INTEGRATION

Miteinander reden vermeidet Missverständnisse

Yousef Yousef berät und begleitet junge Flüchtlinge und Migranten bei der Suche nach einer Ausbildung oder einem Job. Zuvor hat er erfolgreich ein Betriebswirtschaftsstudium an der Dualen Hochschule Gera-Eisenach und bei der IHK abgeschlossen. Jetzt unterstützt der aus Syrien stammende junge Mann andere Flüchtlinge im von der IHK mitgetragenen Projekt FIF (Förderung der beruflichen Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte).
Yousef_Yousef_stehend
Herr Yousef, was genau ist Ihre Aufgabe?
Wer als Flüchtling nach Deutschland kommt, kennt die Angebote und Möglichkeiten beruflicher Entwicklung nicht. Deshalb ist es mir zunächst wichtig, über die duale Berufsausbildung zu informieren, die es so in ihrer Heimat nicht gibt. In einem zweiten Schritt geht es darum, welche Berufswünsche bestehen, welche Fähigkeiten und welche Vorbildung der Flüchtling mitbringt. Auf dieser Basis kann dann gezielt nach Praktika, Einstiegsqualifizierung oder Ausbildung gesucht und vermittelt werden.
Sie sind selbst aus Ihrer Heimat geflüchtet und haben es geschafft, beruflich Fuß zu fassen. Was waren für Sie die größten Herausforderungen?
Flüchtlinge haben zunächst ein Ziel: Weg von Krieg und Lebensgefahr! Sie brauchen zunächst Zeit, in einem völlig anderen Umfeld, einer völlig anderen Kultur und Sprache anzukommen. Das war auch für mich anfangs eine große Hürde. Hinzu kam, dass vernetzte Beratungs- und Betreuungsangebote, die es heute gibt, erst entstehen mussten. Jetzt kann ich anderen Flüchtlingen helfen, diese Hürde besser zu meistern. Meine eigene Geschichte, Erfahrungen und die oft gemeinsame Sprache helfen dabei, Vertrauen aufzubauen.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht, die Sie nun weitergeben können?
Ich hatte zunächst befürchtet, dass Vorbehalte und Anfeindungen, die ich erleben musste, mir auch im Arbeitsumfeld begegnen. Aber ich wurde offen und freundlich von Kollegen und Chefs aufgenommen und unterstützt.
Meine eigene Geschichte, Erfahrungen und die oft gemeinsame Sprache helfen dabei, Vertrauen aufzubauen.
Das Wichtigste, wenn Menschen verschiedener Kulturen zusammenarbeiten, ist offen zu kommunizieren. Nur so kann man Hintergründe für unterschiedliches Denken und Verhalten erklären und Missverständnissen vorbeugen. In diesem Sinne beobachte ich mich und andere ständig, um mich besser anzupassen und zu integrieren, ohne meine eigene Identität zu verlieren.

Immer aktuell über Neues im Onlinemagazin informiert sein? Abonnieren Sie unseren Newsletter „News Ostthüringer Wirtschaft“!
Jetzt hier anmelden
Sie haben Fragen, kritische Hinweise, Verbesserungsvorschläge oder eine Idee für einen Artikel? Schreiben Sie uns: magazin@gera.ihk.de.
Mit Namen oder Initialen gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der IHK wider.
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir Status- und Funktionsbezeichnungen in der Regel in der männlichen Form. Sie gelten jedoch für alle Geschlechter gleichermaßen.