Konjunktur zieht an – Fachkräftemangel wird zu ernsthaftem Risiko

„Die Konjunktur in der Region Fulda ist wieder auf Vorkrisenniveau. Allerdings bereitet der Fachkräftemangel branchenübergreifend große Sorgen und könnte zukünftig wachstumsmindernd wirken“, kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der dritten Konjunkturumfrage 2021.

Aktuelle und zukünftige Geschäftslage

Die derzeitige Geschäftslage wird von 49 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Von einer schlechten Lage sprechen 12 Prozent. Im Mai lag dieser Wert noch bei 23 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage hat sich von knapp 29 Prozent (Mai 2021) auf 38 Prozent im Oktober verbessert.
Auch die Erwartungen sind per Saldo positiver: Eine schlechtere Lage erwarten rund 16 Prozent der Firmen (Mai 2021: 22 Prozent). 63 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im Mai 2021 waren 59 Prozent dieser Ansicht. 20 Prozent der Unternehmen erwarten eine eher günstigere zukünftige Geschäftslage (Mai 2021: 19 Prozent).
Als Ergebnis der Bewertung der derzeitigen wie auch der Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ist der Geschäftsklimaindex, der sich zwischen 0 und 200 Punkten bewegen kann, von 101,0 Punkten (Mai 2021) auf 114,5 Punkte gestiegen. Damit liegt er erstmals wieder auf dem Niveau vor der Corona-Krise. In fast allen Branchen ist die Konjunktureinschätzung positiver als im Mai 2021.
Bei den Industriebetrieben hat sich die Lage nochmals leicht verbessert. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen rund 10 Prozent der befragten Industriebetriebe (Mai 2021: 9 Prozent). Von einer guten Situation berichten knapp 52 Prozent der Firmen in der Industrie (Mai 2021: 33 Prozent). 50 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer in etwa gleichbleibenden, 27 Prozent von einer eher günstigen sowie 23 Prozent von einer eher ungünstigeren Geschäftslage aus. Der Handel insgesamt berichtet von einer überwiegend guten bis befriedigenden aktuellen Wirtschaftslage (47 beziehungsweise 53 Prozent).

Investitionsbereitschaft steigt wieder

Der konjunkturelle Aufschwung spiegelt sich in der gestiegenen Investitionsbereitschaft wider. Nur noch 18 Prozent (Mai 2021: 32 Prozent) der befragten Unternehmen haben ihre Investitionsabsichten reduziert. Von steigenden Investitionen hingegen gehen 37 Prozent (Mai 2021: 24 Prozent) der Betriebe aus. Hauptmotive für Investitionen sind Ersatzbedarf (70 Prozent) und Rationalisierung (30 Prozent). Mit ebenfalls 30 Prozent stark verbessert ist der Wert für Kapazitätsausweitung (Mai 2021: 17 Prozent), was auch für eine anziehende Konjunktur spricht.
Die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen, ist erstmals seit langem wieder deutlich kleiner (12 Prozent) als die Zahl der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (26 Prozent), was auch die auf 2,8 Prozent gesunkene Arbeitslosenquote bestätigt.
14 Prozent der Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten (Mai 2021: 54 Prozent), 77 Prozent mit gleichbleibendem Exportvolumen (Mai 2021: 42 Prozent) und 9 Prozent mit sinkenden Exporten (Mai 2021: 4 Prozent).
Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden der Fachkräftemangel (73 Prozent), steigende Energie- und Rohstoffpreise (61 Prozent), sich verschlechternde wirtschaftliche Rahmenbedingungen (58 Prozent) und höhere Arbeitskosten (45 Prozent) von den Betrieben bewertet.

Jedes zweite Unternehmen sucht Azubis

Damit ist der Fachkräftemangel erstmals seit der Corona-Pandemie wieder größtes Risiko für die weitere Entwicklung. Dies zeigt auch, dass 53 Prozent der befragten Unternehmen offene Stellen haben. Besonders gefragt sind Auszubildende, die jedes zweite Unternehmen sucht. 60 Prozent der befragten Unternehmen setzen ebenfalls auf Ausbildung, um zukünftig auf Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung zu reagieren.
„Die weitere regionale wirtschaftliche Entwicklung hängt stark davon ab, ob es uns gelingt Fachkräfte in unserer Region zu halten und anzuziehen, denn der demographische Wandel macht sich immer stärker bemerkbar. Wir müssen stärker auf die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland setzen. Besonders das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz mit Erleichterungen für Zuwanderer aus Nicht-EU-Staaten sollte zukünftig stärker und unbürokratisch zum Zuge kommen. Daneben müssen wir weiterhin an der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf arbeiten, um gerade die Erwerbstätigkeit von Frauen zu erhöhen“,
fasst Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage zusammen.
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