14.11.2023
Das Gastgewerbe im Kammerbezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt kann sich laut Ergebnissen der jüngsten Konjunkturumfrage vom allgemeinen konjunkturellen Abwärtstrend der Wirtschaft nur leicht abkoppeln: Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage im Hotel- und Gastronomiegewerbe fällt positiver aus als in den anderen Wirtschaftszweigen. Jedoch ist der Ausblick auf die kommenden Monate angesichts der zahlreichen Unsicherheiten ebenfalls getrübt. Insbesondere die Preissteigerungen im Energie- und Lebensmittelbereich als auch die Arbeitskräftesituation gehen als hohe wirtschaftliche Risiken aus der Umfrage hervor.
Hintergrundinformationen zur Konjunkturumfrage:
Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 700 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurden zwischen dem 12. September und dem 4. Oktober 2023 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 35 Prozent.
Thüringer Gastgewerbe blickt auf umsatzstarken Sommer zurück, Ausblick gedämpft
© IHK Erfurt
Der branchenübergreifende Konjunkturklimaindex, in dessen Berechnung die Beurteilung der aktuellen Lage sowie die Erwartungen für die kommenden Monate aller Branchen einfließen, ist um 16 Punkte im Vergleich zum Frühjahr auf nun 84 Punkte gefallen – und landet damit weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 105 Punkten. Auch im Gastgewerbe fällt die Konjunkturkurve – allerdings nicht ganz so stark: Mit 6 Punkten weniger als im Frühjahr ergibt sich ein aktueller Indexwert von 87 Punkten, der ebenfalls unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegt.
Die etwas bessere Einschätzung im Gastgewerbe liegt insbesondere im wirtschaftlich guten Sommer 2023 begründet: Zwischen Januar und August dieses Jahres konnte eine Steigerung der Gästezahlen um 11,3 Prozent erzielt werden. Vor dem Hintergrund beurteilen 44 Prozent die momentane Situation als gut, 23 Prozent votieren dagegen mit einer negativen Einschätzung. Getrübt wird der leichte Aufschwung jedoch durch eine verhaltene Aussicht auf die kommenden Monate: 38 Prozent der Befragten blicken skeptisch auf die zukünftige Geschäftsentwicklung, da die für die Wintermonate übliche Zurückhaltung durch die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit zusätzlich verstärkt wird.
Noch immer leiden die hiesigen Gastronomen unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Zwar verbuchen 48 Prozent der Unternehmer aus dem Gastgewerbe wieder steigende Umsätze, doch auch der wirtschaftlich starke Sommer 2023 kann nicht zu einer Entspannung der Finanzlage beitragen. Die Risiken im Gastgewerbe sind momentan vor allem kostengetrieben: Hohe Energie- und Lebensmittelpreise sowie gestiegene Arbeitskosten führen dazu, dass zwei von drei Befragten über finanzielle Probleme klagen.
Vor dem Hintergrund konjunktureller Risiken und Kostendruck sinken auch die Investitionsabsichten: Nur 8 Prozent planen in den kommenden Monaten mit steigenden Investitionsbudgets, während 55 Prozent weniger oder gar nicht investieren wollen.
„Investitionen sind der Schlüssel zur Sicherung der Betriebe. Eine klare Entlastungsperspektive durch eine unternehmensfreundliche Steuer- und Finanzpolitik ist entscheidend, um Unternehmen Sicherheit und Planbarkeit bei ihren strategischen Entscheidungen und Investitionen zu bieten“, fordert Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt.
Daneben bleibt der Fachkräftemangel eines der größten Geschäftsrisiken. Wie angespannt die Fachkräftesituation in der Branche ist, zeigt das Votum der Unternehmer auf die Frage nach der Besetzung der offenen Stellen: 60 Prozent der Befragten können aktuell offene Stellen nicht längerfristig besetzen. Durchschnittlich bleiben 5,3 Stellen unbesetzt, was im Vergleich zum Herbst 2022 eine weitere Verschärfung darstellt.
Gesucht werden vor allem ausgebildete Fachkräfte, wobei 64 Prozent der Befragten mit offenen Stellen nach Mitarbeitern mit dualer Ausbildung suchen. Zusätzlich planen 55 Prozent freie Stellen mit Schulabgängern zu besetzen.
„Ich persönlich wünsche mir, dass wir wieder vermehrt hiesige Schulabgänger für uns gewinnen. Wir suchen interessierte junge Menschen für unsere Branche, die viel zu bieten hat. Die Gastronomie darf sich nicht unter Wert verkaufen“, sagt Olaf Seibicke, Vizepräsident der IHK Erfurt und Direktor des Hotels „Der Lindenhof“ in Gotha.
In diesem Zusammenhang ist ein Blick auf die aktuellen Ausbildungszahlen im Kammerbezirk der IHK Erfurt erfreulich: Sowohl die Zahl der Ausbildungsbetriebe als auch die Zahl der Ausbildungsverträge hat sich im Jahresverlauf 2023 erhöht und liegt bereits jetzt über den Jahresendwerten von 2022.
Die Umfrageergebnisse zum Gastgewerbe (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 281 KB) sind der beigefügten Präsentation zu entnehmen. Eine allgemeine Einschätzung zur Konjunkturumfrage inkl. ausgewählter Ergebnisse sind ebenfalls online verfügbar.
Hintergrundinformationen zur Konjunkturumfrage:
Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 700 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurden zwischen dem 12. September und dem 4. Oktober 2023 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 35 Prozent.