohen Nutzen ziehen die Firmen aus der politischen Stabilität, der Harmonisierung der nationalen Rechtsrahmen und dem Zugang zu EU-Förderprogrammen.
Die Umfrage zeigt auch, dass die Unternehmen in einigen der geplanten bzw. bereits auf den Weg gebrachten Regelungen des European Green Deal Risiken für ihre Konkurrenzfähigkeit sehen. Sie rechnen damit, dass sich die Einführung neuer Sorgfaltspflichten in der Wertschöpfungskette eher negativ als positiv auswirkt (Bundesweit: 43 Prozent). Gleiches gilt für die Folgen anderer EU-Initiativen wie der EU-Taxonomie, dem CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) oder den KMU-Nachhaltigkeitsstandards. „Maßnahmen, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen, müssen schnellstmöglich angepasst oder zurückgenommen werden“, betont Almut Weinert.
Für die nächste Legislaturperiode nach der Europawahl im Juni nennen die Unternehmen ein ganzes Bündel an politischen Prioritäten. Neben der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im Allgemeinen sehen sie den größten Handlungsbedarf beim Bürokratieabbau und der Sicherung der Energieversorgung. Erwartet werden außerdem wirksame Schutzmaßnahmen gegen Cyberangriffe. Angesichts des Arbeitskräftemangels müssen nichts zuletzt verstärkte Anstrengungen zur Fachkräftesicherung auf der politischen Agenda der EU stehen. „Europa muss seine Hausaufgaben machen, davon hängen der wirtschaftliche Erfolg und Wohlstand auch in unserer Region ab“, fasst Almut Weinert zusammen.
An der Umfrage vor der EU-Wahl 2024 haben sich bundesweit knapp 3.000 Unternehmen aller Branchen beteiligt. Auch die Unternehmerinnen und Unternehmen der Ostthüringer IHK-Vollversammlung wurden befragt.
Die vollständige Auswertung des IHK-Unternehmensbarometers ist online auf www.dihk.de. In einem aktuellen Special beleuchtet das IHK-Onlinemagazin „Ostthüringer Wirtschaft“ www.gera.ihk.de/magazin die Europawahl 2024.
03.04.2024, ba