MEDWAYS

Branchenübergreifend vernetzt

Über 90 Unternehmen und Forschungseinrichtungen sind Mitglieder im medways e.V., der seinen Sitz in Jena hat, sich aber thüringenweit engagiert. Das Netzwerk setzt sich für die Interessen der sehr differenziert aufgestellten Medizintechnikbranche ein, bietet Möglichkeiten zum Austausch, zur Weiterbildung, stößt Entwicklungsprojekte an – und ist dafür selbst sehr gut vernetzt.
„In diesem Jahr haben wir unser 25-jähriges Bestehen“, sagt Geschäftsführerin Dr. Eike Dazert. Den Anstoß zur Vernetzung habe eine Bundesinitiative zur Bildung medizintechnischer Kompetenzzentren gegeben. „Ophthalmoinnovation“, ein Zusammenschluss Jenaer Firmen aus dem Bereich der Augenheilkunde gehörte zu den Gewinnern. Daraus entstand nach Auslauf der Förderung und Verschmelzung mit den Thüringer Biotechnologienetzwerk „BioInstrumente“ der heutige medways e.V.

Gut vernetzt sein

„Medizintechnik ist keine homogene Branche. Unternehmen, unter anderem aus den Bereichen Optik, Metallbearbeitung, Biotechnologie, IT und nicht zuletzt Forschungseinrichtungen sind in die Entwicklung und Fertigung von Medizintechnik involviert. Für sie bietet medways die Möglichkeit, sich auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und sich für gemeinsame Projekte zu vernetzen“, erläutert sie. Beim „Technologiescouting“ beispielsweise stellen Unternehmen drei bis vier Mal jährlich ihre aktuellen Entwicklungen vor, tauschen Ideen aus und finden so manches Mal auch kompetente Partner für deren Umsetzung. Beim Stammtisch, zu dem medways jeden letzten Mittwoch im Monat einlädt, werden Themen aus dem Unternehmensalltag diskutiert. „Wir unterstützen unsere Mitgliedsfirmen bei all diesen Themen aber auch sehr direkt“, sagt Dr. Eike Dazert, „zum Beispiel bei der Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte, begleiten Forschungs- und Entwicklungsprojekte und bieten thematische Workshops, Seminare und Inhouse-Schulungen an.“
Auch medways selbst ist gut vernetzt, so in der Cross-Cluster-Initiative Thüringen, in der MedTech Cluster Alliance D-A-CH (Zusammenschluss der MedTech-Cluster aus Deutschland, Österreich und der Schweiz) und der Technologie-Organisation VDE.

Stimme der Unternehmen sein

„Diese Kontakte nutzen wir auch, um den Standpunkt unserer Unternehmen gegenüber der Politik in Deutschland und Europa deutlich zu machen und ihre Interessen zu vertreten.“ Dauerbrenner sei die von der EU beschlossene „Medical Device Regulation“ (MDR), die den Marktzugang für Medizinprodukte regelt. „Die MDR wurde entwickelt, um die Patientensicherheit zu stärken und die Patientenversorgung zu verbessern. Was sie bringt, ist aber mehr Bürokratie, kompliziertere Zulassungsverfahren und höhere Kosten für Unternehmen“, sagt Dr. Eike Dazert und verweist auf die Folgen: Unternehmen bringen ihre Innovationen nicht mehr in Europa auf den Markt oder sie verlängern ihre Marktzulassung nicht, da sie das nicht bezahlen können. „Damit verkehrt sich das ursprüngliche Ziel der Verordnung ins Gegenteil. Die Patientenversorgung verschlechtert sich, da innovative Produkte nicht mehr oder erst sehr spät für Patienten in Europa zur Verfügung stehen.“

Innovationstreiber sein

Medways ist aber nicht nur Mahner, sondern auch Macher: Das Netzwerk koordiniert zum Beispiel das Verbundprojekt „AVATAR“. Ziel ist die Anonymisierung von Patientendaten und diesen Datenpool für klinische Studien nutzbar zu machen. „Das Thema treibt uns schon lange um, denn der Bedarf an solchen Daten ist hoch. Für jedes neu entwickelte Medizinprodukt muss in klinischen Studien dessen Wirksamkeit nachgewiesen werden. Andererseits sind solche Patientendaten sehr persönlich und werden in verschiedenen Einrichtungen erfasst, die alle individuelle Software verwenden“, bringt sie die Herausforderungen dieses Projektes auf den Punkt. Seit 2022 arbeitet das Kompetenzcluster aus 18 Partnern aus Medizin, Wissenschaft, Wirtschaft und IT-Recht an einer Lösung.
Parallel entsteht derzeit in den Räumen von medways ein Reallabor mit Server vor Ort und einer Cloudinfrastruktur. Partner des Projektes können hier ihre Kompetenzen bündeln und Softwarelösungen testen, die die anonymisierten Daten für die unterschiedlichsten Zwecke nutzbar machen sollen. Der nächste Schritt ist ein „Reallabor und ein OpenScienceLab“, in dem die Projektlösungen getestet werden sollen, bzw. das der Wissenschaftkommunikation dient. Gewollter Nebeneffekt: Datenstruktur und Software werden weiter optimiert. „So entsteht schrittweise ein vielschichtiger Datenpool, für den wir immer neue Anwendungen erschließen können“, wirft Dr. Eike Dazert einen Blick in die Zukunft.

medways e.V.
medways ist ein seit 25 Jahren etablierter Verband der Thüringer Medizin- und Biotechnologie-Branche, der über 90 Mitglieder fasst und international agiert. Zu den Serviceangeboten des Netzwerks gehören: Das medways Service Center begleitet die Entwicklung und Markteinführung von Medizinprodukten durch Beratungen zur Zulassung und Zertifizierung, unterstützt Firmen bei Messen und Konferenzen und vertritt ihre Interessen in politischen Gremien. Das medways Research Center unterstützt bei der Projektakquise, Projektpartnersuche, Projektantragstellung, Projektbegleitung und der Öffentlichkeitsarbeit. Die medways Academy bietet thematische Workshops, Seminare und Inhouse-Schulungen.

medways.eu
AVATAR
Ziel des BMBF-geförderten Projekts ist die Entwicklung neuer Verfahren zur Anonymisierung von Patientendaten für Forschung, Entwicklung und Anwendung sowie deren rechtskonforme Nutzung:
• zur Unterstützung der Grundlagen- und klinischen Forschung
• für eine schnellere und kostengünstigere Entwicklung und Zulassung neuer Medizinprodukte
• zum verbesserten Monitoring von Medizinprodukten (Post-Market-Surveillance)
AVATAR ist Teil des BMBF-geförderten Forschungsnetzwerks Anonymisierung für eine sichere Datennutzung, in dem insgesamt fünf Kompetenzcluster und 17 Projekte die Entwicklung von Anonymisierungsmethoden vorantreiben, um den technischen Datenschutz zu verbessern und datenbasierte Innovationen zu fördern.

avatar-projekt.de


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