28. September 2022

Ungeduld nach wirksamen Maßnahmen der Politik wächst in regionaler Wirtschaft

Die Energiekrise treibt die hiesigen Unternehmen immer mehr um. Eine aktuelle Befragung von 350 Unternehmen aus dem Kammerbezirk der IHK Erfurt zeigt, dass Energie mit Abstand (91 %) die größte Herausforderung für die Unternehmen ist, gefolgt vom Fachkräftemangel (67 %), Inflation (60 %) und Bürokratie (43 %). Drei Viertel der Unternehmen können eine Reduzierung von Produktion oder Geschäftstätigkeit nicht mehr ausschließen. Von Bundes- und Landesregierung werden die Einführung eines Energiepreisdeckels (75 %), der Abbau bürokratischer Hürden (74 %) und steuerliche Vergünstigungen (52 %) gefordert. Auch der Weiterbetrieb von Kernkraftwerken (91 %) wird klar befürwortet.
„Die Ergebnisse spiegeln eine große Ungeduld der Unternehmerschaft nach wirksamen Maßnahmen gegen die explodierenden Energiepreise und zeigen ganz klar die wachsende Bedrohung der Energiekrise für die Geschäftstätigkeit unserer regionalen Wirtschaft. Das sorgt nicht nur für schlechte Stimmung, sondern auch für sinkende Produktivität und letztlich für eine rückläufige Wirtschaftskraft in Deutschland. Die Unternehmen benötigen dringend eine verlässliche Perspektive“, erklärt Dieter Bauhaus, Präsident der Industrie- und Handelskammer Erfurt.
Die Vollversammlung diskutierte lebhaft zur aktuellen Situation in den Unternehmen. Dabei wurde mehr Einbeziehung wissenschaftlicher Expertise und mehr marktwirtschaftliche Orientierung für die anstehenden politischen Entscheidungen gefordert. Auch die grundsätzliche Bereitschaft von Politikern, sich den Anforderungen und Problemstellungen der Unternehmen auch im persönlichen Austausch zu stellen und Anregungen in Entscheidungen mit einfließen zu lassen, ist laut Mitgliedern der Vollversammlung dringend notwendig.
Die Vollversammlung der IHK Erfurt schloss sich zudem einer Resolution zur Energiekrise der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) an. Darin werden unter anderem der Weiterbetrieb von Kohle-, Öl- und Kernkraftwerken, die Einführung einer Preisbremse, die Absenkung von Strom- und Energiesteuer auf den europäischen Mindestsatz, eine dauerhafte Ersatzversorgung von Strom und Gas, die Liquiditätssicherung von Energieversorgern und die stärkere Nutzung heimischer Energieressourcen gefordert. Die IHK-Organisation warnt vor „Wohlstandsverlusten in bislang unvorstellbarem Ausmaß“, sollten immer mehr Betriebe ihre Tätigkeit zurückfahren, unterbrechen oder sogar ganz einstellen müssen.
„Die Resolution markiert den möglichen Beginn einer Exitstrategie aus der Notsituation in der deutschen Energiepolitik. Selten war der Maßnahmenstrauß an Mitteln zur Krisenbewältigung derart umfangreich. Darüber hinaus müssen langfristige strategische Ziele für eine Energiewende definiert werden, um die jahrelangen politischen Versäumnisse zu beheben. Politik muss nun endlich die Belange der Unternehmen berücksichtigen und schnell entscheiden, um die schleichende Deindustrialisierung zu verhindern“, so Bauhaus. In diesem Zusammenhang wird die ausdrückliche Beachtung der Belange der mittelständischen Wirtschaft in der Positionierung der Regierungschefs der Länder zur anstehenden Ministerpräsidentenkonferenz begrüßt.