Jahresabschluss 2023 Lagebericht

I. Geschäfts- und Rahmenbedingungen

Konjunkturelle Rahmenbedingungen im IHK-Bezirk

Die wirtschaftliche Lage in Ostthüringen war im Jahr 2023 angespannt. Die regionale Wirtschaft befand sich im Sog der schwachen nationalen und globalen Konjunkturentwicklung. Gestiegene Kosten für Energie, Rohstoffe, Waren und Arbeit sowie eine rückläufige Auftragsentwicklung belasteten in vielen Unternehmen das Geschäft.
Zum Jahreswechsel 2022/2023 bewerteten 39 Prozent der Ostthüringer Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, weitere 41 Prozent berichteten von einer befriedigenden oder saisonüblichen Lage, während 20 Prozent der Betriebe eine schlechte Geschäftslage meldeten. Im Saldo aus den positiven und negativen Lagebeurteilungen (+19) lagen die Bewertungen der Geschäftslage somit bereits zu Jahresbeginn 2023 deutlich unter dem Durchschnittswert der zurückliegenden zehn Jahre (+27). Zum Jahreswechsel 2023/2024 berichteten hingegen nur noch 29 Prozent der Ostthüringer Betriebe von einer guten Geschäftslage, 42 Prozent der Unternehmen beurteilten diese als befriedigend und weitere 29 Prozent als schlecht. Mit dem Saldo (0) präsentierte sich die wirtschaftliche Lage damit so ungünstig wie zuletzt im Frühjahr 2021, inmitten der Covid-19-Pandemie.
Die Stimmung hat sich über nahezu alle Branchen hinweg verschlechtert. Das Verarbeitende Gewerbe musste mit einer verhaltenen Auftragsentwicklung umgehen und insbesondere für energieintensive Wirtschaftszweige war die internationale Wettbewerbssituation angesichts des hohen Energiepreisniveaus herausfordernd. Im Baugewerbe belasteten die Investitionszurückhaltung und gestiegene Zinsen. Das schwache Konsumklima spiegelte sich in überwiegend negativen Lageurteilen im Ostthüringer Handel wider. Im Verkehrs- und Dienstleistungsgewerbe hat die Konjunkturschwäche der Industrie zunehmend Spuren hinterlassen. Auch unter den touristischen Betrieben hat sich die Stimmung verschlechtert - nicht zuletzt aufgrund der wieder angehobenen Umsatzsteuer auf Speisen.
Auf dem Arbeitsmarkt nehmen die Herausforderungen zu. Nach- bzw. Neubesetzungen sind wegen fehlender Bewerber oder unpassender Qualifikation der Bewerber in vielen Unternehmen schwierig, Vakanzen von zwei Monaten oder länger keine Seltenheit. Zugleich ist die Arbeitslosenzahl gestiegen. Im Dezember 2023 lag die Arbeitslosenquote in Ostthüringen bei 6,5 Prozent (+0,6 Prozentpunkte gegenüber Dezember 2022).
Zum Jahresende 2023 zählt die IHK Ostthüringen zu Gera 30.587 (Vj. 30.389) Mitgliedsunternehmen.

Geschäftsverlauf und Lage der IHK im abgelaufenen Geschäftsjahr

Das abgelaufene Geschäftsjahr verlief für die IHK ertrags- und aufwandsseitig unerwartet positiv.
Die Erträge aus IHK-Beiträgen lagen deutlich über der Planung, sowohl bei den Beiträgen aus Vorjahren als auch aus dem laufenden Jahr. Die wegen der Coronapandemie deutlich negativen Erwartungen der IHK-Mitglieder zur Entwicklung ihrer Gewerbeerträge bzw. Gewinne aus Gewerbebetrieb haben sich wie auch im Jahr 2022 nicht bestätigt. Auch die Abschreibungen auf Beitragsforderungen wegen Niederschlagungen und Erlassen fielen deutlich niedriger als erwartet aus. Die Mehrerträge und der Minderaufwand aus IHK-Beiträgen summieren sich auf 2.325,7 Mio. €.
Der Ukrainekrieg, die Inflation, die Energiekostenentwicklung sowie die zunehmenden sonstigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten der IHK-Mitglieder hatten im Jahr 2023 noch keine relevanten Auswirkungen für den IHK-Haushalt.

Inhaltliche Schwerpunkte der IHK-Arbeit

Im Rahmen ihrer gesetzlichen Aufgaben gemäß § 1 des IHK-Gesetzes ist die IHK die unabhängige wirtschaftspolitische Interessenvertretung der IHK-Mitgliedsunternehmen in der Region, in Thüringen, auf Bundes- und EU-Ebene. Sie führt hoheitliche, vom Staat übertragene Aufgaben in Eigenverantwortung aus und erbringt wirtschaftsorientierte Dienstleistungen im Interesse der IHK-Mitgliedsunternehmen.
Um diesen Anspruch auf hohem Niveau erfüllen zu können, hat die IHK Ostthüringen zu Gera im Jahr 2015 ein Qualitätsmanagementsystem nach der Norm DIN EN ISO 9001:2008 in Kraft gesetzt. Das System wird jährlich extern überprüft, das aktuelle Zertifikat der CERTQUA GmbH, Sitz Bonn, hat eine Gültigkeit bis zum 10. Juni 2024.
Der Interessenvertretung durch die IHK kommt in der gegenwärtig schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation weiterhin besondere Bedeutung zu. Instrumente dafür waren u.a. direkte Kontakte zu Politik auf Kommunal- und Landesebene, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, IHK-Forderungspapiere, Stellungnahmen sowie aktive Mitwirkung an der Interessenvertretung durch die DIHK auf Bundes- und Europaebene. Die Politikberatung gegenüber der Landes- und Bundespolitik war inhaltlich stark geprägt durch Auswirkungen des Ukrainekrieges, hohe Energiepreise, gestiegene Zinsen und das schwache Konsumklima. So befasste sich die IHK mit 74 Themen/Gesetzgebungsvorhaben in verschiedenen wirtschaftsrelevanten Bereichen und gab dazu 65 Stellungnahmen ab.
Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse ist gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent auf 1.940 gestiegen und liegt damit um mehr als 3 Prozent über Vor-Corona-Niveau. Insgesamt betreute die IHK über alle Ausbildungsjahre 4.647 Ausbildungsverhältnisse (Vorjahr 4.531).
In der Berufsorientierung wurde mit der Umsetzung der in 2023 gestarteten bundesweiten IHK-Azubikampagne unter Beibehaltung der bewährten Mittel der Thüringer Elternkampagne begonnen. Das IHK-Schülercollege konnte als außerschulisches Angebot zur beruflichen Orientierung ausgebaut werden. Insgesamt 439 Jugendliche beteiligten sich an über 100 verschiedenen Angeboten für Tagespraktika. An Arbeitsgemeinschaften und Seminaren nahmen 237 Jugendliche teil. Auch das Unterstützungsangebot der IHK zum Anwerben ausländischer Azubis wurde von zunehmend mehr Unternehmen genutzt.
In der Informations- und Beratungstätigkeit bildeten u.a. die aktuellen Herausforderungen der Unternehmen bei der Fachkräftesicherung, Unternehmensnachfolge, wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die zunehmenden rechtlichen Regelungen in allen unternehmerischen Bereichen, das Thema IT-Sicherheit, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz die Schwerpunkte.

II. Vermögens-/Finanz-/Ertragsentwicklung und -lage

Ertragslage
Die IHK schließt das Geschäftsjahr 2023 mit einem positiven Jahresergebnis von 1.193,2 T€ (2.169,5 T€ in 2022) ab. Der Jahresüberschuss liegt damit um 3.622,1 T€ über Plan. Im Vorjahresvergleich ist das Jahresergebnis um 976,2 T€ schlechter ausgefallen.
Das Betriebsergebnis beläuft sich auf 1.080,3 T€ und liegt damit 1.248,2 T€ unter dem Vorjahr und 3.366,4 T€ über Plan.

Die Betriebserträge betragen insgesamt 12.515,6 T€ und haben den Planwert um 2.219,0 T€ überschritten. Im Vorjahresvergleich sind die Betriebserträge um 473,7 T€ gefallen. Ausschlaggebend hierfür waren Rückgänge bei den IHK-Beiträgen aus laufendem Jahr.
Im Geschäftsjahr lagen die Erträge aus IHK-Beiträgen (8.307,1 T€) mit 2.126,0 T€ über dem Plan von 6.181,1 T€. Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Beitragsvolumen um 353,1 T€ verringert, hauptsächlich aus Grundbeiträgen aus laufendem Jahr bei im Handelsregister eingetragenen Unternehmen. Es wurden auch weniger Anträge aus Herabsetzung der Vorauszahlungen gestellt als erwartet.
Die Erträge aus Gebühren (2.394,3 T€) lagen um 70,8 T€ unter dem Planwert und um 228,1 T€ unter dem Vorjahresniveau. Zurück gegangen sind hier die Gebühren aus Sachkundeprüfungen für das Bewachungsgewerbe sowie aus Beruflicher Ausbildung und Umschulung, da Zahlungen anderer IHKs für Prüfungen, die die IHK Ostthüringen in bestimmten Ausbildungsberufen für andere IHKs in Amtshilfe abgenommen hat, seit 2023 als Entgelte vereinnahmt werden.
Die Erträge aus Entgelten (1.358,9 T€) liegen um 109,3 T€ über dem Plan und um 165,3 T€ über dem Vorjahresniveau. Trotz in 2023 auslaufender Corona-Pandemie stiegen die Entgelte für Weiterbildungsmaßnahmen dabei nur geringfügig und erreichten nicht das Vor-Corona-Niveau. Insbesondere ist ein Rückgang bei den Teilnehmerzahlen zu verzeichnen. Auch das verstärkte digitale Weiterbildungsangebot der IHK als auch Dritter führte zu geringeren Erträgen. Ursache für den deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahresniveau sind vor allem die hier ab 2023 verbuchten Entgelte für Amtshilfen bei Prüfungen.
Die sonstigen betrieblichen Erträge in Höhe von 455,3 T€ (Plan 400,8 T€; Vj. 512,9 T€) liegen höher als erwartet. Dies resultiert im Wesentlichen aus Erträgen aus Schadenersatzleistungen.
Der Betriebsaufwand beträgt 11.435,2 T€. Dies bedeutet - gemessen an den Planwerten der Plan-GuV - eine Unterschreitung von insgesamt 1.147,5 T€ oder 9,1 %.
Im Vorjahresvergleich ist der Materialaufwand um 134,9 T€ gestiegen und liegt mit 104,0 T€ unter dem Planwert. Die Steigerung im Vergleich zu 2022 geht im Wesentlichen auf die allgemeinen Preiserhöhungen zurück.
Der Personalaufwand in Höhe von 5.722,6 T€ liegt mit 396,4 T€ unter Plan. Diese Reduzierung ergibt sich aus Minderaufwendungen für Gehälter (281,4 T€) und für Sozialabgaben und Aufwendungen für Altersvorsorge (115,0 T€). Freie Stellen konnten nicht zeitnah besetzt werden, längere Krankheiten reduzierten die Gehaltsaufwendungen. Im Vorjahresvergleich ist der Personalaufwand um 64,5 T€ gestiegen.
Die Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände liegen daher mit 629,2 T€ um 71,2 T€ unter Plan und mit 21,0 T€ über dem Vorjahreswert. Ursache ist im Wesentlichen die zeitlich verzögerte Investition in neue Medientechnik im Bildungszentrum Gera.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind mit 3.198,4 T€ im Vergleich zum Plan in Höhe von 3.774,3 T€ um 575,9 T€ geringer ausgefallen. Ursache für die Minderaufwendungen sind zeitliche Verschiebungen von Projekten ins Folgejahr, die Reduzierung aktiver Rechnungsabgrenzungsposten für Software der IHK DIGITAL GmbH, geringere als geplante Heiz- und Stromkosten, die Verzögerung von Teilen der Baumaßnahme Sanierung der Tiefgarage Bildungszentrum Gera nach 2024 sowie geringere als geplante Abschreibungen auf IHK-Beiträge, Gebühren und Entgelte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind die sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 554,1 T€ gestiegen, u.a. bedingt durch allgemeine Preissteigerungen, einen höheren Anteil an der DIHK-Finanzierung, gestiegene Digitalisierungskosten sowie Aufwendungen zur Beseitigung eines Wasserschadens.
Das Finanzergebnis ist mit 127,0 T€ besser als Plan (-128,9 T€) und Vorjahr (-145,6 T€).
Es ist geprägt durch das im Geschäftsjahr deutlich gestiegene Zinsniveau auf der Anlagenseite sowie durch den rückläufigen Zinsaufwand für die Aufzinsung von langfristigen Rückstellungen.
Der Bilanzgewinn beträgt 5.162,2 T€.
Er entwickelt sich aus:
  • dem Jahresüberschuss in Höhe von 1.193,2 T€
  • dem Gewinnvortrag in Höhe von 4.066,0 T€
  • der Entnahme aus der Finanzierungsrücklage in Höhe von 236,1 T€
  • der Entnahme aus der Instandhaltungsrücklage in Höhe von 418,2 T€
  • der Entnahme aus der Rücklage IT-Basis-Infrastruktur in Höhe von 185,7 T€
  • der Zuführung zur Ausgleichsrücklage in Höhe von 75,7 T€
  • der Zuführung zur Instandhaltungsrücklage in Höhe von 670,0 T€
  • der Zuführung zur Rücklage IT-Basis-Infrastruktur in Höhe von 191,3 T€.
Vermögenslage
Die Bilanzsumme vergrößerte sich im Geschäftsjahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um
1.360,9 T€ auf 20.594.9 T€.
Das immaterielle Anlagevermögen und das Sachanlagevermögen haben sich durch Zugänge (200,7 T€) abzüglich Abschreibungen (629,2 T€) und Abgänge (170,0 T€) um 436,8 T€ reduziert.
Das Finanzanlagevermögen hat sich gegenüber dem Vorjahr um 500,0 T€ verringert, da eine Anleihe in dieser Höhe zum 26. Juni 2023 fällig war und ausgezahlt wurde.
Das Umlaufvermögen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 2.136,0 T€, im Wesentlichen bei Guthaben bei Kreditinstituten bedingt durch unerwartet hohe Erträge aus IHK-Beiträgen.
Auf der Passivseite erhöhte sich das Eigenkapital gegenüber dem Vorjahr durch den Jahresüberschuss auf 14.793,3 T€.
Die Ausgleichsrücklage ist in Umsetzung der vom BVerwG in seiner Entscheidung vom 9. Dezember 2015 präzisierten rechtlichen Anforderungen an die Bildung von bis dahin pauschal dotierbaren Rücklagen durch eine plausible und nachvollziehbare Risikoprognose unterlegt.
Die Finanzierungsrücklage dient zusammen mit der Nettoposition der Deckung und Finanzierung des langfristig gebundenen, zur Erfüllung der Aufgaben der IHK notwendigen, unbeweglichen Sachanlagevermögens. Diese wird über die Restnutzungsdauer des immobilen Sachanlagevermögens ratierlich aufgelöst (64,1 T€ p.a.). Im Jahr 2023 erfolgte darüber hinaus aufgrund des geplanten Verkaufs des Bildungszentrums in Jena eine zusätzliche anteilige Auflösung in Höhe von 172,0 T€.
Im Jahr 2016 erfolgte erstmalig die Dotierung einer Instandhaltungsrücklage für die drei IHK-Gebäude auf Grundlage eines Sachverständigengutachtens. Es erfolgen regelmäßige Aktualisierungen des Gutachtens. 2023 wurden für die notwendige Sanierung der Tiefgarage im Bildungszentrum Gera
260,2 T€ entnommen, weiterhin 105,0 T€ aufgrund des geplanten Verkaufs des Bildungszentrums in Jena sowie ein Korrekturbetrag von 53,0 T€.
In 2019 wurde eine Rücklage IT-Basis-Infrastruktur in Höhe von 1.207,0 T€ gebildet. Diese dient der in Zyklen erforderlich werdenden Erneuerung der IT-Basis-Infrastruktur der IHK. Im Ergebnis der europaweiten Ausschreibung wurde die Rücklage mit dem Jahresabschluss 2020 auf 1.060 T€ reduziert. Nach Fertigstellung der Investition wurde die Rücklage mit dem Jahresabschluss 2021 auf 865,9 T€ reduziert. Im Jahr 2023 wurden in Höhe der Abschreibung für diese Investition 185,7 T€ entnommen und der Abschreibungsbetrag zuzüglich einer unterstellten 3 %-igen Preissteigerung von 191,3 T€ zugeführt.
Der für das Bildungszentrum Jena gebildete Sonderposten wurde bis zum 31.12.2023 ratierlich vollständig aufgelöst.
Die Pensionsrückstellungen sind im Vorjahresvergleich um 42,4 T€ auf 4.542,0 T€ gestiegen. Die Sonstigen Rückstellungen haben sich gegenüber dem Vorjahr um 30,6 T€ auf 442,4 T€ erhöht.
Die Verbindlichkeiten erhöhten sich um 176,2 T€ auf 811,6 T€. Diese bestehen neben Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen im Wesentlichen aus Guthaben von IHK-Zugehörigen, die hauptsächlich aus Korrekturen von Vorauszahlungen von IHK-Beiträgen bei nachträglicher Änderung der Bemessungsgrundlagen resultieren (2022: 278,5 T€, 2023: 322,2 T€).

Finanzlage
Die Liquidität der IHK war im Geschäftsjahr 2023 durch die Guthaben bei Kreditinstituten gesichert. Der Finanzmittelbestand beträgt zum Bilanzstichtag 11.274,1 T€. Er ist damit um 1.962,1 T€ höher als am 31.12.2022.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr liegt der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit bei
1.658,0 T€.
Der Cashflow aus der (Des-) Investitionstätigkeit beträgt 304,1 T€.

Die Grundsätze des Finanzmanagements sind in der Dienstanweisung für die Finanzwirtschaft geregelt.

Investitionen
Die IHK hat im Berichtsjahr Investitionen in das Sachanlagevermögen und in die immateriellen Vermögensgegenstände in einem Volumen von 200,7 T€ vorgenommen.

III. Personalbericht

Die Anzahl der Mitarbeiter/innen ist mit 89,75 im Jahresdurchschnitt 2023 (Mitarbeiteräquivalente 85,29) und mit 89,5 im Jahresdurchschnitt 2022 (Mitarbeiteräquivalente 84,00) leicht gestiegen (ohne Auszubildende/ Mitarbeiter in Elternzeit, geringfügig Beschäftigte).
Von ihnen waren 4,5 Mitarbeiter in geförderten Projekten tätig.
Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit beträgt 40 Stunden.
Weitere Mitarbeiterdaten können der Personalübersicht des Anhangs entnommen werden.
Die Herausforderungen in der Personalgewinnung und -entwicklung werden weiterhin in der Altersstruktur der Mitarbeiter deutlich. Das durchschnittliche Alter aller Mitarbeiter lag bei 48,9 Jahren (Vorjahr 48,4 Jahre) und die Betriebszugehörigkeit im Mittel bei 15,1 Jahren (Vorjahr 16,3).
Daher stehen regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen und Trainings (individuell bzw. gemeinsam, fachbezogen, im Rahmen von Digitalisierungsprojekten, auch im Rahmen aller Führungskräfte), eigene Berufsausbildung in verschiedenen Ausbildungsberufen, Maßnahmen der Mitarbeiterbindung sowie präventive Gesundheitsförderung im Mittelpunkt der Personalarbeit.

IV. Prognosebericht

Für das Jahr 2024 wurde mit dem Ende 2023 beschlossenen Wirtschaftsplan ein deutlich negatives Jahresergebnis von -4.425,8 T€ geplant, um den Bilanzgewinn des Jahres 2022 vollständig zu verwenden. Dazu wurde eine 50%ige Beitragssenkung gegenüber 2023 beschlossen.
Nach der ersten Veranlagung von IHK-Beiträgen im März 2024 zeigt sich, dass das der Veranlagung zugrundliegende Gewerbeertragsvolumen nur geringfügig höher als im Frühjahr 2023 ist und daher mit Erträgen aus IHK-Beiträgen in etwa wie geplant gerechnet werden kann.
Die Erwartungen der Ostthüringer Unternehmen für das Jahr 2024 sind zurückhaltend. Fast die Hälfte aller Betriebe (47 Prozent) geht zum Jahreswechsel 2023/2024 von einer ungünstigeren Entwicklung aus, weitere 41 Prozent der Unternehmen rechnen mit keiner Veränderung, während nur 12 Prozent der Betriebe eine positive Prognose zu ihrer Geschäftsentwicklung abgeben. Die Unternehmen rechnen mit einem anhaltend hohen Kostendruck und der Beschränkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit durch hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie die Lohnentwicklung.
Ein kräftiges Wirtschaftswachstum ist auch in Anbetracht der verhaltenen Investitionsabsichten unter den Unternehmen nicht zu erwarten. Angesichts hoher Kreditzinsen, schleppender Auftragsentwicklung und zurückhaltender Geschäftsprognosen gab zum Jahreswechsel 2023/2024 jeder zweite Betrieb an, sein Budget für Investitionen zu kürzen oder gar keine Investitionsausgaben in den nächsten 12 Monaten zu tätigen. Ein höheres Investitionsvolumen ist bei nur 16 Prozent der Ostthüringer Unternehmen vorgesehen. Wenn investiert wird, dann meist zur Ersatzbeschaffung und für Produktinnovationen.
Die Unsicherheit spiegelt sich auch in den Personalplänen der Unternehmen wider: Nur acht Prozent der Betriebe erwarten eine steigende Beschäftigtenzahl in den nächsten 12 Monaten, 71 Prozent einen konstanten Personalbestand und 21 Prozent der Unternehmen erwägen einen Stellenabbau.

V. Chancen- und Risikobericht

Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sind aus Sicht der Ostthüringer Unternehmen das derzeit größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung, allen voran ein Übermaß an Bürokratie sowie eine hohe Steuer- und Abgabenlast werden von den Betrieben als Standort- und Wettbewerbsnachteil ausgemacht.
Belastend kommt das trotz zuletzt rückläufiger Entwicklung weiterhin hohe Preisniveau bei Energie und Rohstoffen hinzu, das auch künftig ein hemmender Faktor nicht zuletzt bei Investitionsentscheidungen am Standort sein dürfte. Die Umstellung auf regenerative Energieträger muss mit dem Aufbau ausreichender Speicherkapazitäten einhergehen, um den Industriestandort Deutschland zu sichern.
Eine weitere strukturelle Herausforderung ist die Verfügbarkeit von Fach- und Arbeitskräften. Trotz schwacher konjunktureller Entwicklung und einer gestiegenen Arbeitslosenquote sind Stellenbesetzungen vielerorts schwierig. 47 Prozent der Ostthüringer Unternehmen zählen den Fachkräftemangel zu den größten Risiken auch für Folgejahre.
Aus internationaler Perspektive ergeben sich zudem Risiken durch Kriege, Konflikte und geopolitische Spannungen. Entsprechende Einschränkungen der Auslandsgeschäfte hiesiger Unternehmer und erneute Lieferkettenstörungen sind künftig nicht auszuschließen.
Unternehmensnachfolgen erfolgreich zu regeln, stellt für die gesamte Wirtschaftsregion Ostthüringen darüber hinaus eine zunehmende Belastung dar. In Ostthüringen wurden die meisten Unternehmen Anfang der 1990er Jahre gegründet. Sie stehen nun vor einem Generationswechsel. Unternehmertum ist unter den aktuellen wirtschaftspolitischen Bedingungen, den bürokratischen Lasten und den persönlichen Herausforderungen nur schwer umzusetzen. Beobachtet werden muss, dass Unternehmen schließen und damit Wirtschaftskraft verloren geht.
Entwicklung und Verlauf der o.g., zum Teil ineinander greifenden Krisen können negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation im IHK-Bezirk und damit auf Beiträge, Entgelte und Gebühren sowie die korrespondierenden Aufwendungen haben. Bei den IHK-Beiträgen liegt das Risiko in steigenden Stundungen, Zahlungsausfällen sowie in sinkenden Vorauszahlungen. Durch die großen Unsicherheiten im Hinblick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung könnten Unternehmen auch Ausbildungen zurückfahren und IHK-Dienstleistungen in der Weiterbildung weniger nachgefragt werden.
Aktuell (Mai 2024) ist die Entwicklung der Beiträge, Gebühren und Entgelte jedoch stabil.
Auch der Fachkräftemangel ist für die IHK ein ernstzunehmendes Risiko. Der wachsende Abstand zu den Vergütungen in verschiedenen Branchen und im öffentlichen Dienst erschwert zunehmend die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter. Dies könnte zu Personalmangel und weiteren Herausforderungen in den betroffenen Bereichen führen. Es ist wichtig, attraktive Arbeitsbedingungen und wettbewerbsfähige Vergütungen anzubieten zu können und so die Mitarbeitergewinnung und -bindung zu erleichtern.
Im Zusammenhang mit der Umsetzung eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichts bezüglich der Rücklagendotierung der IHKs wurde auch im Jahr 2023 eine Risikoinventur durchgeführt. Infolgedessen wurden die einzelnen Risiken bewertet und diese aggregiert. Die IHK Ostthüringen zu Gera hat sich dabei an den auf der DIHK-Ebene vereinbarten Standards orientiert und dann eine von Wirtschaftsprüfern geprüfte Softwarelösung angewendet. Für die so ermittelten Risiken wurden entsprechende Rücklagen gebildet sowie Vorsorge durch Versicherungen betrieben.
  • Für anstehende Instandhaltung an den Gebäuden der IHK wurde eine Instandhaltungsrücklage gebildet.
  • Die Ausgleichsrücklage betrifft die Risiken, die mit den Erträgen sowie mit den Aufwendungen verbunden sind. Sie deckt diejenigen ergebniswirksamen Risiken ab, denen die IHK trotz präventiver Maßnahmen ausgesetzt ist und für die sie deshalb Vorsorge zu treffen hat. Derartige Risiken wurden im Wesentlichen bei den Beiträgen, Gebühren und Entgelten identifiziert. Außerdem bestehen IT-Risiken (technische Störungen, Risiken durch Dienstleister). Zur Ermittlung der Risikosumme greift die IHK auf eine Risikoanalyse und -bewertung zurück.
  • Der Bestand der Versicherungen wurde an einen Versicherungsmakler übertragen und wird seitdem regelmäßig im Rahmen eines Jahresgesprächs mit dem Versicherungsmakler überprüft. Sofern erforderlich, werden Deckungsbereiche und/oder Deckungssummen angepasst. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass der vorhandene Versicherungsschutz die vorhandenen und absehbaren Risiken bestmöglich abdeckt.
Chancen können aus der Übertragung weiterer hoheitlicher Aufgaben entstehen, die aufgrund des Kostendeckungsprinzips bei Gebühren allerdings nicht zu einer Verbesserung der Ertragslage führen können.
Chancen für Kosteneinsparungen können sich mittelfristig aus einer verstärkten Zusammenarbeit, Kooperation und Arbeitsteilung von IHKs auf Grund des eingeleiteten Digitalisierungsprozesses innerhalb der IHK-Organisation ergeben.
Seit 2010 wurde in der IHK unter Beteiligung aller Geschäftsbereiche ein IHK-Managementsystem entwickelt, das u.a. der laufenden Steuerung der einzelnen Bereiche der IHK, der Qualitätssicherung und Risikovorsorge dient. Das System wird regelmäßig auf die bestehenden Entwicklungen, Organisationsstrukturen und Prozessabläufe angepasst.

VI. Nachtragsbericht

Es bestehen keine Vorgänge von besonderer Bedeutung nach dem Bilanzstichtag, die einen wesentlichen Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben.
Gera, 11. Juni 2024

Dr. Ralf-Uwe Bauer Peter Höhne
Präsident Hauptgeschäftsführer