Leistungsfähige Stromnetze für eine leistungsfähige Wirtschaft

Grundsätzlich sind erneuerbare Energien gut für die Versorgungssicherheit, denn Wind und Sonne sind unerschöpfliche Energiequellen, die uns unabhängig von politischen oder wirtschaftlichen Gegebenheiten zur Verfügung stehen. Sie stellen allerdings ganz andere Anforderungen an das Energiesystem als fossile Brennstoffe – um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssen wir nicht nur Erzeugungsanlagen für grüne Energie errichten, sondern auch unsere Stromnetze an vielen Stellen aus- und umbauen.

Ein wichtiger Faktor ist, dass die Energieversorgung durch die Energiewende dezentraler wird: Viele kleine Erzeugungsanlagen, vor allem Windräder und Photovoltaikanlagen, ersetzen wenige Großkraftwerke. Der Strom fließt also nicht mehr nur überwiegend in eine Richtung – von den großen Kraftwerken zu den Verbrauchern – sondern das Netz muss sich darauf einstellen, dass es verschiedene und wechselnde Flussrichtungen gibt. Auch weil Wind und Sonne nicht immer gleichmäßig weht bzw. scheint und die Produktion der grünen Energieerzeugungsanlagen dementsprechend schwanken kann. 

Die TEN Thüringer Energienetze GmbH & Co. KG, Thüringens größter Netzbetreiber, investiert deshalb beispielsweise allein im Jahr 2023 einen dreistelligen Millionenbetrag in die sogenannten Verteilnetze, die die Energieversorgung auf regionaler Ebene sicherstellen. Diese Investitionen dienen dazu, die regionalen Netze fit zu machen für mehr erneuerbare Energien – etwa durch leistungsfähigere Leitungen oder neue Umspannwerke.

Einen ähnlichen Veränderungsbedarf gibt es auch auf überregionaler Ebene, im sogenannten Übertragungsnetz: Dort sollen Höchstspannungs-Gleichstromübertragungsleitungen (HGÜ), die wie „Stromautobahnen“ funktionieren, große Energiemengen verlustfrei über lange Distanzen transportieren. Das ist notwendig, weil die Regionen, die viel Energie benötigen – hauptsächlich dicht besiedelte und stark industrialisierte Regionen in Süd- und Westdeutschland – meist nicht in der Lage sind, ihren Bedarf aus lokal erzeugten Erneuerbaren zu decken. Sie benötigen deshalb zusätzliche grüne Energie, vor allem Windstrom aus Nord- und Ostdeutschland.

Die Übertragungsnetzbetreiber errichten deshalb an vielen Stellen im Land neue HGÜ oder verstärken bestehende Leitungen. Ein großes Projekt in Ostthüringen ist der sogenannte SuedOstLink, der künftig Nordostdeutschland mit Südbayern verbindet und westlich von Gera verläuft. Ein kleineres Projekt in der Region ist der Ersatzneubau der Leitung von Röhrsdorf bei Chemnitz nach Remptendorf in Südthüringen, die südlich an Gera vorbeiführt. Der Betreiber 50 Hertz ersetzt die vorhandene Freileitung durch eine neue Leitung, mit bis zu 40 Prozent höherer Kapazität.

Diese Leitungen dienen auch dazu, Stromengpässe und -überproduktionen zwischen verschiedenen Regionen durch höhere Übertragungskapazitäten flexibel ausgleichen zu können. Sie sind damit eine Investition in Klimaschutz, aber auch in Übertragungssicherheit und letztendlich die industrielle Leistungsfähigkeit unseres Landes.