MITTELDEUTSCHER EXPORTTAG

Zukunft Deutschland: Außenwirtschaft im Wandel

Zunehmender Protektionismus, geopolitische Risiken, enorme Preissteigerungen – das Pflaster im internationalen Handel ist rauer geworden. Die weltwirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Kriegs in der Ukraine haben der international stark verflochtenen deutschen Wirtschaft zugesetzt. Wie steht es um die Exportnation Deutschland?
Am 13. September 2023 diskutieren Unternehmer und Experten beim Mitteldeutschen Exporttag in Erfurt zu „Welttrends – Routen, Ressourcen, Recruiting“.

Auslandsgeschäfte immer planungsaufwändiger und teurer 

Mit einer Außenhandelsquote für Waren und Dienstleistungen von rund 90 Prozent ist Deutschland die offenste Volkswirtschaft der G7 Staaten – und damit besonders auf multilaterale Handelsregeln, funktionierende Lieferketten und international wettbewerbsfähige Standortfaktoren angewiesen. 
Steigende Handelsbarrieren – wie zum Beispiel lokale Zertifizierungsvorgaben, Local-Content-Vorschriften oder Exportkontrollen von Rohstoffen – machen es für die Unternehmen aber immer planungsaufwändiger und teurer ihre Auslandsgeschäfte abzuwickeln. Laut der DIHK-Umfrage Going International haben im vergangenen Jahr 56 Prozent der international tätigen Betriebe eine Zunahme von Handelshemmnissen registriert – so viele wie noch nie in der Umfrage zuvor. 
Eine schwächelnde Weltwirtschaft und zunehmende geopolitische Risiken machen es für Unternehmen immer schwerer ihre Auslandsgeschäfte abzuwickeln. Es braucht politische Weichenstellungen und starke Partnerschaften, um die Exportnation Deutschland in die Zukunft zu führen.

- Melanie Vogelbach, DIHK


Internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft unter Druck

Mit Blick auf hiesige Standortbedingungen – wie Fachkräftemangel, zu langwierige Planungsverfahren und im internationalen Vergleich teils erheblich höhere Energiepreise als an konkurrierenden Standortmärkten, wie den USA – steht die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft unter Druck. Hinzu kommen ein stark gestiegenes Zinsniveau, noch immer hohe Inflationsraten und eine schwächelnde weltweite Nachfrage, sodass die Exporterwartungen der Industriebetriebe im laufenden Jahr gedämpft bleiben. 

Diversifizierung ihrer Lieferketten als Risikomanagement 

Auch die langfristigen Aussichten sind mit Herausforderungen behaftet. In den kommenden fünf Jahren sehen die Unternehmen an ihren internationalen Standorten laut AHK World Business Outlook neben der Inflation und den geldpolitischen Rahmenbedingungen insbesondere die Zunahme von politischem Einfluss auf Lieferketten, die Versorgungssicherheit mit Rohstoffen und Energie sowie eine Fragmentierung der Weltwirtschaft mit Sorge. 
In dieser Gemengelage sind sich die deutschen Unternehmen in ihren unternehmerischen Entscheidungen der geopolitischen Risiken sehr bewusst und treiben mit der Diversifizierung ihrer Lieferketten das De-Risking voran. 

Politische Unterstützung für Erschließung neuer Märkte notwendig

Für die Reduzierung kritischer Abhängigkeiten, die Diversifizierung von Lieferanten sowie von Absatz- und Beschaffungsmärkten bräuchten die Unternehmen allerdings politische Unterstützung, um bislang eher verschlossene und auch schwierige Märkte möglichst rechtssicher und mit einem vertretbaren betriebswirtschaftlichen Aufwand bearbeiten zu können. Eine Stärkung des multilateralen Handelssystems und gute Freihandelsabkommen, wie mit Neuseeland, Australien oder Mercosur, sind jetzt dringend vonnöten. Denn: Verlässliche Handelsabkommen bauen Handelshemmnisse ab und schaffen gemeinsame Standards sowie Rechts- und Planungssicherheit. 

EU braucht eigene Wettbewerbsagenda

Kürzlich in Kraft getretene und sich noch in Planung befindende Nachweispflichten könnten hingegen den Diversifizierungsbemühungen der Unternehmen im Wege stehen. Sorgfaltspflichten in der Lieferkette, Importverbote von Produkten aus entwaldeten Gebieten und von Produkten mit Zwangsarbeit, die CO2-Grenzausgleichsteuer und die Taxonomie im Rahmen von Sustainable Finance erhöhen in jedem Fall die Bürokratie und Kosten für die Unternehmen. 
Neben einer engagierten Handelsagenda muss sich die EU mit einer eigenen Wettbewerbsagenda positionieren, welche den europäischen und deutschen Standort stärkt, ohne multilaterale Handelsregeln zu unterwandern. 
Melanie Vogelbach, DIHK
Co-Autorin Carolin Herweg, DIHK
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Der Mitteldeutsche Exporttag ist eine der größten Fachkonferenzen zum internationalen Geschäft in Mitteldeutschland, organisiert von den IHKs aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Der Exporttag informiert praxisnah, vernetzt mit nationalen und internationalen Experten und zeigt Impulse und Chancen für mitteldeutsche Unternehmen in der neuen Welt des Exports auf.

Wann? 13. September, 10-16:30 Uhr
Wo? IHK Erfurt
Die Veranstaltung ist kostenfrei! 

Mehr Informationen, das komplette Programm und Anmeldung
ihk.de/erfurt
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