02.02.2024
Konjunktureinschätzung der IHK Erfurt zum Jahresbeginn 2024
Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt bescheinigt eine sich fortsetzende Talfahrt in allen Wirtschaftszweigen. Der Konjunkturklimaindex rangiert aktuell bei sehr niedrigen 73 Punkten, elf Punkte weniger als im Herbst 2023 und etwa auf dem tiefen Niveau der Corona-Zeit. Zur Einordnung: Der Jahresdurchschnittswert zwischen 2005 und 2024 liegt bei 105 Punkten.
„Die Stimmung der Unternehmen befindet sich im freien Fall. Die Suche nach Optimismus und positiven Erwartungen in den Unternehmen gestaltet sich immer schwieriger. Noch zehrt die resiliente Thüringer Wirtschaft von den vergangenen Jahren. Sollten sich die Konjunktureinschätzungen auch nur in Teilen bewahrheiten, ist eine Erholung der regionalen Wirtschaft weithin nicht absehbar“, erklärt Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt.
Deutschland müsse wieder wettbewerbsfähiger werden und dazu sei die Politik in der Pflicht ihren Beitrag zu leisten. Während andere Regionen mit günstigen Standortkosten und einfachen Verfahren werben, steigen in Deutschland die Energie- und Arbeitskosten sowie die Bürokratie. Es komme jetzt darauf an, verloren gegangenes Vertrauen in die Politik wieder zurückzugewinnen, Kosten und Bürokratie spürbar zu senken und Anreize für Investitionen zu setzen.
Zu den Ergebnissen der Umfrage:
Jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) beurteilt die aktuelle Geschäftslage als schlecht. Knapp die Hälfte der Unternehmen (45 Prozent) sieht aktuell eine befriedigende Lage, lediglich 23 Prozent bewerten die aktuelle Lage als „gut“. Die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate fallen noch düsterer aus. Lediglich acht Prozent der Unternehmen erwarten eine bessere Geschäftsentwicklung. 92 Prozent der Unternehmen erwarten eine gleichbleibende (43 Prozent) oder schlechtere Entwicklung (49 Prozent). Alle Werte deuten auf eine anhaltende Verschlechterung in den Unternehmen hin.
Ein Blick auf die Entwicklung in den einzelnen Branchen zeigt: In allen Wirtschaftsbereichen ist die Lage derzeit angespannt. Die Industrie hat mit Produktions- und Umsatzeinbußen zu kämpfen. Im Einzelhandel haben sich die mit dem Weihnachtsgeschäft verbundenen Erwartungen auf eine Verbesserung der Situation und der Ertragslage nicht erfüllt. Hohe Kosten und Zinssteigerungen belasten das Baugewerbe. Im Dienstleistungssektor fällt die Lagebewertung zwar positiv aus, die Erwartungen für die kommenden Monate bleiben jedoch sehr zurückhaltend.
Nur sieben Prozent der Unternehmen planen mit einer steigenden Beschäftigtenzahl in den kommenden zwölf Monaten. Drei Viertel der Unternehmen wollen die Beschäftigtenzahl halten, 19 Prozent erwägen Stellenkürzungen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den geplanten Investitionen: Nur 14 Prozent planen in den kommenden zwölf Monaten steigende Investitionen, 28 Prozent wollen das Investitionsniveau halten, 58 Prozent planen fallende oder gar keine Investitionen. Deutlich wird dabei, dass negative Einschätzungen im Vergleich zum Vorjahr signifikant zunehmen und positive Einschätzungen weiter stark rückläufig sind.
Die größten Risiken für die kommenden zwölf Monate sehen die Unternehmen bei den Energie- und Rohstoffpreisen (82 Prozent), bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (68 Prozent), beim Inlandsabsatz (61 Prozent), beim Fachkräftemangel (60 Prozent) und den Arbeitskosten (58 Prozent). Besonders die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sind in der Risikobewertung der Unternehmen stark angestiegen (59 Prozent im Herbst 2023).
Die ausführlichen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage finden Sie in der Präsentation zum Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 297 KB).
Informationen zur Konjunkturumfrage: Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 700 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurden zwischen dem 18. Dezember 2023 und dem 19. Januar 2024 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 36 Prozent.