Wirtschaftspolitik verdirbt Stimmung
„Die Konjunktur in unserem Landkreis befindet sich weiterhin auf einem gedämpften Niveau. Dass die Wirtschaftspolitik dabei als größtes Risiko gesehen wird, stimmt mich jedoch sehr nachdenklich“, kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der ersten Konjunkturumfrage 2024.
Aktuelle und zukünftige Geschäftslage
Die derzeitige Geschäftslage wird von 66,7 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Im September lag dieser Wert bei 56,7 Prozent. Von einer schlechten Lage sprechen 16,1 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage ist mit 17,2 Prozent (September 2023: 18,9 Prozent) leicht zurückgegangen.
Die Erwartungen sind per Saldo weiterhin negativ: Eine schlechtere Lage erwarten 33,3 Prozent der Firmen (September 2023: 36,3 Prozent). 53,8 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im September 2023 waren 52,7 Prozent dieser Ansicht. Nur 12,9 Prozent der Unternehmen erwarten eine eher günstigere zukünftige Geschäftslage (September 2023: 11,0 Prozent).
Die Bewertung der derzeitigen und die Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ergibt, dass der Geschäftsklimaindex von 84,0 auf 89,7 Punkte gestiegen ist. Damit liegt er jedoch erneut deutlich unter 100 und im rezessiven Bereich.
Bei den Industriebetrieben ist die aktuelle Lage per Saldo negativ. Sie hat sich gegenüber September 2023 auf niedrigem Niveau verbessert. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen 20,6 Prozent der befragten Industriebetriebe, 17,6 Prozent berichten von einer guten Situation. 41,2 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer eher ungünstigeren, 8,8 Prozent der befragten Unternehmen von einer eher günstigeren Geschäftslage aus. Insgesamt hat sich der Geschäftsklimaindex der Industrie von 63,0 auf 81,0 Punkte verschlechtert. Im Handel liegt der Geschäftsklimaindex mit 97,2 knapp unter der 100-Punkte-Marke.
Weiter sinkende Investitionen und Beschäftigung erwartet
Die Investitionsbereitschaft liegt per Saldo über alle Branchen hinweg im negativen Bereich: 33,3 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Investitionsabsichten reduziert. Von steigenden Investitionen gehen 20,4 Prozent der Betriebe aus. Hauptmotive für Investitionen sind Ersatzbedarf (70,5 Prozent) sowie mit deutlichem Abstand Rationalisierung (34,1 Prozent), Produktinnovationen (25,0 Prozent) und Kapazitätsausweitung (19,3 Prozent). Bei den befragten Industrieunternehmen erwarten 38,2 Prozent der Unternehmen sinkende und nur 17,6 Prozent steigende Investitionen.
Die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen (22,5 Prozent), liegt über der der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (15,7 Prozent). In der Industrie zeichnet sich auch hier ein ausgeprägteres Bild: 26,5 Prozent der befragten Unternehmen erwarten sinkende und nur 8,8 Prozent steigende Beschäftigtenzahlen in den kommenden zwölf Monaten.
20,7 Prozent der außenwirtschaftlich tätigen Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten, 48,3 Prozent mit gleichbleibendem Volumen und 31,0 Prozent mit sinkenden Exporten.
Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden sich verschlechternde wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (76,3 Prozent), der Fachkräftemangel (71,0 Prozent), eine schwindende Inlandsnachfrage (68,8 Prozent), steigende Energie- und Rohstoffpreise (59,1 Prozent) sowie höhere Arbeitskosten (55,9 Prozent) von den Betrieben gesehen. Die aktuelle Finanzlage bezeichnen 68,7 Prozent der befragten Unternehmen trotz anhaltender hoher Inflation mit einhergehenden steigenden Zinsen als unproblematisch, 19,3 Prozent berichten von einem Eigenkapitalrückgang und keines der befragten Unternehmen von einer drohenden Insolvenz.
Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ist Risiko
„Erstmals werden sich verschlechternde wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen von den Unternehmen als größtes Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung angegeben – noch vor dem Fachkräftemangel. In einem ohnehin rezessiven Umfeld verstärkt die Bundespolitik durch ihre erratische Wirtschaftspolitik die bestehenden Unsicherheiten. Wir erhoffen uns nun eine sofortige Kehrtwende hin zu den Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft mit berechenbaren ordnungspolitischen Rahmenbedingungen, höherer Geldwertstabilität und einer konstanteren Wirtschaftspolitik“, fasst Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage zusammen. „In diesem Umfeld kommt einer starken IHK-Vollversammlung eine große Bedeutung zu, um auf Augenhöhe mit der Politik sprechen zu können. Deshalb hoffe ich, dass möglichst viele Unternehmerinnen und Unternehmer von ihrem Wahlrecht für die derzeit laufenden IHK-Wahlen Gebrauch machen“ ergänzt Konow.
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