18.01.2021
Konjunkturelle Erholung erst einmal nicht in Sicht
Einschätzungen zur Geschäftslage und zu den Perspektiven weiter verhalten
Düstere Geschäftslage und weiterhin getrübte Aussichten: So lässt sich das Ergebnis der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt zum Jahreswechsel 2020/2021 unter rund 800 Betrieben in Nord-, Mittel- und Westthüringen zusammenfassen. Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft weiter fest im Griff und lässt den Konjunkturklimaindex auf 78 von 200 möglichen Prozentpunkten fallen – den niedrigsten Wert seit der Finanzmarktkrise 2009 (Folie 1).
„Die Stimmungslage in den Unternehmen bleibt zu Jahresbeginn 2021 verhalten“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch. Zwar bewerteten branchenübergreifend 28 Prozent der Befragten ihre geschäftliche Situation mit gut, allerdings votierten auch 40 Prozent mit „schlecht“. Gegenüber dem Herbst 2020 sei dieser Wert noch einmal um vier Prozentpunkte gestiegen (Folie 2). Gerade die vom zweiten Lockdown besonders stark betroffenen Bereiche müssten Nachfrageausfälle und damit verbundene Umsatzverluste verkraften. Vielfach seien durch die Einschränkungen im Frühjahr 2020 aber die Reserven schon aufgebraucht.
„Mit Blick auf die kommenden Monate dominiert weiterhin Skepsis. Die nach wie vor hohen Infektionszahlen bedeuten Unsicherheit über die Fortdauer und Schärfe des Lockdowns. Eine schnelle konjunkturelle Erholung ist momentan also nicht in Sicht. Erst Ende des Jahres könnte das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden“, schätzt die IHK-Chefin ein. Voraussetzung dafür sei, dass es im Sommer zu einer dynamischen Aufholbewegung kommt. Aktuell rechneten nur 14 Prozent der Firmenchefs mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung, 45 Prozent zeigten sich eher pessimistisch und erwarteten keine grundlegenden Verbesserungen (Folie 3).
„Mehr als jeder Vierte geht auch 2021 von weiteren Umsatzverlusten aus (Folie 4). Damit bleibt die Gefahr anhaltender Investitionszurückhaltung bestehen. Aufgrund der großen Unsicherheit und fehlender finanzieller Mittel werden Investitionsabsichten erst einmal auf Eis gelegt“, informiert die IHK-Hauptgeschäftsführerin. Ein Drittel der Befragten beklage einen Eigenkapitalrückgang. Knapp jeder Vierte habe mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen und bei vier Prozent drohe sogar eine Insolvenz (Folie 5). Die Hälfte der Befragten wolle deshalb in den nächsten Monaten das Investitionsbudget kürzen oder gar nicht investieren.
Der Arbeitsmarkt stehe weiter unter Druck. Dank der vereinfachten Regelungen zum Kurzarbeitergeld sei es den Firmen aber möglich, ihre Fachkräfte erst einmal zu behalten und Entlassungen zu vermeiden. Drei von vier Befragten setzten in den nächsten Monaten auf einen konstanten Mitarbeiterbestand. Allerdings müssten auch 18 Prozent der Unternehmer ihre Personalplanung überdenken und könnten Stellenstreichungen nicht ausschließen
(Folie 6).
(Folie 6).
Ergebnisse ausgewählter Branchen:
Düster sieht es derzeit im Einzelhandel aus. Insbesondere der stationäre Handel wird von den coronabedingten Einschränkungsmaßnahmen hart getroffen. Mehr als die Hälfte der Befragten berichtet von Liquiditätsengpässen. Eine drohende Zahlungsunfähigkeit befürchten inzwischen 13 Prozent. Aufgrund der angespannten Lage am Arbeitsmarkt und einer unsicheren Einkommensentwicklung bei den Konsumenten rechnen die Händler auch nicht mit einer schnellen Verbesserung der Situation. 80 Prozent befürchten für die kommenden Monate sogar noch eine Verschärfung.
Erwartungsgemäß fällt das Lageurteil auch im Gastgewerbe verheerend aus. 94 Prozent der Befragten schätzen ihre derzeitige Situation mit schlecht ein, sechs Prozent gerade noch befriedigend. Nur wenig Optimismus ist beim Blick in die Zukunft festzustellen. Gut zwei Drittel der Gastronomen und Hoteliers erwarten einen eher ungünstigen Geschäftsverlauf.
Dagegen laufen in der Industrie die Geschäfte wieder etwas besser. 75 Prozent der Manger äußern sich bei der Lageeinschätzung mit „gut“ oder „befriedigend“. Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen verzeichnet steigende oder zumindest konstante Auftragseingänge. Entsprechend nimmt auch die Kapazitätsauslastung weiter zu. Fehlende Planungssicherheit beeinflusst aber die Erwartungen für die kommenden Monate. Während 19 Prozent der Befragten mit einer Verbesserung rechnen, zeigen sich 21 Prozent eher skeptisch.
Fazit der IHK-Hauptgeschäftsführerin: „Die konjunkturelle Erholung wird zäh. Auch wenn die Fortschritte bei der Impfkampagne mittel- bis längerfristig die Aussichten aufhellen dürften, sind die Wintermonate durch deutliche Unsicherheiten geprägt. Erst Ende 2021 könnte eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau gelingen. Voraussetzungen dafür sind, dass der Großteil der Risikogruppen und der weiteren Bevölkerung im Laufe dieses Jahres geimpft werden kann, der Impfstoff trotz der Mutationen des Virus wirksam bleibt und der Staat zunächst noch finanzielle Unterstützung für betroffene Unternehmen zur Verfügung stellt. Für eine nachhaltige Erholung ist entscheidend, dass alle Wirtschaftsakteure die strukturellen Herausforderungen 2021 wieder stärker in den Blick nehmen.“
Die Präsentation zur Konjunkturentwicklung finden Sie hier.