Wolken am Konjunkturhimmel

„Die nachlassende Konjunktur macht sich nun auch in Osthessen bemerkbar, nachdem sich diese Entwicklung bereits Ende des vergangenen Jahres angedeutet hat“, kommentiert Stefan Schunck, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage.
Während die derzeitige Geschäftslage von den Unternehmen noch überwiegend als gut bis befriedigend eingeschätzt wird, sind die Erwartungen für die kommenden Monate deutlich zurückhaltender. Die aktuelle Situation wird lediglich von rund 6 Prozent der Unternehmen als schlecht, dafür aber von über 48 Prozent als gut bezeichnet.
Eine ungünstigere Lage erwarten in den kommenden Monaten knapp 19 Prozent der befragten Betriebe, in der Herbstumfrage aus dem September des vergangenen Jahres waren lediglich 6 Prozent skeptisch gestimmt. Rückläufig war auch die Zahl der Firmen, die eine eher günstigere Prognose abgegeben haben. Über 60 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage gehen von gleich bleibenden Umsätzen aus, so dass ein konjunktureller Einbruch nicht zu erwarten ist.
Der Geschäftsklimaindex, der sich aus der Bewertung der derzeitigen und der Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage zusammensetzt, ist auf 119,2 Punkte und damit deutlich gegenüber der September-Umfrage (128,8 Punkte) gesunken. Vor einem Jahr noch lag dieser Wert bei 131,5 Punkten.
Industrie und Dienstleistungen stützen diese Einschätzung, während der Handel deutlich optimistischer gestimmt ist.
Über 50 Prozent der Industriebetriebe sprechen von einer guten derzeitigen Geschäftslage; über drei Viertel der Firmen rechnet in den kommenden Monaten mit einer eher gleich bleibenden geschäftlichen Entwicklung. Gleichzeitig ist der Anteil der Betriebe, die eine ungünstigere Entwicklung in den kommenden Monaten erwarten, auf knapp 15 Prozent gestiegen.

Der Handel ist aktuell zufrieden und prognostiziert auch stabile Verhältnisse in den kommenden Monaten. Lediglich 5 Prozent der Befragten gehen in den kommenden Monaten von einer rückläufigen Umsatzentwicklung aus.

Im Dienstleistungssektor hat die Zahl der Betriebe, die von einer guten derzeitigen Geschäftslage sprechen, gegenüber der September-Umfrage von 60 Prozent auf 38,5 Prozent abgenommen. Diese Branche ist mit Blick auf die kommenden Monate besonders pessimistisch, über ein Drittel der Firmen erwartet einen Rückgang.

Ein Blick auf die Größenklassen macht deutlich, dass die Skepsis mit zunehmender Unternehmensgröße steigt. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die Exportaffinität der Unternehmen mit ihrer Größe zunimmt und der Export aufgrund der Turbulenzen im Welthandel zunehmend zurückhaltend eingeschätzt wird.

Unverändert ist hingegen die Investitionsbereitschaft. Über ein Drittel der Firmen planen zunehmende Investitionen, etwa 17 Prozent sind bei den Investitionsabsichten etwas zurückhaltender geworden (September 2018: 12 Prozent).

Vorsichtiger sind die Unternehmen hingegen bei ihrer Beschäftigungsplanung. Während in der September-Umfrage rund ein Viertel der Umfrageteilnehmer eine steigende Beschäftigungszahl ins Auge gefasst hat, ist dieser Anteil auf nunmehr 13,4 Prozent gesunken. Von einer in etwa gleichbleibenden Zahl der Beschäftigten sprechen 73,2 Prozent der Firmen, etwas mehr als 13 Prozent erwarten einen Rückgang. Der Arbeitsmarkt wird daher in Osthessen in den kommenden Monaten voraussichtlich stabil bleiben, sich aber nicht mehr so dynamisch entwickeln wie im vergangenen Jahr.

Bei den Risiken für die weitere Entwicklung dominiert auch in dieser aktuellen Umfrage wieder der drohende Fachkräftemangel, rund 70 Prozent der Unternehmen sehen ihn als größtes Risiko, gefolgt von den Arbeitskosten sowie der Inlandsnachfrage.

„Bereits in der Herbstumfrage 2018 haben sich erste Wolken am Konjunkturhimmel gezeigt, die nun noch etwas stärker geworden sind. Osthessen kann sich hier von der bundesweiten Entwicklung nicht abkoppeln. Hauptursache sind die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Brexit und die angedrohte Zollpolitik der USA. Wie auch auf Bundesebene wird die Konjunktur durch die Binnennachfrage gestützt“, fasst Stefan Schunck die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zusammen.