Konjunkturelle Seitwärtsbewegung

„Die konjunkturelle Flaute hält an“, kommentiert Stefan Schunck, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn.
Die derzeitige Geschäftslage wird von etwas mehr als der Hälfte der Unternehmen noch als befriedigend bezeichnet. Von einer schlechten Lage sprechen über 11 Prozent und damit deutlich mehr als in der Herbstumfrage des vergangenen Jahres. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage hat sich von über 40 Prozent (Herbst 2019) auf 37 Prozent im Januar weiter reduziert.
Weiterhin skeptisch sind die Erwartungen, obwohl sich die Zahl der Betriebe mit ungünstiger Prognose im Vergleich zum Herbst etwas verringert hat: Eine schlechtere Lage erwarten knapp 18 Prozent der Firmen (im Herbst 2019: 26 Prozent). Knapp 70 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im Herbst waren nur knapp 54 Prozent dieser Ansicht.
Als Ergebnis der Bewertung der derzeitigen wie auch der Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ist der Geschäftsklimaindex von 111,7 Punkten leicht auf 109,5 Punkte gesunken. Vor einem Jahr noch lag dieser Wert bei 119,2 Punkten.
In den einzelnen Branchen ist die Einschätzung recht unterschiedlich. Der konjunkturelle Abwärtstrend macht sich besonders bei den Industriebetrieben bemerkbar. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen mittlerweile über 22 Prozent der Betriebe in dieser Branche (Herbst 2019: 12,5 Prozent). Von einer guten Situation berichten hingegen nun knapp 20 Prozent der Firmen und damit nur noch rund halb so viele wie im Herbst 2019. Über 70 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer in etwa gleichbleibenden und rund 17 Prozent von einer eher ungünstigeren Geschäftslage aus (Herbst: 40,6 Prozent).
Der Handel berichtet von einer überwiegend guten bis befriedigenden aktuellen Wirtschaftslage. Mit jeweils 18 Prozent erwarten die Handelsbetriebe (Groß- und Einzelhandel) eine eher günstigere beziehungsweise ungünstigere Entwicklung.
Der Dienstleistungssektor ist nicht mehr ganz so skeptisch wie im Herbst. 24 Prozent der Dienstleistungsbetriebe rechnen mit einer ungünstigeren Geschäftslage (Herbst: 35 Prozent) und 64 Prozent erwarten weitgehend stabile Umsätze. Von einer aktuell guten Geschäftslage berichten 40 Prozent, 56 Prozent beurteilen ihre Lage als befriedigend.
Der Blick auf die Größe der Unternehmen zeigt, dass die Betriebe mit 20 bis 200 Beschäftigten die Wirtschaftslage positiver einschätzen als die anderen Größenklassen. Je größer die Unternehmen sind, desto zurückhaltender sind deren Erwartungen.
Die Unsicherheiten über die weitere konjunkturelle Entwicklung spiegelt sich auch in der Investitionsbereitschaft wider. Mehr als jedes vierte Unternehmen hat seine Investitionsabsichten reduziert (Herbst: 19 Prozent). Von steigenden Investitionen gehen nur 28 Prozent der Betriebe aus. In der Industrie hat sogar jedes dritte Unternehmen seine Investitionsbereitschaft gesenkt.
Erstmals seit langer Zeit ist die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen, größer (25 Prozent) als die Zahl der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (16 Prozent). Besonders stark sind die Auswirkungen in der beschäftigungsintensiven Industrie: 44 Prozent der Betriebe wollen ihre Beschäftigungszahl reduzieren, 17 Prozent hingegen ausbauen.
Auf lange Sicht bleibt jedoch der Fachkräftemangel bei rund 69 Prozent der Betriebe das größte Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung, gefolgt von den allgemeinen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und einem Nachlassen der Inlandsnachfrage.
„Insgesamt sehen wir eine konjunkturelle Seitwärtsbewegung. Vor allem die Industrie hat mehr Risiken zu tragen. Der Handel profitiert dagegen von der nach wie vor hohen Beschäftigung und den gestiegenen Reallöhnen. Die Konsumnachfrage trägt deshalb zu einer Stabilisierung der Wirtschaftslage bei“, interpretiert Stefan Schunck die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage für die IHK Fulda.