27.10.2021

Corona bremst Integration in Ausbildung und Beschäftigung: Nach Rückgang der Vermittlungen wachsender Beratungsbedarf

Die Corona-Pandemie hat auch die Integration von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund in Ausbildung und Beschäftigung auf eine harte Probe gestellt. Ausbildungsplätze gingen verloren, Praktika und Berufsmessen fielen aus. Es besteht dringender Unterstützungsbedarf für Unternehmen und Zugewanderte, so lautet eine Einschätzung des Gemeinschaftsprojekts „Förderung der beruflichen Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte“ der Thüringer Wirtschaftskammern.
Die Integrationsarbeit läuft wieder an, aber die Einschnitte wirken noch lange nach. „Die Azubis oder Bewerber waren für mobiles Arbeiten oder digitales Lernen zu schlecht ausgestattet und gar nicht geschult. Zudem waren die Behörden zur Klärung aufenthaltsrechtlicher Fragen schwer erreichbar. Außerdem bremsten die Kontaktbeschränkungen die Vermittlungsarbeit,“ berichtet Dr. Katrin Langer, Projektleiterin für die Förderung der beruflichen Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte (FIF) bei der Industrie- und Handelskammer Erfurt. Erschwerend komme hinzu, dass viele Ausbildungen stabilisiert werden mussten und Kurzarbeit sowie Unternehmensschließungen ganze Branchen erschütterten.
Zahlreiche Ausbildungsplätze gingen verloren, was sich auch in den Vermittlungszahlen widerspiegelt. Laut Statistik des FIF-Gemeinschaftsprojektes sind aktuell erst rund 50 Prozent der Vorjahresverträge abgeschlossen worden. Im Vergleich mit den Zahlen vor der Pandemie sind es sogar nur ein Viertel der damaligen Vermittlungen. Vor allem der Wegfall von Praktika und Berufsmessen sowie fehlende Sprachkurse wirken sich besonders für Geflüchtete als mittel- bis längerfristige Integrationshürden aus. „Auch wenn wir bei der Vermittlung noch nicht wieder das alte Niveau erreicht haben, erreichen uns immer mehr Anfragen von Unternehmen zur Integration ausländischer Fachkräfte. Zunehmend finden auch die Zugewanderten wieder den Weg in unsere Berufswegeplanung“, berichtet Langer. Geflüchtete stellten in dieser Gruppe mit rund 85 Prozent das größte Potenzial dar.
Im Gegensatz zum Rückgang der Vermittlungen steigen die Beratungsbedarfe aktuell wieder an und haben sich inzwischen im Vergleich zum Coronajahr 2020 fast wieder verdoppelt. In diesem Jahr suchten bislang 175 ausländischen Bewerber Rat bei den Kammern. Rund 540 Integrationsberatungen mit Zugewanderten und mehr als 800 Beratungen mit Unternehmen wurden dieses Jahr bereits realisiert, während im Vorjahr die Anfragen insgesamt nur bei rund 900 lagen. Zusätzlich wurden in diesem Jahr mehr als 100 Beratungen zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse realisiert. Das sind sogar rund ein Viertel mehr als im Jahr 2019.
„Das bringt wieder Schwung in die Integrationsarbeit und lässt hoffen, dass in naher Zukunft auch die Vermittlungen in Arbeit und Ausbildung wieder zunehmen werden. Dazu besteht nach wie vor dringender Unterstützungsbedarf sowohl für die Unternehmen als auch für die Geflüchteten sowie für Zuwanderer mit Migrationshintergrund,“ so Langer.
Die Thüringer Wirtschaftskammern werden im Rahmen des FIF-Projekts sowohl Unternehmen als auch Bewerber bei der Integrationsarbeit weiterhin tatkräftig unterstützen. Ansprechpartnerin bei der IHK Erfurt ist Dr. Katrin Langer unter Tel. 0361 34 84 244 oder langer@erfurt.ihk.de.