DIHK: LÖSUNGEN FÜR ZEHN KRITISCHE PUNKTE

Ohne Infrastruktur keine Energiewende

Deutschland will bis 2030 seine Treibhausgasemissionen deutlich senken und bis 2045 klimaneutral werden. Um diese Herkulesaufgabe erfolgreich bewältigen zu können, braucht es nach Worten von Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), "mehr als den Ausbau von Wind- und Sonnenstrom".

Dringend erforderlich sei eine Infrastruktur, die Solar- und Windstrom richtig transportieren und speichern könne, so Adrian. "Notwendig sind außerdem neue Infrastrukturen für Wasserstoff- und CO2-Transport. Beide spielen ebenfalls eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität."
Denn, so der DIHK-Präsident: "Vor allem für viele Industriebetriebe ist der rasche Zugang zu CO2-armem Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen überlebenswichtig." Nach aktuellen DIHK-Umfragen hielten rund zwei Drittel aller Unternehmen eine möglichst schnelle flächendeckende Versorgung mit Wasserstoff für notwendig, berichtet er. "Davon sind wir aber meilenweit entfernt: Noch fehlen entsprechende Märkte und damit auch Preissignale. Und auch hier dauern einschlägige Genehmigungsverfahren bislang viel zu lang. Wir müssen hier dringend beschleunigen."

Produktionskapazitäten und die Transportinfrastruktur fehlen

Die Bundesregierung wolle bis 2030 bei grünem Wasserstoff (H2) eine Kapazität von zehn Gigawatt erreichen; damit könne ein gutes Viertel des geschätzten Gesamtbedarfs an Wasserstoff produziert werden, rechnet Adrian vor. "Ende letzten Jahres hatten wir in Deutschland allerdings gerade einmal 79 Megawatt zur Verfügung – also weniger als ein Prozent der Zielvorgabe."
Dies zeige, dass Deutschland nur einen kleineren Teil des erforderlichen H2 selbst erzeugen könne. "Der Löwenanteil muss aus dem Ausland, bevorzugt von unseren europäischen Partnern, kommen", stellt der DIHK-Präsident klar. "Dieses Potenzial ist zwar vorhanden, aber es fehlen Produktionskapazitäten und die Transportinfrastruktur."

Perspektive einer flächendeckenden Verfügbarkeit nötig

Der "Stotterstart" beim Wasserstoff mache vor allem Betrieben in industriellen Regionen große Sorgen, so Adrian – und zwar sowohl in Hinblick auf die Wasserstoffmenge als auch hinsichtlich der regionalen Verfügbarkeit von H2. "Die Unternehmen benötigen für Investitionsentscheidungen am Standort Deutschland ein höheres Tempo bei der Wasserstoffproduktion hierzulande wie bei der Sicherung von Importkapazitäten", mahnt er. Erforderlich sei die Perspektive, dass H2 künftig flächendeckend verfügbar sein werde.
"Daher sollte das Wasserstoffnetz von Anfang regional und europäisch mitgedacht werden. Damit können wir sicherstellen, dass die Infrastruktur passend zum Bedarf der Unternehmen entwickelt wird." Darüber hinaus solle "der Staat in der Aufbauphase und während des Markthochlaufs die notwendigen Investitionen durch europäische oder nationale Förderungen mitfinanzieren", schlägt der DIHK-Präsident vor. "Das gilt auch für die Netzentgelte. Andernfalls schließt sich anfangs aufgrund der hohen Kosten niemand an ein neues Wasserstoffnetz an."
DIHK-Positionspapier „Klimaneutralität“ 

Die IHK-Organisation legt zehn Punkte zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen beim Aufbau neuer Infrastrukturen vor:
1.    Unternehmen müssen betriebliche Klimaneutralität erreichen können. 
2.    Infrastruktur bedarfsorientiert auf- und ausbauen. 
3.    Bei der Planung und dem Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur sollten alle Transportmittel eingeschlossen werden. 
4.    Die Investitionen in entsprechende Transportinfrastrukturen erfordern schnelle Planungs- und Genehmigungsverfahren. 
5.    Eine europäische Koordinierung sollte den Ausbau neuer Infrastrukturen flankieren. 
6.    Mehr Speicherkapazitäten sind zum Erreichen von Klimaneutralität notwendig. 
7.    Chemikalien der Stoffgruppe PFAS sind für einen erfolgreichen Markthochlauf der Wasserstofftechnologien unerlässlich. 
8.    Geeignete Kommunikationsmaßnahmen und hohe Transparenz sind notwendig, um die Akzeptanz von Wasserstoff- und CO2-Speicherung zu gewährleisten. 
9.    In der Aufbauphase und während des Markthochlaufs der neuen Technologien sollte der Staat die Finanzierung garantieren. 
10.    Netzentgelte für die ersten Netznutzer deckeln.

dihk.de

Positionspapier als Download 
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