IHK-VOLLVERSAMMLUNGSMITGLIEDER VORGESTELLT

Ich habe es einfach gemacht

Seit 1994 ist Thomas Bauerfeind in der Firma Berkemann aktiv, die er heute als geschäftsführender Mehrheitsgesellschafter leitet. Mit Beginn der aktuellen Legislaturperiode im Februar 2023 engagiert er sich auch in der IHK-Vollversammlung.
Dass er einmal als Unternehmer seine Brötchen verdienen wird, sei ihm schon als Kind in die Wiege gelegt worden, erzählt Thomas Bauerfeind mit einem Augenzwinkern. Sein Vater Hans B. Bauerfeind war der Chef der heutigen Bauerfeind AG. Für viele war klar, dass der Sohn einmal in die Fußstapfen des Vaters treten wird.
Wie so oft im Leben kam es ganz anders und doch genau so. Heute managt Thomas Bauerfeind sein eigenes Unternehmen. Er ist geschäftsführender Mehrheitsgesellschafter der Berkemann GmbH & Co. KG. Gleichzeitig leitet er gemeinsam mit seinen Schwestern aber auch die Bauerfeind-Stiftung, die heute Eigentümer des bekannten Orthopädie-Herstellers und Familienunternehmens ist.

Lieber anpacken statt studieren

Thomas Bauerfeind wollte nach dem Abitur kein theoretisches Vollzeitstudium. „Ich wollte lieber aktiv werden, anpacken“, sagt er rückblickend. Der Kompromiss war ein Fernstudium und parallele Praktika in verschiedenen Unternehmen. Mit dem Diplom als Betriebswirt in der Tasche stieg er 1994 bei Berkemann Schuhe ein, die Teil des Familienunternehmens waren. „Mein erster Arbeitstag begann aber nicht wie geplant in Hamburg, sondern in einer Produktionsstätte in Ungarn“, erzählt er. Aus einem Kurzbesuch wurden am Ende fünf Jahre, in denen er die Organisation der Produktion vor Ort übernommen hat. Er war bei vielen Themen als Problemlöser gefragt, musste Entscheidungen treffen. „Egal ob bei der Modellentwicklung, in der Produktion, beim Einkauf oder im Vertrieb – ich habe es einfach gemacht und mir dabei viel praktisches, unternehmerisches Wissen angeeignet.“

Freiheit: Selbst entscheiden können und dürfen

Was damals eine besondere Herausforderung war, weiß er heute als Geschäftsführer der zur Berkemann-Gruppe gewachsenen Firma besonders zu schätzen: Die Freiheit, selbst entscheiden können und dürfen, was und wie man etwas tut.
Und er hat etwas getan, zunächst gemeinsam mit seinem Vater, später in alleiniger Verantwortung: Heute produzieren bei Berkemann 1.000 Mitarbeiter weltweit täglich 4.000 Paar Schuhe, exportieren sie in 50 Länder weltweit und generieren so einen jährlichen Umsatz von 50 Millionen Euro. Am Firmensitz in Zeulenroda sind Vertrieb und Logistik konzentriert. Produktionsstätten gibt es unter anderem nach wie vor in Ungarn, aber auch in Tschechien und Kroatien. Bequemschuhe der Firmengruppe werden unter fünf verschiedenen Markennamen vor allem an Fachgeschäfte geliefert.

Herausforderung: Krisen und aktuelle Politik meistern

Die Herausforderungen, denen sich Thomas Bauerfeind heute stellen muss, sind zum einen die Folgen der aktuellen globalen Krisen und vor allem die der wirtschaftspolitischen Entscheidungen der Bundesregierung.
Die schlügen sich vor allem in steigenden Kosten nieder. „Allein durch die Erhöhung des Mindestlohnes haben wir in Deutschland in den letzten drei Jahren 40 Prozent mehr Produktionskosten zu verkraften“, rechnet er vor. Hinzu käme ein Mangel an Arbeitskräften, den er immer deutlicher spüre. Außerdem sei auch die Energiepolitik ein zusätzlicher Kostentreiber.
Die Folgen der Wirtschaftspolitik sichtbar zu machen, sich auszutauschen und auch aktiv entgegenzuwirken sind seine Motivationen, sich in verschiedenen Branchen- und Unternehmernetzwerken und der IHK-Vollversammlung mit anderen Unternehmern auszutauschen. „Ich engagiere mich, weil die IHK die Wirtschaftspolitik beeinflussen kann und ich darüber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und insbesondere Thüringen aktiv mitsteuern möchte.“

Verantwortung: Nachhaltig denken und handeln

Vor diesem Hintergrund sieht er seine Verantwortung darin, nachhaltig zu denken und zu handeln und das nicht nur in vollmundigen Erklärungen und Versprechen. Dafür erhielt er 2023 den Wirtschaftspreis der Stadt Zeulenroda-Triebes.
Nachhaltigkeit ist für ihn mehr als Solar auf dem Dach und LED-Beleuchtung in den Gebäuden. Natürlich gibt es die auch bei Berkemann, aber: „Wir stellen alle Prozesse, Einkäufe und Systeme auf den Prüfstand.“ Mit hoher Fertigungstiefe und einem europaweiten Netz an Zulieferern und Partnern hat sich die Firma breit aufgestellt.
Nachhaltigkeit ist aber auch im Unternehmensalltag ganz konkret: So investierte die Firma in neue Technik, um den Zuschnitt bei der Herstellung von Lederschäften zu optimieren und weniger Abfall zu erzeugen. Wasserbasierte Klebstoffe sollen Gesundheitsgefährdung durch Lösungsmittel reduzieren. Das eigene Blockheizkraftwerk sorgt dafür, dass einmal erzeugte Wärme auch optimal genutzt wird. Transportverpackungen werden mehrfach genutzt, um Abfall zu reduzieren.
Besonders am Herzen liegt ihm aber eine familiäre Atmosphäre im Unternehmen. Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen und gern auf Arbeit kommen. So wird beispielsweise einmal im Monat die gemeinsame Mittagspause zum Event: immer abwechselnd kocht ein Team für die ganze Belegschaft. „Bei der Gelegenheit informiere ich alle über wichtige Neuigkeiten und stelle neue Mitarbeiter vor. Aber auch die Mitarbeiter untereinander können sich über den Rahmen ihrer Teams hinaus austauschen und kennenlernen“, sagt Thomas Bauerfeind und freut sich auf jeden dieser Termine. „Ich bin gespannt, was sich die Kollegen beim nächsten Mal einfallen lassen.“
Aber auch ganz privat ist Nachhaltigkeit für Thomas Bauerfeind ein Thema: Gemeinsam mit Freunden bringt er im Oldtimerclub Zeulenroda historische Fahrzeuge – Traktoren, Lkws, Geländefahrzeuge – wieder zum Laufen. Manchmal sieht man ihn auch auf einer „Schwalbe“ durch seinen Heimatort fahren.
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