01.06.2023

DIHK-Studie: IHK-Abschluss der Höheren Berufsbildung zahlt sich immer mehr aus

Techniker, Meister und Fachwirte werden von Betrieben besonders stark gefragt
– 70 Prozent der Absolventen verdienen mehr Geld
Die praxisnahe und berufsbegleitende Weiterbildung mit einem Abschluss der Höheren Berufsbildung zahlt sich für die Beschäftigten und Betriebe immer mehr aus. Nach einer deutschlandweiten DIHK-Umfrage unter 20.000 Absolventen verdienen rund 60 Prozent (in Thüringen 70 Prozent) spätestens fünf Jahre nach ihrer IHK-Fortbildungsprüfung mehr Geld. Inzwischen verfügen mehr als 2,5 Millionen Erwerbstätige in Deutschland über einen Abschluss der Höheren Berufsbildung. Allein im IHK-Bereich werden jährlich rund 60.000 Prüfungen abgenommen, davon über 1.300 an der IHK Erfurt. Insbesondere die Abschlüsse Industriemeister Kunststoff/Kautschuk, Wirtschaftsfachwirte oder Betriebswirte werden an der IHK Erfurt sehr stark nachgefragt und von den regionalen Unternehmen gesucht. Die Abschlüsse liegen auf dem Niveau fünf, sechs und sieben des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) und sind somit gleichwertig zum Bachelor und Master einer Hochschule.
„Die Höhere Berufsbildung ist ein Karrieregarant für Beschäftigte und ein immer wichtigerer Baustein für Unternehmen zur Fachkräftesicherung. Staatliche Unterstützung, wie das Aufstiegs-BaföG, ist gut und verbesserungswürdig. Die Vorteile der Höheren Berufsausbildung müssen noch stärker in der Breite der Gesellschaft kommuniziert werden“, betont die Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt, Dr. Cornelia Haase-Lerch.
Knapp die Hälfte (44 Prozent) der Fortbildungsabsolventen aus dem Kammerbezirk der IHK Erfurt hat nach eigenen Angaben in der Lernphase Aufstiegs-BAföG erhalten. Rund 29 Prozent der Befragten der IHK Erfurt gaben an, dass sich die Arbeitsplatzsicherung durch ihre Weiterbildung gesteigert hat. Die geringe Arbeitslosenquote von nur 1,1 Prozent der befragten Absolventen der Höheren Berufsbildung an der IHK Erfurt zeigt, welches Arbeitsmarktpotenzial für den Einzelnen dahintersteht.
Die vier Vertreter der Bildungsdienstleister in der Vollversammlung der IHK Erfurt haben die Umfrageergebnisse im Vorfeld analysiert und wichtige Punkte bewertet:

Höhere Berufsbildung wirkt Fachkräftemangel entgegen

Auch für die Unternehmen bringe dieser Qualifizierungsweg viele Vorteile, erklärt Dr. Anne Röthig, Prokuristin der Ziola GmbH in Eisenach: „Die Mitarbeiter können so nach Bedarfen des Unternehmens weiter qualifiziert und fachspezifisch ausgebildet werden. Die Höhere Berufsbildung eröffnet vor allem karrierebewussten Mitarbeitern neue Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln – dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel kann so entgegengewirkt werden.“

Die Berufliche Weiterbildung wird auch von den Absolventen selbst sehr positiv beurteilt: Danach berichten 81 Prozent von positiven Auswirkungen auf ihre berufliche Entwicklung. Aus einer Liste mit Mehrfachnennungen rangieren bei den Absolventen der IHK Erfurt finanzielle Verbesserungen (60 Prozent) sowie der Aufstieg in eine höhere Position oder einen größeren Aufgaben- und Verantwortungsbereich (57 Prozent) ganz oben. Viele positive Effekte ergeben sich aber auch kurzfristig: 94 Prozent der Befragten betonen, dass sich die Weiterbildung positiv auf ihre persönliche Entwicklung ausgewirkt hat – der eigene Blickwinkel konnte sich erweitern oder Reflexionsvermögen und Verständnis wurde dazu gewonnen.

Mehr als die Hälfte plant weitere Qualifizierungen

Etwa 55 Prozent der Befragten der IHK Erfurt planen weitere Qualifizierungen. „Die Höhere Berufsbildung bietet den Absolventen eine individuelle Möglichkeit, bereits erworbene Fachkenntnisse und Fähigkeiten mit weiteren beruflichen Interessen zu erweitern. Für die Unternehmen am Markt eröffnet sich die Chance, praxisorientierte, motivierte und kompetente Fachkräfte zu gewinnen“, so Frank Belkner, Geschäftsführer der ERFURT Bildungszentrum gGmbH.
Die neuen Abschlussbezeichnungen Bachelor und Master Professional sollten daher zügig weiter in die Öffentlichkeit getragen werden. Hier seien vor allem die Bildungs- und Sozialpartner in der Verantwortung. „Schon in der Phase der Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen müssen Schüler informiert werden, dass sie sich über eine duale Ausbildung und eine anschließende entsprechend praxisnahe Weiterbildung eine ebenso erfolgreiche Erwerbsbiografie erarbeiten können wie Akademiker auf dem gleichen Niveau“, bekräftigt Kurt Vollmerhausen, Geschäftsführer der FSB Fortbildung-Sprache-Beratung GmbH aus Nordhausen.
Als eine Stärke der Höheren Berufsbildung bezeichnete Andreas Kecke, Geschäftsführer der Technischen Bildungsstätte Gotha GmbH, die enge Anbindung an die Prozesse in den Unternehmen. „Das bedeutet, dass sie sich auch an aktuelle Herausforderungen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel und Klimaschutz anpasst. Es ist deshalb wichtig, immer mehr Abschlüsse in den bewährten Verfahren zur Modernisierung von Fortbildungsordnungen neu auszurichten und die gesamte Bandbreite von Aus- und Fortbildungsabschlüssen der Beruflichen Bildung mit einzubeziehen.“

Auswirkungen der Lockdowns in der Corona-Pandemie auf die Weiterbildung

Die während der Corona-Pandemie verordneten Lockdowns und Einschränkungen hatten für knapp Dreiviertel der Absolventen keinerlei negativen Effekt auf ihre berufliche Entwicklung. Gut jeder Fünfte spricht von einem leicht negativen Einfluss. Nur sechs Prozent melden deutlich negative Auswirkungen auf die berufliche Entwicklung. „Die enormen Herausforderungen, die die Corona-Pandemie für Unternehmen und deren Beschäftigte mit sich brachte, konnten vor allem auch durch die Qualifizierung in der Höheren Berufsbildung mit aufgefangen werden. Das ist ein großes Verdienst aller Beteiligten“, lobt Kecke. „Es zeigt die hohe Flexibilität und Kompetenz der Absolventen, ihrer Unternehmen, aber auch der Bildungsanbieter. Sie haben ihre Vorbereitungslehrgänge und die Lehrgangsdurchführung während der Pandemiezeit zum großen Teil zügig auf Online-Formate umgestellt und so die Prüfungsvorbereitung weiterhin ermöglicht.“