Anhaltende Rezession in Osthessen
„Der Geschäftsklimaindex ist erheblich gesunken. Die konjunkturelle Flaute dauert an, Besserung ist nicht in Sicht. Die osthessische Wirtschaft befindet sich weiterhin in einem von vielen Risiken geprägten Umfeld“, kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der dritten Konjunkturumfrage 2024.
Aktuelle und zukünftige Geschäftslage
Die derzeitige Geschäftslage wird von 45,2 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Im Mai lag dieser Wert bei 59,3 Prozent. Von einer schlechten Lage sprechen 38,1 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage liegt bei 16,7 Prozent.
Die Erwartungen sind per Saldo deutlich negativ: Eine schlechtere Lage erwarten 39,0 Prozent der Firmen (Mai 2024: 28,3 Prozent). 50,0 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im Mai 2024 waren 54,3 Prozent dieser Ansicht. 11,0 Prozent der Unternehmen erwarten eine eher günstigere zukünftige Geschäftslage (Mai 2024: 17,4 Prozent).
Die Bewertung der derzeitigen und die Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ergibt, dass der Geschäftsklimaindex von 90,7 auf 75,2 Punkte gesunken ist. Damit liegt er weit unter 100 und signalisiert eine andauernde rezessive Lage in Osthessen.
Auch bei den Industriebetrieben ist die aktuelle Lage per Saldo negativ. Sie hat sich gegenüber Mai 2024 erneut erheblich verschlechtert. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen 45,2 Prozent der befragten Industriebetriebe, nur noch 3,2 Prozent berichten von einer guten Situation.40,0 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer eher ungünstigeren, 10,0 Prozent der befragten Unternehmen von einer eher günstigeren Geschäftslage aus. Insgesamt ist der Geschäftsklimaindex der Industrie von 86,3 auf 63,8 Punkte eingebrochen. Im Handel stabilisiert sich der Geschäftsklimaindex mit 99,8 Punkten, was eine Folge nachlassender Inflation und höherer Frequenz – auch durch Touristen – in den Sommermonaten in der Fuldaer Innenstadt sein könnte.
Weiter sinkende Investitionen und Beschäftigung erwartet
Die Investitionsbereitschaft liegt per Saldo über alle Branchen hinweg im negativen Bereich: 43,9 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Investitionsabsichten reduziert. Von steigenden Investitionen gehen 14,6 Prozent der Betriebe aus. Hauptmotive für Investitionen sind Ersatzbedarf (73,4 Prozent) sowie mit deutlichem Abstand Rationalisierung (41,8 Prozent), Produktinnovationen (20,3 Prozent), Umweltschutz (19,0 Prozent) und Kapazitätsausweitung (10,1 Prozent). Bei den befragten Industrieunternehmen erwarten 50,0 Prozent der Unternehmen sinkende und nur 10,0 Prozent steigende Investitionen.
Die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen (38,3 Prozent), liegt über der der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (7,4 Prozent). In der Industrie zeichnet sich auch hier ein ausgeprägteres Bild: 46,7 Prozent der befragten Unternehmen erwarten sinkende und keines steigende Beschäftigtenzahlen in den kommenden zwölf Monaten. 12,5 Prozent der außenwirtschaftlich tätigen Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten, 45,8 Prozent mit gleichbleibendem Volumen und 41,7 Prozent mit sinkenden Exporten.
Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden eine schwindende Inlandsnachfrage (67,1 Prozent), sich verschlechternde wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (65,9 Prozent), der Fachkräftemangel (51,2 Prozent), höhere Arbeitskosten (50,0 Prozent) sowie steigende Energie- und Rohstoffpreise (50,0 Prozent) von den Betrieben gesehen. Die aktuelle Finanzlage bezeichnen 63,3 Prozent der befragten Unternehmen als unproblematisch, 19,0 Prozent berichten von einem Eigenkapitalrückgang und keines der befragten Unternehmen von einer drohenden Insolvenz.
Drastische Sofortmaßnahmen dringend erforderlich
„Osthessen hat zwar insgesamt robuste regionale Unternehmen, kann sich aber nicht von den negativen nationalen Rahmenbedingungen abkoppeln - die regionale Konjunktur ist mitten in einer Rezession ohne Aussicht auf baldige Besserung. Wir schließen uns den Appellen der Deutschen Industrie- und Handelskammer an die Bundesregierung an, neben der schnellen Umsetzung der eigenen Wachstumsinitiative, den Abbau der Belastungen bei Energie und Bürokratie, Erleichterungen bei der Infrastruktur durch Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und eine investitionsfreundliche Unternehmenssteuerreform mit einfachen Regeln prioritär und zeitnah anzugehen“, fasst Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage zusammen.
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