Jahresabschluss 2019 Lagebericht

I. Geschäfts- und Rahmenbedingungen

Konjunkturelle Rahmenbedingungen im IHK-Bezirk

In Ostthüringen hat sich die konjunkturelle Gangart im Jahr 2019 verlangsamt. Dies ist vorrangig auf die Stimmungseintrübung in der Industrie zurückzuführen. Hier sorgten die abgekühlte Weltkonjunktur sowie handels- und wirtschaftspolitische Unwägbarkeiten im Jahresverlauf zunehmend für Gegenwind.
Trotz des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds – das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland schrumpfte im zweiten Quartal erstmals seit 2013 gegenüber dem Vorjahreszeitraum – hat sich die Ostthüringer Wirtschaft im vergangenen Jahr insgesamt robust präsentiert. Die binnenwirtschaftliche Nachfrage blieb insgesamt auf solidem Niveau, auch wenn sich die Auftragssituation bei den Ostthüringer Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte weniger dynamisch entwickelt hat. Die günstige Arbeitsmarktlage hat sich auch im Jahr 2019 als Stütze für den Konsum erwiesen. Vor dem Hintergrund der globalen Konjunkturschwäche, der andauernden Handelskonflikte und der Risiken im Zusammenhang mit dem Brexit-Prozess entwickelte sich die Auslandsnachfrage bei den Ostthüringer Unternehmen verhaltener als im Jahr 2018. Angesichts der verschiedenen Risiken haben die Konjunktursorgen nicht nur bei den exportorientierten Ostthüringer Unternehmen im Jahresverlauf zugenommen. Der Fachkräftemangel ist weiterhin eines der größten Geschäftsrisiken für die Ostthüringer Wirtschaft.
Zum Jahresende 2019 zählt die IHK Ostthüringen zu Gera 31.583 (Vj. 32.313) Mitgliedsunternehmen.

Geschäftsverlauf und Lage der IHK im abgelaufenen Geschäftsjahr

Besonderheiten im Geschäftsverlauf der IHK im abgelaufenen Geschäftsjahr haben sich nicht ergeben. Die Lage der IHK spiegelt ertragsseitig die gute Konjunkturlage der Ostthüringer Wirtschaft in den letzten Jahren wider, so dass die IHK aufwandsseitig u.a. auch Projekte in der Berufsorientierung und der Digitalisierung umsetzen konnte.

Inhaltliche Schwerpunkte der IHK-Arbeit

Im Rahmen ihrer gesetzlichen Aufgaben gemäß § 1 des IHK-Gesetzes ist die IHK die unabhängige wirtschaftspolitische Interessenvertretung der IHK-Mitgliedsunternehmen in der Region, in Thüringen, auf Bundes- und EU-Ebene. Sie führt hoheitliche, vom Staat übertragene Aufgaben in Eigenverantwortung durch und erbringt wirtschaftsorientierte Dienstleistungen im Interesse der IHK-Mitgliedsunternehmen.
Um diesen Anspruch auf hohem Niveau erfüllen zu können, hat die IHK Ostthüringen zu Gera im Jahr 2015 ein Qualitätsmanagementsystem nach der Norm DIN EN ISO 9001:2008 in Kraft gesetzt. Das System wird jährlich extern überprüft, das aktuelle Zertifikat der CERTQUA GmbH, Sitz Bonn, hat eine Gültigkeit bis zum 14. Juni 2021.
Die Gesamtinteressenvertretung der IHK-Mitglieder durch Politikberatung bleibt ein Schwerpunkt der IHK-Arbeit. Die IHK befasste sich 2019 mit 51 Gesetzgebungsvorhaben, gab 33 Stellungnahmen zu Gesetzesentwürfen ab und setzte sich wiederum in verschiedensten Kontakten mit der Politik für die Interessen der Ostthüringer Unternehmer auf kommunaler und Landesebene wie auch auf Bundes- und Europaebene über den DIHK ein. Dafür wurden 2019 unter Beteiligung der IHK-Mitgliedsunternehmen die IHK-Grundsatzpositionen überarbeitet und von der IHK-Vollversammlung beschlossen. Die politische Relevanz lag aufgrund der Landtagswahl in Thüringen auf Forderungen gegenüber einer neuen Landesregierung.
Bei den hoheitlichen Aufgaben dominieren weiterhin z.B. die den IHKs im Rahmen der Aus- und Weiterbildung übertragenen Aufgaben, Aufgaben im Zusammenhang mit dem Vermittlerregister sowie im Außenhandel.
Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse stabilisierte sich und beträgt 1.867 (Vorjahr 1.878). Die IHK betreute insgesamt 4.735 Ausbildungsverhältnisse über alle Ausbildungsjahre (Vorjahr 4.753).
Die IHK ist und bleibt engagierter Mitgestalter für beste Rahmenbedingungen und Erfolgsberater für ihre Mitglieder mit großer Vielfalt an Informations- und Dienstleistungsangeboten:
  • zu allen unternehmerischen Fragen - von der Unternehmensgründung bis zur Nachfolge oder Betriebsaufgabe,
  • direkt vor Ort - in Unternehmensbesuchen, Einzel- und Gruppenberatungen, Workshops, Seminaren, Lehrgängen, Informationsveranstaltungen, Wirtschaftsgesprächen,
  • mit aktuellen Informationen - auf der Internetseite, im E-Mail-Newsletter und in der IHK-Zeitschrift.
Einen Schwerpunkt der angebotenen Leistungen bildete auch 2019 das Thema Fachkräfte. Zusätzlich zu den etablierten IHK-Aktivitäten und –Kampagnen zur Berufsorientierung wurden 2019 Möglichkeiten zur systematischen Gewinnung ausländischer Fachkräfte vorbereitet.

II. Vermögens-/Finanz-/Ertragsentwicklung und -lage

Ertragslage

Die IHK schließt das Geschäftsjahr 2019 mit einem negativen Jahresergebnis von 106,7 T€ ab. Der Jahresfehlbetrag liegt damit um 706,4 T€ über dem Plan der IHK. Im Vorjahresvergleich ist das Jahresergebnis um 181,6 T€ niedriger ausgefallen.
Das Betriebsergebnis beläuft sich auf 242,9 T€ und liegt damit 699,6 T€ über Plan und
163,3 T€ unter dem Vorjahr.
Die Betriebserträge betragen insgesamt 10.472,5 T€ und haben den Planwert um 269,5 T€ überschritten. Im Vorjahresvergleich sind die Betriebserträge um 522,7 T€ gestiegen.
Alle Ertragsarten schlossen über Plan ab.
Im Vorjahresvergleich sind die Erträge aus Beiträgen um 508,3 T€ gestiegen, davon die Erträge aus laufendem Jahr um 356,4 T€.
Die Erträge aus Gebühren, die die IHK für hoheitliche Tätigkeiten erhebt, belaufen sich auf 901,5 T€, was einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 3,1 T€ und gegenüber dem Planansatz einem Anstieg von 40,7 T€ entspricht.
Die Entgelte belaufen sich auf 1.553,9 T€, was einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 63,2 T€ und gegenüber dem Planansatz von 24,6 T€ entspricht, bedingt durch Steigerungen bei den Entgelten aus Lehrgängen.
Die sonstigen betrieblichen Erträge belaufen sich auf 1.015,9 T€, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 52,0 T€ entspricht. Der Planansatz wurde um 23,8 T€ überschritten. Ursache ist u.a. die Beendigung eines geförderten Projekts.
Der Betriebsaufwand beträgt 10.229,6 T€. Dies bedeutet - gemessen an den Planwerten der Plan-GuV - eine Unterschreitung von insgesamt 430,1 T€ oder 3,9 %.
Im Vorjahresvergleich ist der Materialaufwand um 111,8 T€ gestiegen, u.a. resultierend aus Projekten der Berufsorientierung, im Wesentlichen der Thüringer Elternkampagne und dem Schülercollege.
Der Materialaufwand liegt dabei mit 80,6 T€ unter dem Planwert, der Minderaufwand resultiert aus verschiedenen sonstigen Fremdleistungen, u.a. im Projekt Schülercollege.
Der Personalaufwand liegt 92,8 T€ unter Plan, teilweise bedingt durch einen ungeplant hohen Krankenstand. Im Vorjahresvergleich hat der Personalaufwand um 152,0 T€ zugenommen, im Wesentlichen durch lineare und strukturelle Gehaltserhöhungen.
Die Abschreibungen liegen mit 494,1 T€ um 15,4 T€ über Plan und mit 39,6 T€ über dem Vorjahreswert, bedingt durch die in 2019 erfolgte Investition in Medientechnik im Saal des Bildungszentrums in Gera.
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind die sonstigen betrieblichen Aufwendungen um
382,6 T€ gestiegen, hauptsächlich im Bereich Digitalisierung und Instandhaltung Gebäude. Geplant wurde mit gegenüber dem Vorjahr höheren Aufwendungen. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind um 272,1 T€ unter dem veranschlagten Planwert (im Wesentlichen auf Grund von Verschiebungen bei Digitalisierungsprojekten) geblieben.
Das Finanzergebnis ist mit -334,7 T€ nahezu unverändert gegenüber Plan und Vorjahr. Es ist geprägt durch das langanhaltend geringe Zinsniveau auf der Anlagenseite sowie durch den weiterhin negativen Ausweis des Zinsaufwandes für die Aufzinsung von langfristigen Rückstellungen.
Der Bilanzgewinn beträgt 847,0 T€.
Er entwickelt sich aus:
  • dem Jahresfehlbetrag in Höhe von 106,7 T€
  • dem Gewinnvortrag in Höhe von 979,5 T€
  • der Einstellung in die Instandhaltungsrücklage in Höhe von 218,8 T€
  • der Einstellung in die Rücklage IT-Basis-Infrastruktur in Höhe von 1.207,0 T€.
  • der Entnahme aus der Instandhaltungsrücklage in Höhe von 155,7 T€
  • der Entnahme aus der Finanzierungsrücklage in Höhe von 64,1 T€.
  • der Entnahme aus der Ausgleichsrücklage in Höhe von 1.180,2 T€.

Vermögenslage

Die Bilanzsumme vermindert sich im Geschäftsjahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um
259,4 T€ auf 17.840,8 T€.
Das immaterielle Anlagevermögen und das Sachanlagevermögen haben sich durch Zugänge (286,3 T€) und Abschreibungen (494,1 T€) um 207,8 T€ verringert.
Das Finanzanlagevermögen ist gegenüber dem Vorjahr unverändert.
Das Umlaufvermögen verringert sich gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 70,2 T€, insbesondere die Guthaben bei Kreditinstituten um 85,4 T€.
Auf der Passivseite verringert sich das Eigenkapital gegenüber dem Vorjahr durch den Jahresfehlbetrag auf 11.507,1 T€.
Die Ausgleichsrücklage ist in Umsetzung der vom BVerwG in seiner Entscheidung vom
9. Dezember 2015 präzisierten rechtlichen Anforderungen an die Bildung von bis dahin pauschal dotierbaren Rücklagen durch eine plausible und nachvollziehbare Risikoprognose unterlegt.
Die Finanzierungsrücklage dient zusammen mit der Nettoposition der Deckung und Finanzierung des langfristig gebundenen, zur Erfüllung der Aufgaben der IHK notwendigen, unbeweglichen Sachanlagevermögens. Diese wird über die Restnutzungsdauer des immobilen Sachanlagevermögens ratierlich aufgelöst (64,1 T€ p.a.).
Im Jahr 2016 erfolgte die Dotierung einer Instandhaltungsrücklage für die drei IHK-Gebäude auf Grundlage eines Sachverständigengutachtens. Dieser Rücklage wurden 2019 für die Dachsanierung des IHK-Hauptgebäudes 155,7 T€ entnommen. Eine Aktualisierung des Gutachtens erfolgte in 2019. Zur Anpassung an die mit dem Gutachten für die nächsten sieben Jahre ermittelte Kostenschätzung wurden dieser Rücklage 218,8 T€ zugeführt.
In 2019 wurde eine Rücklage IT-Basis-Infrastruktur gebildet. Diese dient der in 2020 notwendig werdenden Erneuerung der bestehende IT-Basis-Infrastruktur. Sie wurde gebildet in Höhe der geschätzten Investitionskosten.
Der Sonderposten für Investitionszuschüsse zum Anlagevermögen reduziert sich planmäßig um 356,1 T€. Die Auflösung der Sonderposten für beide IHK-Bildungszentren erfolgt entsprechend der Zweckbindungsdauer von 25 Jahren.
Die Pensionsrückstellungen sind im Vorjahresvergleich um 247,8 T€ angestiegen. Sonstige Rückstellungen haben sich gegenüber dem Vorjahr um 42,8 T€ auf 292,7 T€ verringert.
Die Verbindlichkeiten verringern sich um 14,1 T€ auf 1.627,7 T€. Diese bestehen im Wesentlichen aus der Rückgewähr von Beiträgen für 2019 an IHK-Zugehörige in Höhe von 830,0 T€ (2018 in Höhe von 992,5 T€).

Finanzlage

Die Liquidität der IHK war im Geschäftsjahr 2019 durch die Guthaben bei Kreditinstituten gesichert. Der Finanzmittelbestand beträgt zum Bilanzstichtag 7.725,2 T€. Er ist damit um 85,4 T€ geringer als 2018.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr liegt der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit bei
199,4 T€.
Der negative Cashflow aus der Investitionstätigkeit beträgt 284,8 T€. Die Auszahlungen in Investitionen (286,3 T€) sind im Folgeabschnitt dargestellt.
Die Grundsätze des Finanzmanagements sind in der Dienstanweisung für die Finanzwirtschaft geregelt.

Investitionen

Die IHK hat im Berichtsjahr Investitionen in das Sachanlagevermögen und in die immateriellen Vermögensgegenstände in einem Volumen von 286,3 T€ vorgenommen. Diese betreffen im Wesentlichen die Erneuerung der Medientechnik im Saal des IHK-Bildungszentrums in Gera sowie Ersatzbeschaffungen.

III. Personalbericht

Die Anzahl der Mitarbeiter/innen ist mit 90,8 im Jahresdurchschnitt 2019 (Mitarbeiteräquivalente 86,2) und mit 89,0 im Jahresdurchschnitt 2018 (Mitarbeiteräquivalente 85,0) leicht gestiegen (ohne Auszubildende/ Mitarbeiter in Elternzeit, geringfügig Beschäftigte).
Von ihnen waren 2 bis 3 Mitarbeiter in geförderten Projekten tätig. Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit beträgt 40 Stunden.
Weitere Mitarbeiterdaten können der Personalübersicht des Anhangs entnommen werden.
Der demografische Wandel und die Herausforderungen in der Personalgewinnung und -entwicklung werden in der Altersstruktur der Mitarbeiter deutlich. Das durchschnittliche Alter aller Mitarbeiter lag bei 48,3 Jahren (Vorjahr 49,5 Jahre) und die Betriebszugehörigkeit im Mittel bei 14,2 Jahren (Vorjahr 14,7).
Gesunde, qualifizierte und motivierte Mitarbeiter/innen spielen eine zentrale Rolle bei der Erfüllung der IHK-Aufgaben. Im Rahmen einer präventiven Gesundheitsförderung der Mitarbeiter ist ein betriebliches Gesundheitsmanagement z.B. mit regelmäßiger Ersthelfer-Ausbildung, Begehungen von Arbeitsstätten, Verkehrsteilnehmerschulungen, betriebsärztlichen Pflicht- und Angebotsuntersuchungen sowie der Gestaltung der Arbeitsplätze nach ergonomischen Anforderungen eingerichtet. Außerdem erhielten die Mitarbeiter/innen gemäß einer Dienstvereinbarung Zuschüsse zur Teilnahme an Kursen zur Gesundheitsförderung oder anderen bewegungsfördernden Maßnahmen.
Im Interesse einer optimalen Erfüllung der vielfältigen IHK-Aufgaben werden die Mitarbeiter/innen mit regelmäßigen individuellen und kompetenzbasierten Weiterbildungsmaßnahmen und zielgerichteten Trainings gefordert und gefördert. Die Schwerpunkte in der Weiterbildung wurden in der Vermittlung von Fachwissen, der Persönlichkeitsentwicklung und der Vermittlung von IT-Kenntnissen gesetzt – insbesondere im Zusammenhang mit der Digitalisierung verschiedener IHK-Aufgaben.

IV. Prognosebericht

Für das Jahr 2020 wurde mit dem Ende 2019 beschlossenen Wirtschaftsplan ein negatives Jahresergebnis von 793,0 T€ geplant, im Wesentlichen bedingt durch Mehraufwendungen in der Berufsorientierung, geplante Doppelbesetzungen wegen Ausscheiden von Mitarbeitern in den Ruhestand, steigende Aufwendungen für Digitalisierung und steigende Abschreibungen aufgrund einer Investition in die IT-Basisinfrastruktur.
Durch die gegenwärtige Corona-Pandemie wird die IHK vor erhebliche finanzielle Herausforderungen gestellt. Diese führt schon jetzt erkennbar zu Ertragsausfällen bei IHK-Beiträgen, Gebühren und Entgelten. Darüber hinaus entstehen durch Hygieneauflagen bedingte Mehraufwendungen, aber auch Minderaufwendungen durch ausfallende Veranstaltungen, Dienstreisen usw. Das Ausmaß der Veränderungen von Erträgen und Aufwendungen für das Jahr 2020 ist gegenwärtig kaum abschätzbar.
Es ist zu erwarten, dass im Jahr 2020 ein deutlich negativeres Jahresergebnis als geplant erzielt wird. Daher bildet der gegenwärtige Wirtschaftsplan 2020 aus aktueller Sicht die erwartete Geschäftsentwicklung nicht mehr ab.

V. Chancen- und Risikobericht

Seit 2010 wurde in der IHK unter Beteiligung aller Bereiche ein IHK-Managementsystem entwickelt, das u.a. der laufenden Steuerung der einzelnen Bereiche der IHK, der Qualitätssicherung und Risikovorsorge dient. Das System wird regelmäßig auf die bestehenden Entwicklungen, Organisationsstrukturen und Prozessabläufe angepasst.
Die COVID-19-Pandemie und die eingeleiteten Maßnahmen zur Eindämmung der Erkrankung haben erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft. Unternehmen sind daher stärker betroffen als in der Finanzkrise im Jahr 2009. Für 2020 wird u.a. ein deutlicher Rückgang der Industrieproduktion in Deutschland erwartet. Hinzu kommt, dass anders als bei bisherigen Rezessionen der Einbruch vorrangig nicht durch zyklische und exportorientierte Wirtschaftszweige erfolgt, sondern bewusst Teile der Binnenwirtschaft stillgelegt wurden. Das gilt insbesondere für entsprechende Handels- und Dienstleistungsunternehmen.
Nach Aufhebung der COVID-19-Eindämmungsmaßnahmen ist zumindest temporär ein kräftiger Wachstumsschub zu erwarten. Dennoch dürften die Folgen der COVID-19-Pandemie im Jahresmittel einen ähnlich negativen Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) haben wie die Finanzkrise. Es besteht zudem die Gefahr einer zweiten Infektionswelle und damit das Risiko einer längeren Rezession.
Es wird davon ausgegangen, dass infolge des Beitragserhebungsverfahrens zumindest temporär ein geringeres Beitragsaufkommen zu erwarten ist. Durch die räumlichen Einschränkungen besteht auch bei den Erträgen aus Gebühren und Entgelten das Risiko reduzierter Nachfrage nach entsprechenden IHK-Leistungen sowie steigenden Kosten durch Ausfälle, notwendige Verschiebungen und organisatorische Veränderungen bei Prüfungen und Veranstaltungen.
Es wird angenommen, dass beginnend mit dem Jahr 2022 ein wirtschaftliches Niveau erreicht wird, dass es der IHK ab dem Geschäftsjahr 2024 ermöglicht, aufgrund der dann zur Abrechnung kommenden Bemessungsgrundlagen wieder Wirtschaftspläne mit ausgeglichenem Jahresergebnis zu verabschieden.
Neben der COVID-19-Pandemie stellen auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. die Ostthüringen Unternehmen vor Herausforderungen. Politischer Handlungsbedarf besteht insbesondere bei den bürokratischen Anforderungen, die gerade kleinere und mittlere Unternehmen belasten. Zu den größten Geschäftsrisiken für die Ostthüringer Betriebe zählt weiterhin der Fachkräftemangel. Auch wenn die Ostthüringer Unternehmen im Zuge der COVID-19-Pandemie insgesamt weniger Neueinstellungen vornehmen, bleiben Stellen teils über Monate unbesetzt. Die Knappheit auf dem Arbeitsmarkt – maßgeblich bedingt durch den demografischen Wandel – hemmt das Unternehmenswachstum.
Nicht auszuschließen sind neben den bereits beschriebenen erheblichen wirtschaftlichen Risiken, die sich stark auf IHK-Beiträge, Gebühren und Entgelte auswirken werden, auch IT-Risiken sowie Risiken für die IHK aus dem politischen Umfeld sowie durch die Rechtsprechung der Gerichte, z.B. zu IHK-Aufgaben und zur Reform des Kammerwesens.
Im Zusammenhang mit der Umsetzung eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichts bezüglich der Rücklagendotierung der IHKs wurde auch im Jahr 2019 eine Risikoinventur durchgeführt. Infolgedessen wurden die einzelnen Risiken bewertet und diese aggregiert. Die IHK Ostthüringen zu Gera hat sich dabei an den auf der DIHK-Ebene vereinbarten Standards orientiert und dann eine von Wirtschaftsprüfern geprüfte Softwarelösung angewendet. Für die so ermittelten Risiken wurden entsprechende Rücklagen gebildet sowie Vorsorge durch Versicherungen betrieben.
  • Für anstehende Instandhaltung an den Gebäuden der IHK wurde eine Instandhaltungsrücklage gebildet.
  • Die Ausgleichsrücklage betrifft die Risiken, die mit den Erträgen sowie mit den Aufwendungen verbunden sind. Sie deckt diejenigen ergebniswirksamen Risiken ab, denen die IHK trotz präventiver Maßnahmen ausgesetzt ist und für die sie deshalb Vorsorge zu treffen hat. Derartige Risiken wurden im Wesentlichen bei den Beiträgen, Gebühren und Entgelten identifiziert. Außerdem bestehen IT-und Datenschutzrisiken sowie das Risiko eines Geheimhaltungsverstoßes bei Prüfungsfragen. Zur Ermittlung der Risikosumme greift die IHK auf eine Risikoanalyse und -bewertung zurück. Die bisher in der Ausgleichsrücklage erfolgte Liquiditätsvorsorge für die ersten drei Monate des Jahres bis zum Eingang der IHK-Beiträge war in Anbetracht des Kassenbestandes nicht mehr erforderlich, daher wurde die Ausgleichsrücklage entsprechend reduziert.
  • Der Bestand der Versicherungen wurde an einen Versicherungsmakler übertragen und wird seitdem regelmäßig im Rahmen eines Jahresgesprächs mit dem Versicherungsmakler überprüft. Sofern erforderlich, werden Deckungsbereiche und/oder Deckungssummen angepasst. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass der vorhandene Versicherungsschutz die vorhandenen und absehbaren Risiken bestmöglich abdeckt.
Chancen können aus der Übertragung weiterer hoheitlicher Aufgaben entstehen, die aufgrund des Kostendeckungsprinzips bei Gebühren allerdings nicht zu einer Verbesserung der Ertragslage führen können. Chancen einer Kosteneinsparung können sich aus einer verstärkten Zusammenarbeit, Kooperation und Arbeitsteilung von IHKs auf Grund des eingeleiteten Digitalisierungsprozesses innerhalb der IHK-Organisation ergeben.
Risiken, die den Fortbestand der IHK Ostthüringen zu Gera unter Substanz- und Liquiditätsgesichtspunkten gefährden, bestehen aktuell nicht. Die zukünftige Entwicklung könnte durch die COVID-19-Pandemie jedoch wesentlich beeinträchtigt werden.

VI. Nachtragsbericht

Die Corona-Pandemie wird negative Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung der IHK im Geschäftsjahr 2020 haben. Zur weiteren Erläuterung wird auf die Ausführungen in dem Prognose- sowie dem Chancen- und Risikobericht verwiesen. Vorgänge von besonderer Bedeutung nach Beendigung des Geschäftsjahres 2019, die einen wesentlichen Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der IHK haben, sind darüber hinaus nicht eingetreten.

Gera, 28. Mai 2020

Dr. Ralf-Uwe Bauer
Präsident
Peter Höhne
Hauptgeschäftsführer