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Dr. Ralf-Uwe Bauer ist seit 2020 Leiter Forschung und Entwicklung der Smart Advanced Systems GmbH in Rudolstadt. Bereits seit 2008 engagiert er sich ehrenamtlich in der IHK-Vollversammlung, seit September 2015 als Präsident.
Dr. Ralf-Uwe Bauer
© IHK
Wenn Dr. Ralf-Uwe Bauer über die aktuellen Projekte und Pläne der Smart Advanced Systems GmbH spricht, ist ihm die Begeisterung deutlich anzusehen. In seinem „dritten Berufsleben“, wie er es nennt (nach Studium und wissenschaftlicher Arbeit), nutzt er sein Wissen und seine Erfahrungen, um gemeinsam mit seiner Tochter ein kleines, aber innovatives Technologieunternehmen aufzubauen. „Ich liebe es, aktiv und kreativ zu sein, nicht nur Ideen zu entwickeln, sondern sie auch umzusetzen. Ruheständler sein ist nichts für mich“, sagt der inzwischen vierfache Opa.
Marktfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und Ökologie
„Wissenschaft, auch die wirtschaftsnahe Forschung, konzentriert sich auf physikalische, chemische und technische Zusammenhänge. Diese Ergebnisse am Ende auch in markt- und wettbewerbsfähige Produkte umzusetzen, können nur Unternehmen leisten. Sie investieren Geld in Ideen und in die Hoffnung, dass dies den Menschen und der Umwelt zugutekommt“, so der Unternehmer. Genau das sei seine Motivation. Es bereite ihm Freude, als Unternehmer selbstbestimmt agieren zu können, auch wenn der Weg oft lang und steinig sei.
An Ideen mangelt es Dr. Bauer nicht. Die Herausforderung ist, Partner zu finden, die perspektivisch an den Erfolg einer Idee glauben und auch in diese investieren wollen. „Dabei geht es nicht nur um technische Möglichkeiten, sondern vor allem um Produkte mit Kundennutzen, um wirtschaftliche Prozesse und nicht zuletzt um ökologische Aspekte“, erläutert er.
Die Firma hat europaweit erste Partner für ein von ihr entwickeltes Heizgewebe, in das Filamente aus Polymeren mit elektrischen Eigenschaften eingewebt wurden, gewonnen. „Eine mögliche Anwendung könnten Sitzheizungen in Autos oder Consumer-Produkte sein. Die Polymere sorgen für ein gleichbleibendes, einstellbares Temperaturniveau und verbrauchen dabei 20 Prozent weniger Energie als bisherige Lösungen.“ Er könne sich auch industrielle Anwendungen vorstellen.
„GENTLE COOL“, ein Kühlkissen aus der Ideenwerkstatt von Dr. Bauer, das demnächst im Onlinehandel erhältlich sein soll, ist das Ergebnis einer bereits erfolgreichen Partnerschaft. Das „Innenleben“ des Produktes, das bei einem Kooperationspartner gefertigt wird, sind patentierte temperaturspeichernde Granulate, die Smart Advanced Systems zur Produktreife geführt hat. „Das Kissen kann beispielsweise über Nacht im Kühlschrank gelagert werden und hält dann tagsüber die dort aufgenommene Temperatur“, erläutert er. „Genau das Richtige an heißen Sommertagen.“
Die in schmale Schläuche mit Kissenstrukturen gefüllten Granulate könnten auch als Herzstück in Wärmespeicher mit Einspeisung von solarer Energie integriert werden, so eine weitere Umsetzungsidee. Dafür sucht er gerade Partner, um eine marktfähige Lösung zu entwickeln, die auch wirtschaftlich produziert werden kann.
Ohne Netzwerke ist man als Einzelner nicht stark genug.
Eigenständig: ja, Einzelkämpfer: nein
„Für die Umsetzung innovativer Ideen in Pilotprodukte oder -anlagen brauchen Unternehmer deutlich mehr Unterstützung“, ist Dr. Bauer überzeugt. Bisherige Fördermöglichkeiten würden zwar Personal- und Gemeinkosten berücksichtigen, was schon eine große Unterstützung sei. Für den Aufbau von Demonstrations- und Pilotanlagen gibt es leider für Unternehmen keine geeigneten Instrumente. „Um als eigenverantwortlich arbeitender Unternehmer erfolgreich zu sein, müssen auch die Rahmenbedingungen für das wirtschaftliche Handeln stimmen und immer wieder eingefordert werden. Als Einzelner ist man dafür nicht stark genug. Das ist meine Motivation, mich ehrenamtlich in Netz werken auch für die Interessen anderer zu engagieren.“
Kompromissfähig sein, um gehört zu werden
Seit 2008 ist Dr. Bauer Mitglied in der IHK-Vollversammlung. 2015 gehörte er zu den Initiatoren der Deutschen Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse. Außerdem engagiert er sich im Verband Innovativer Unternehmen e.V. (VIU). All diese Netzwerke haben zwar unterschiedliche Schwerpunkte, aber gemeinsame Ziele: Die Interessen der Mitglieder bündeln und ihnen bei der Politik Nachdruck verleihen. Aus seiner Erfahrung die besondere Herausforderung: „Um die Breite vieler unterschiedlicher Interessen auf den Punkt zu bringen, muss man kompromissfähig sein, auch wenn man manchmal selbst eine andere Auffassung hat.“
Herausfordernd sei auch die Zusammenarbeit mit der Politik. „Als Unternehmer arbeiten und denken wir geradlinig: Erkennen – Handeln – Lösen. Politische Entscheidungsprozesse folgen anderen Regeln. Es gilt also, oftmals nicht nur Menschen zu überzeugen, die Wirtschaft nicht verstehen, weil sie einen anderen beruflichen Hintergrund oder eine andere Ausbildung haben. Auch muss man die Arbeitsweise parlamentarischer Abläufe und die Arbeit in der Verwaltung kennen, um zu verstehen, warum viele Themen, die wir Unternehmer sofort einer Lösung zuführen, so viel Zeit in Anspruch nehmen. In der Regel ist der Weg von der Problemerkennung bis zur Lösung deutlich länger und oft auch nicht so erfolgreich, wie wir es uns vielleicht wünschen.“ Entmutigen kann das den im Februar wiedergewählten IHK-Präsidenten nicht. Auch in seiner dritten Legislaturperiode wird er sich mit Nachdruck für die Interessen der Unternehmer der Region einsetzen.
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