01.12.2023

Finale der Roadshow Unternehmensnachfolge 2023 schafft Perspektiven

30 Jahre nach dem Gründungsboom der Nachwendezeit suchen heute viele Unternehmen nach geeigneten Nachfolgern. Am 30. November 2023 folgten 120 Interessierte der Einladung von IHK Erfurt, HWK Erfurt und dem ThEx Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge, um sich mit Ideen und Informationen sowie starken Kontakten für den Nachfolgeprozess fit zu machen.
„Allein in unserem Bezirk der IHK Erfurt wird es jährlich etwa 400 Unternehmensübergaben geben. Thüringenweit sind mindestens 1.000 Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche jährlich auf eine Übergabe angewiesen“, sagt Peggy Lindner, Abteilungsleiterin Unternehmensförderung der Industrie und Handelskammer Erfurt. Sie eröffnete die Veranstaltung gemeinsam mit Wolfgang Tiefensee, Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft.
Die Gründer aus der Nachwendezeit gehen jetzt in den Ruhestand. Sie sehen sich vor der Herausforderung, eine Nachfolgelösung zu finden, um ihren Fortbestand, ihre wirtschaftliche Entwicklung und damit Arbeitsplätze zu sichern. „Aus der damaligen Gründungswelle wird nun eine Nachfolgewelle. Deshalb haben wir als IHK Erfurt zusammen mit den Wirtschaftskammern des Freistaates und mit finanzieller Unterstützung durch das Thüringer Wirtschaftsministerium das ‚Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge‘ gegründet, welches im ThEx-Verbund das Thema Nachfolge intensiv begleitet“, so Lindner weiter.
Seit der Auftaktveranstaltung am 7. März 2023 hat das Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge zahlreiche regionale Veranstaltungen in Thüringen durchgeführt. Unternehmer erhielten Impulse und Beratung, um den Nachfolgeprozess zu starten. Da für die Vorbereitung und Durchführung dieses Prozesses mit drei bis fünf Jahren zu rechnen ist, müssen Überlegungen rechtzeitig begonnen werden. Das Interesse der Unternehmerschaft zeigte sich an der gut besuchten Veranstaltung und den vielen Fragen an die Fachexperten, welche auch im Nachgang noch für Gespräche zur Verfügung standen. Der Erfahrungsaustausch und die Praxisbeispiele prägten den Abend und verdeutlichten, wie individuell jede Übergabe gestaltet werden muss.
Nur noch 30 Prozent der Unternehmer können ihren Betrieb an ein Familienmitglied übergeben. Vor einiger Zeit lag dieser Wert noch bei 40 Prozent und die Familienübergaben gehen weiter zurück. Die Suche nach einem externen Chef betrifft somit immer mehr Betriebe. Der demografische Wandel und die aktuellen Entwicklungen des Fachkräftemarktes erschweren diesen Prozess zunehmend. Insgesamt kommen auf jeden Nachfolgeinteressenten zehn Unternehmen, die einen Nachfolger suchen.
Die IHK Erfurt begegnet dieser Veränderung auch durch den kontinuierlichen Aufbau des „Nachfolge-Clubs“ mit qualifizierten Übernahmeinteressierten, um Unternehmer mit Übergabewunsch einen passfähigen Vorschlag für eine externe Übergabe unterbreiten zu können. Für die Interessenten werden zudem exklusive Veranstaltungen angeboten, um den Wandel bereits vorab zu begleiten.
Parallel dazu besteht über die bundesweite Online-Nachfolgeplattform Nexxt-Change auf der Angebotsseite die Möglichkeit, regional oder überregional einen Nachfolger zu suchen. Die Mitarbeiter des „Kammernetzwerkes Nachfolge“ begleiten die Unternehmer bei allen Schritten.
Die Situationen der Betriebe und Personen sind immer einmalig und komplex. Auch für die Unternehmer ist es nach jahrelanger Verbundenheit zum eigenen Betrieb oft eine große Herausforderung den Wandel einzuläuten. Zugleich ist Zeit ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Übergabe. „Wird der Nachfolgeprozess nicht mit der nötigen Expertise rechtzeitig begleitet, droht oft die Einstellung des Betriebs. Wir müssen Unternehmen deshalb sensibilisieren und begleiten. Mit dem Kammernetzwerk Nachfolge verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz und eine Betreuung auf dem gesamten Nachfolgeweg – von der Entscheidung über die Vermittlung bis hin zur Übergabe und der Nachbetreuung“, betont Peggy Lindner.
Die erfolgreiche Roadshow Unternehmensnachfolge wird im nächsten Jahr fortgesetzt, um eine kontinuierliche Präsenz für das Thema zu entwickeln.
Das vom Freistaat Thüringen geförderte Vorhaben wird durch Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) Plus kofinanziert.