INTERVIEW

Ich habe einfach angefangen

Interview mit Bozena Genßler, Gründerin und Geschäftsführerin, über die Entwicklung von Sprache, Sprachdienstleistung und die Digitalisierung des Berufsstandes
Die World Contact Übersetzungsbüro GmbH ist in Gera beheimatet. Seit 30 Jahren vermittelt das Unternehmen Dolmetscher und Übersetzer in der Region und über die Landesgrenzen hinaus. Ein Anlass, die Gründerin und Geschäftsführerin, Bozena Genßler, vorzustellen und mit ihr über Ihre Erfahrungen und Motivation für die Zukunft zu sprechen.
Bozena-Genssler
Bozena Genßler, der Gründerin vom World Contact © Rene Loeffler

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?


„Genau vor 30 Jahren, 1991, habe ich den ersten Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und World Contact gegründet. Sprachen sind mein Leben. Ich habe Germanistik studiert und später gelehrt. Mit der Einheit Deutschlands änderte sich Vieles und ich musste mich neu orientieren. Ich wollte als Dolmetscherin für Polnisch arbeiten und habe mich gefragt, wohin Leute gehen, die eine eher seltene Sprache sprechen. So kam mir der Dienstleistungsgedanke und die Idee ein Übersetzungsbüro für alle Sprachen zu gründen. Natürlich wusste ich damals nicht, wie sich das alles entwickeln würde. Ich habe einfach angefangen. Heute übersetzen wir jährlich in rund 70 Sprachen der Welt.“

Das klingt spannend. Welche Voraussetzungen bringt die Arbeit als Dolmetscher und Übersetzer mit sich?


„Übersetzer und Dolmetscher müssen sich sprachlich, fachlich und technisch stets auf dem neuesten Stand halten und weiterentwickeln. Sprache ist lebendig, sie verändert sich. Das betrifft jeden Bereich unseres Lebens, insbesondere die Fachsprache. Wissenschaftliche, juristische, medizinische und technische Fachübersetzungen erfordern qualifizierte Fachkompetenz und besondere Kenntnis in der Ausgangs- als auch in der Zielsprache. Sie müssen also nicht nur einer Sprache mächtig sein, sondern auch Fachwissen mitbringen. Deswegen betrauen wir ausschließlich diplomierte, ausgebildete Übersetzer sowie Ingenieure, Mediziner, Juristen und Wissenschaftler in diesen Bereichen. Gleiches gilt für Gerichtsdolmetscher. Grundvoraussetzung ist die allgemeine Beeidigung, sowie die Kenntnis des Rechts- und Gerichtswesens. Zusätzlich muss der Dolmetscher bestimmte Techniken beherrschen, wie dem Simultan-, Flüster-, und Konsekutivdolmetschen. Beim Simultandolmetschen übersetzt und spricht der Dolmetscher fast zeitgleich mit dem Redner. Das erfordert höchste Konzentration und viel Erfahrung.“

Was sind die größten Veränderungen ihres Berufsstandes in den letzten 30 Jahren?


„Technische Neuerungen, die Digitalisierung. Das ist ein all umfassendes Thema. Wir schauen uns immer genau an, welche technischen Neuerungen für unsere Kunden einen Vorteil bringen. Für Fachübersetzungen nutzen wir CAT-Tools (Computer Assisted Translation), das sind computerunterstütze Übersetzungssoftware. Sie sichern die Verwendung von wiederkehrenden Terminologien. Die Software erkennt Wiederholungen von Fachbegriffen und übersetzt diese immer gleich. Das spielt bspw., in umfassenden und lang andauernden Projekten im Maschinen- und Anlagenbau eine entscheidende Rolle. Es sichert die Qualität der Übersetzungsarbeit und ist gleichzeitig zeitsparend. Interessant sind derzeit auch maschinelle Übersetzungen und vielleicht irgendwann einmal der Einsatz von Dolmetschermasken, die in verschiedenen Sprachen gleichzeitig übersetzen können. Aber das ist noch Zukunftsmusik.“

Was zeichnet Sie als Sprachdienstleister aus?


„Jeder Kunde wird von unseren Projektmanagern individuell beraten. Jeder Auftrag wird sofort bearbeitet und am Ende transparent berechnet. Eine gute Kommunikation mit unseren Kunden und Übersetzern / Dolmetschern ist für uns von unschätzbarem Wert. Fachexpertise können Kunden bei uns voraussetzen, denn wir arbeiten mit einem Netzwerk von rund 750 hoch qualifizierten Dolmetschern und Übersetzern. Sie sind Experten in ihren Arbeitsbereichen. Insgesamt bieten wir 70 Sprachen an. Wir haben viele langjährige Kunden und wachsen mit Ihnen und ihren Projekten. Von der gewonnenen Expertise profitieren natürlich auch Neukunden. Unsere Aufgabe ist, Übersetzungen zügig und kompetent anzufertigen, bzw. den sprachlich und fachlich passenden Dolmetscher zu finden. Darauf verstehen wir uns.“

Ihr Unternehmen feiert dieses Jahr 30-jähriges Bestehen. Worauf sind Sie besonders stolz?


„30 Jahre sind eine lange Zeit. Mein halbes Leben. Die Welt ändert sich ständig. Sprachen und Technologien entwickeln sich weiter. Und natürlich auch die aktuelle Pandemie geht nicht einfach an uns vorbei. Wenn ich auf etwas stolz bin, dann dass wir es schaffen, immer im offenen Dialog mit all unseren Kontakt- und Bezugspersonen zu stehen. Wir haben sehr viele langjährige Kunden und freiberufliche Übersetzer, zu denen wir eine intensive und gute Beziehung pflegen. Meine Mitarbeiter sind viele Jahre für World Contact tätig. In einem Dienstleistungsunternehmen gibt es sehr viele Interaktionspunkte, Interessen und Bedürfnisse, die befriedigt werden wollen. Neben einer hochwertigen Übersetzung bzw., Dolmetscherleistung spielt persönliche Sympathie eine große Rolle. Ich bin stolz, dass es mir gelungen ist, und auch hoffentlich weiterhin gelingt, diese Art der Zusammenarbeit und Kommunikation so zu gestalten, dass wir seit 30 Jahren existieren.“
Wir bedanken uns für das Interview.


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