13.11.2024

Thüringer Gastgewerbe stabilisiert sich nach solidem Sommer, bleibt jedoch von Unsicherheiten belastet

Aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Erfurt bescheinigt angespanntes Konjunkturklima und zahlreiche Risiken: In der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt wird ein differenziertes Bild der Lage im Gastgewerbe gezeichnet: Nach einer stabilen Sommersaison, in der die Übernachtungszahlen leicht zulegen konnten, blicken die Unternehmen mit gemischten Erwartungen in die Zukunft. Hoher Kostendruck und wirtschaftliche Unsicherheiten belasten die Branche weiterhin, und die Erwartungen für das Wintergeschäft bleiben verhalten.
Die Thüringer Betriebe im Gastgewerbe profitierten im Sommer von einer steigenden Nachfrage: Die Übernachtungen stiegen im ersten Halbjahr um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Rund 33 Prozent der befragten Unternehmen bewerten die gegenwärtige Geschäftslage als gut – deutlich mehr als im branchenübergreifenden Durchschnitt. „Der Sommer hat dem Gastgewerbe in Thüringen Stabilität gegeben und war ein Lichtblick für viele Betriebe. Allerdings bleibt die Erwartung für die kommenden Monate verhalten, da die wirtschaftliche Unsicherheit anhält,“ erklärt Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt.
Trotz der positiven Sommersaison bleibt der Kostendruck erheblich. Hohe Lebensmittelpreise, steigende Energiekosten und zunehmende Arbeitskosten belasten die Betriebe weiterhin stark. Ein Drittel der Betriebe verzeichnet Umsatzrückgänge, was auch in den Zukunftsplanungen spürbar wird. „Besonders die gestiegenen Lebensmittelpreise sowie die Erhöhung der Arbeitskosten belasten die ohnehin angespannten Finanzen der Betriebe,“ erläutert Olaf Seibicke, Vizepräsident der IHK Erfurt und Direktor des Hotels „Der Lindenhof“ in Gotha. Laut einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts haben sich die Lebensmittelpreise seit 2020 um bis zu 80 Prozent verteuert. Diese Preissprünge führen zu geringeren Margen und erschweren die wirtschaftliche Planung im Gastgewerbe erheblich.
Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Unsicherheiten bleibt der Fachkräftemangel ein dringliches Problem: 68 Prozent der Unternehmen können offene Stellen aktuell nicht besetzen, was gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um acht Prozent darstellt. Dennoch engagiert sich das Gastgewerbe in der Ausbildung junger Talente, und die Zahl der Ausbildungsverträge stieg in diesem Jahr leicht an. Investitionspläne werden jedoch stark zurückgefahren, da der Kostendruck vielen Unternehmen kaum Spielraum für größere Anschaffungen lässt. Die Branche investiert vorrangig in Ersatzmaßnahmen und notwendige Modernisierungen, während neue Wachstumsprojekte aktuell oft zurückgestellt werden müssen. Trotz dieser herausfordernden Rahmenbedingungen bleibt das Gastgewerbe ein stabilisierender Wirtschaftszweig und ein unverzichtbarer Teil der Thüringer Wirtschaft.
Die detaillierten Umfrageergebnisse zum Gastgewerbe (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 4303 KB) sind der Präsentation zu entnehmen. Eine allgemeine Einschätzung zur Konjunkturumfrage inkl. ausgewählter Ergebnisse können Sie online auf der Website der IHK Erfurt einsehen.
Hintergrundinformationen zur Konjunkturumfrage:
Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 700 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurden zwischen dem 9. September und dem 4. Oktober 2024 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 34 Prozent.