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Nicht allein nach Aktenlage entscheiden!
Falko Gaudig ist seit April 2022 Vorstand der Volksbank eG Gera ∙ Jena ∙ Rudolstadt. Seit 2022 ist er Mitglied der IHK-Vollversammlung und mit Beginn der aktuellen Legislaturperiode im Februar 2023 IHK-Vizepräsident.
Falko Gaudig
© IHK Ostthüringen
Nach dem Abi studieren oder doch besser mit einer Ausbildung gleich ins praktische Berufsleben einsteigen? Falko Gaudig hat sich für eine Lehre als Bankkaufmann entschieden – bei der Volksbank in Jena und damit genau bei der Bank, die er heute als einer von vier Vorstandsmitgliedern leitet. „Es war nie mein Wunsch, einmal Vorstand zu werden. Aber ich habe mich immer für Möglichkeiten interessiert, mein Wissen und meine Fähigkeiten dort einzusetzen, wo sie gebraucht werden“, sagt er. So hat er nicht nur in allen Bereichen eines Bankbetriebes schon gearbeitet, sondern auch gelernt Verantwortung zu übernehmen, Prozesse zu managen und vor allem Menschen zu verstehen.
Nicht nur aufgrund seines eigenen Berufsweges ist Falko Gaudig überzeugter Verfechter der Dualen Ausbildung. „Ich habe es genossen gleich von Anfang an eine Aufgabe zu haben, mit Kunden in Kontakt zu kommen, direkt in den Beruf zu starten“, sagt er. Das könne ein Studium nicht bieten. Erfahrungen in den vielseitigen Facetten des ausgewählten Berufes sammeln, ausprobieren, was einem liegt und besonders interessiert und dort dann weitere Bildungsschritte gehen – das sind die großen Vorteile, die Ausbildung bietet. Die Volksbank investiere viel in die Ausbildung des bankeigenen Nachwuchses inklusive Aufstiegs- und Spezialisierungsmöglichkeiten. Falko Gaudig hat sie genutzt und nach dem Abschluss als „Wirtschaftsfachwirt“ bei der IHK auch noch einen als „diplomierten Bankbetriebswirt“ an der Bankakademie und Steinbeis-Hochschule Berlin abgelegt. Auch den heutigen Azubis seiner Bank stehen viele Wege offen. Die Duale Ausbildung ist eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Berufsweg, wenn man mit Engagement und Mut auch mal neue Wege gehen möchte.
Digitalisierung und trotzdem für Menschen da sein
Elektronische Bankdienstleistungen sind so ein Thema, das ihn schon seit den 1990er Jahren interessiert. „Daran führt kein Weg vorbei, wenn wir mit immer weniger Fachkräften auskommen müssen und uns zukunftsfähig aufstellen wollen“, ist er überzeugt. Für ihn heißt das: Prozesse und Abläufe digitaler machen aber trotzdem – oder gerade dadurch – weiter für die Menschen da zu sein. Er denkt dabei nicht nur an Kunden, die inzwischen die Vorteile von Bankautomaten und Onlinebanking zu schätzen wüssten. Besonders wichtig ist ihm, die Mitarbeiter mitzunehmen, vom Mehrwert digitalisierter Abläufe zu überzeugen. „Trotz Digitalisierung und den Chancen, die uns Künstliche Intelligenz in Zukunft noch bieten wird – wir brauchen mehr denn je die Fachkompetenz gut ausgebildeter und engagierter Mitarbeiter. KI sollten wir nicht als Gegner betrachten, sondern überlegen, wie sie unser Leben und unsere Arbeitswelt bereichern kann.“
Wir werden zwangsläufig mit weniger Bürokratie auskommen müssen, denn es sind immer weniger Menschen da, um sie umzusetzen.
Zukunftsfähigkeit heißt, Prozesse zu Ende denken
Nicht nur in „seiner“ Bank steht für ihn „Zukunftsfähigkeit“ ganz oben auf der To-do-Liste, sondern auch bei seinem Engagement im IHK-Ehrenamt. „Demografie, Fachkräftemangel, multiple Krisen werden uns auch in Zukunft beschäftigen und wir werden lernen müssen, damit umzugehen“, ist er überzeugt. „Wir werden zwangsläufig mit weniger Bürokratie auskommen müssen, denn es sind immer weniger Menschen da, um sie umzusetzen.“ Dabei hat er nicht nur seine eigenen Herausforderungen an Dokumentations- und Nachweispflichten einer Bank im Blick, auch die Wirtschaftspolitik. „Wir haben bei der Digitalisierung schon viel versäumt. Wenn wir da weiter wären, würde uns der Verlust der Ressource Mensch nicht so weh tun. Denn vieles kann man inzwischen digital erledigen und Menschen gezielt an wichtigen Schnittstellen einsetzen und dort, wo es zu Problemen kommt“, argumentiert er. Auch, dass viele Entscheidungen zu kurz greifen, ärgert ihn. „Die Politik nimmt sich nicht die Zeit, Prozesse zu Ende zu denken“, kritisiert er. „Wenn wir uns da weiter treiben lassen, werden wir immer Getriebene von einer Krise in die nächste sein.“
Verstehen, was Menschen bewegt
Egal, ob als Banker, als Chef, im Ehrenamt oder ganz privat – Falko Gaudig liegt immer eines besonders am Herzen: Verstehen, was Menschen bewegt.
Ich will den Unternehmer bzw. die Unternehmerin und das Unternehmen kennenlernen und mehr über die Motivation, die Vision oder die konkrete Situation erfahren, die sich hinter den Zahlen verbirgt.
„Ich habe mich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz bewusst für die Volksbank entschieden. Der Genossenschaftsgedanke, die Regionalität und damit die Nähe zu den Kunden haben mich überzeugt“, sagt er. Schneller Profit sei ihm nie so wichtig gewesen, wie Nachhaltigkeit und das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Im Vordergrund stehen für ihn Lösungen für den Kunden. „Ich will den Menschen auch morgen noch in die Augen sehen können.“ So trifft er Entscheidungen, zum Beispiel für Unternehmenskredite, nicht allein nach Aktenlage, sondern immer auch auf Grundlage individueller Gespräche, am besten vor Ort beim Kunden. „Ich will den Unternehmer bzw. die Unternehmerin und das Unternehmen kennenlernen und mehr über die Motivation, die Vision oder die konkrete Situation erfahren, die sich hinter den Zahlen verbirgt.“
Als Chef legt er Wert darauf, dass seine Mitarbeiter den Freiraum und natürlich das Wissen haben, selbstständig denken und handeln zu können. „Das setzt gegenseitiges Vertrauen voraus und eine Fehlerkultur, die auf Lösungen orientiert ist“, ist er überzeugt.
Ehrenamtliche Arbeit gibt ihm die Möglichkeit, seine Erfahrungen und Expertise weiterzugeben und einzubringen. Egal, ob im Vorstand der Bürgerstiftung Jena, als ehrenamtlicher Handelsrichter beim Landgericht Gera oder in der Vollversammlung und dem Präsidium der IHK. „Das Ehrenamt kann nicht das Hauptamt ersetzen, ist aber eine sehr sinnvolle Ergänzung. Unternehmer erleben täglich und kontinuierlich, wie sich beispielsweise wirtschaftspolitische Entscheidungen auf ihre Firma, ihre Branche und auf den Markt auswirken und können das in die IHK-Arbeit einbringen.“ Aber auch für ihn selbst ist die ehrenamtliche Arbeit eine Bereicherung – sowohl für seine Arbeit als Banker als auch persönlich. „Man lernt unterschiedliche Sichtweisen, Einstellungen und Meinungen kennen – auch außerhalb des eigenen Umfelds. Das daraus sich ergebende Stimmungsbild zeigt, wo man ansetzen muss, um etwas zu bewegen – für die Wirtschaft und das Unternehmertum, aber auch für die Gesellschaft.“
Wie andere die Welt sehen, wie sie auf Menschen zugehen und wie sie ihr Leben meistern, das zieht ihn und seine Familie auch im Urlaub in andere Länder und Kulturen. Als Individualtouristen bereisten sie schon vier Kontinente und 45 Länder.
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