HIGHTECH-WERKZEUGE FÜR KERAMIK

Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft

Im September feierte das in Hermsdorf ansässige Werkzeug- und Formenbau-Unternehmen TriWeFo sein 30-jähriges Bestehen. Tatsächlich erstreckt sich die Geschichte der Tridelta-Tochter jedoch über mehr als ein Jahrhundert. Mit der Spezialisierung auf Hightech-Werkzeuge für Keramik, Magnete sowie für Präzisions-Kunststoffbauteile will TriWeFo auch in Zukunft Innovationen auf den Markt bringen.
 „Wir feiern heute Jubiläum – und gleichzeitig auch die Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen reinem Werkzeugbau und der Ausrichtung, Dienstleister für den Kunden zu sein“, erklärt Dr. Hans-Heinrich Matthias, Inhaber und Geschäftsführer der Tridelta-Gruppe. Sohn und Nachfolger Philip Matthias ergänzt: „TriWeFo steht als Werkzeug- und Formenbau-Betrieb für technologische Innovationen und Digitalisierung in der Produktion und ist damit ein entscheidendes Glied der ganzen Gruppe.“ 

Über 100 Jahre Keramikindustrie in Hermsdorf

Seit 1993 besteht das Hermsdorfer Werkzeug- und Formenbau-Unternehmen TriWeFo. Die Anfänge der Firma reichen jedoch sehr viel weiter zurück. Die ursprüngliche Porzellanfabrik wurde 1890 in Kahla mit einer Filiale in Hermsdorf gegründet und produzierte zunächst Haushaltsgeschirr. Bereits 1892 kam technische Keramik hinzu. 1922 wurde die Vertriebsfirma Hermsdorf-Schomburg-Isolatoren-Gesellschaft (Hescho) gegründet, die auch schon Forschungsaktivitäten koordinierte. 1952 wandelte die damalige DDR-Regierung das Unternehmen in den VEB Keramische Werke Hermsdorf um, deren elf Fertigungsstätten 1990 in der Tridelta AG aufgingen. 1993 erfolgte schließlich die Ausgründung des Werkzeugbaus als eigenständiges Unternehmen unter dem Namen TriWeFo, bis dieses 2008 von Tridelta zurückgekauft wurde und seither wieder zur Unternehmensgruppe gehört.
Die Geschichte von TriWeFo ist damit eng verknüpft mit der industriellen Geschichte der Stadt Hermsdorf, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich von der Keramikverarbeitung geprägt war. Anfang der 90er Jahre arbeiteten 5.000 Menschen in der damals etwa 10.000 Einwohner zählenden Stadt in den Keramikwerken. „Bis zur Wendezeit wurden die Betriebsmittel von Werkzeugmachern gebaut, von denen viele auch danach noch im Unternehmen arbeiteten oder sogar heute noch bei uns sind“, erklärt Klaus Lemke, langjähriger Geschäftsführer von TriWeFo. 

Hightech-Werkzeuge für Industriemagnete, technische Keramiken und Präzisions-Kunststoffteile

Auch heute fertigen die mehr als 70 Mitarbeiter immer noch Spezialwerkzeuge für die Produktion von Industriemagneten und technischen Keramiken. Zudem hat der Kunststoffspritzguss-Formenbau inzwischen in die Fertigung Einzug gehalten. Mit seinem über die Jahrzehnte aufgebauten Know-how ist TriWeFo einer der typischen „Hidden Champions“ der Hightech-Region Jena. Zu den Kunden gehören die Branchen Automotive, Elektro-, Hausgeräte- und Medizintechnik sowie die Kosmetikindustrie.

Durch Innovation den Werkzeugbau-Standort Deutschland sichern

Über Jahrzehnte ständig neues Know-how aufzubauen, heißt auch, den Blick beständig nach vorn zu richten – das ist der Anspruch von TriWeFo. „Auch wenn wir schon lange im Bereich Keramik und Magnete tätig sind, hat sich technisch inzwischen natürlich extrem viel getan“, führt Lemke aus. Um Innovationen voranzutreiben, ist TriWeFo deshalb auch Gründungsmitglied bei der Forschungsvereinigung Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (FDWF). „Innovation ist das Alleinstellungsmerkmal der deutschen Werkzeug- und Formenbau-Branche“, erklärt Lemke, der bei den Jubiläumsfeierlichkeiten auch die neueste Idee aus seinem Unternehmen präsentierte: den MoldGuide, ein gemeinsam mit Tech2Know entwickeltes digitales Bedienungsanleitungs-Template für Spritzguss-Werkzeuge. Die modular aufgebaute Anwendung bietet eine flexible Werkzeug-, Wartungs- und Prozessdokumentation als „Online-Handbuch“. Sie ist medial und didaktisch professionell aufbereitet und lässt sich daher einfach und intuitiv nutzen. Die Inhalte können jederzeit über einen Cloud-Dienst aktualisiert werden, wodurch Änderungen am Werkzeug bzw. die Dokumentation von Maßnahmen und Störungen zeitnah einfließen können.

Wir brauchen ein Klima der Innovation und passende Rahmenbedingungen

Sich mit solchen Innovationen – technologischer und organisatorischer Natur – gegen Mitbewerber aus Billiglohnländern durchzusetzen, ist derzeit eine der größten Herausforderungen des durch die Krisen der letzten Jahre gebeutelten Werkzeug- und Formenbaus in Deutschland. „Der einzig gangbare Weg ist, mit unserem Angebot für unsere Kunden so attraktiv zu werden, dass sie aus fernen Ländern wieder zurück zu uns nach Deutschland kommen und zufrieden mit dem Mehrwert sind, den wir ihnen bieten“, sagt Lemke. „Doch dafür brauchen wir hier am Standort nicht nur ein Klima der Innovation, sondern auch passende Rahmenbedingungen.“ Aus diesem Grund engagiert sich TriWeFo nicht nur beim FDWF, sondern auch beim Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF), beim Marktspiegel Werkzeugbau und beim Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW). 

Werkzeugmacher von morgen sind auch Mutmacher

Die wichtigste Veränderung, die sich Klaus Lemke für die Zukunft wünscht, ist jedoch simpel: „Mehr Wertschätzung am Markt für unsere Branche. Die Produkte der Werkzeugmacher bleiben oft unsichtbar, doch sie sind ganz entscheidend für die Qualität industrieller Serienfertigungen und damit für den Wirtschaftsstandort.“ Der Ingenieur ließ es sich deshalb auch nicht nehmen, gerade den speziell für Kinder angebotenen Firmenrundgang selbst zu übernehmen und sie spielerisch für die im Alltag „unsichtbare“ Arbeit der Werkzeugmacher zu sensibilisieren. So ließ er im Technikum die Kinder beispielsweise raten, welche Kunststoffteile für welche Anwendung gedacht sind, und forderte sie anschließend auf: „Jetzt stellt euch mal vor, was in den Ladenregalen, auf der Straße oder auch im Krankenhaus alles aus Kunststoff ist – und dass es das alles ohne die von Werkzeugmachern hergestellten Formen gar nicht gäbe.“ Ein Gedanke, der auch bei vielen der Erwachsenen zu regen Diskussionen führte. „Aber keine Bange“, beschwichtigte Lemke mit einem Lächeln: „Die Werkzeugmacher von morgen müssen daher auch Mutmacher sein – und das können wir hier bei TriWeFo ganz gut!“

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