Standortpolitik

Standortanalyse der IHK Erfurt 2023

Im Fokus der Befragung der IHK Erfurt stand die Einschätzung der Unternehmen hinsichtlich Zufriedenheit und Wichtigkeit von insgesamt 56 weichen und harten Standortfaktoren aus sechs Themenfeldern: Verkehr und Infrastruktur, Standortkosten, Standortattraktivität, wirtschaftspolitisches Klima, Bildung und Fachkräfte sowie Marktnähe und Netzwerke.

Die wichtigsten Ergebnisse

Zu den wichtigsten Standortfaktoren gehören:
  • die Breitband- und Internetversorgung,
  • die Öffentliche Sicherheit,
  • die Versorgungssicherheit mit Gas, Strom und Wasser sowie
  • die Energiepreise.
Dringender Handlungsbedarf besteht vor allem bei
  • den Energiepreisen,
  • der Breitband-Internetverbindung
  • der Verfügbarkeit von Facharbeitern
  • den schulischen Kenntnissen von Schulabgängern
  • dem Digitalisierungsgrad der öffentlichen Verwaltung sowie
  • der Dauer, Qualität und Transparenz von Genehmigungsverfahren.
Hohe Zufriedenheit besteht bei
  • bei der Anbindung an Landes- und Fernstraßen,
  • der Versorgungssicherheit mit Gas, Strom und Wasser;
  • bei den Parkmöglichkeiten
  • der Räumlichen Nähe zur jeweiligen Kommunalverwaltung sowie
  • den Kinderbetreuungsangeboten vor Ort.

Branchenspezifische Besonderheiten

Im Bereich der Industrie wurde Handlungsbedarf zusätzlich bei dem Mangel an Ausbildungsplatzbewerbern gesehen. Der Handel misst der Öffentlichen Sicherheit und Medizinischen Versorgung eine überdurchschnittlich hohe Bedeutung bei und sieht insbesondere Verbesserungsbedarfe bei den Gewerbesteuerhebesätzen. Im Gastgewerbe werden die Wasser- und Abwassergebühren sowie Abfall- und Entsorgungsgebühren als relevanter Standortfaktor gesehen und Handlungsbedarfe auch bei der kommunalen Wirtschaftsförderung gesehen. Die Unternehmen der Dienstleistungsbranche messen zudem der Öffentlichen Sicherheit und den Lebenshaltungskosten hohe Wichtigkeit zu.

Zukunftsperspektiven

Standortanalyse Zukunftsperspektiven_Grafik
Trotz der Unsicherheiten durch den Strukturwandel und die Transformation, den multiplen Krisen und Krisenfolgen sowie der schwächelnden Konjunktur gab die Mehrheit der Befragten (51,1 %) bezüglich ihrer Zukunftsaussichten für die nächsten Jahre an, mindestens den Status quo ihres Unternehmens aufrecht erhalten zu wollen und keine personellen oder räumlichen Veränderungen vorzusehen. Zusätzlich plant fast jedes fünfte Unternehmen (18,6 %) sogar einen personellen Ausbau und gut jedes Zehnte (12,1%) eine räumliche Expansion am Standort. Nur wenige Unternehmen sehen hingegen die Notwendigkeit einer Verkleinerung oder Standortschließung (11,3 %) sowie einer Investitionsverlagerung ins Ausland (4,1 %).

Die vollständigen Auswertungen der Standortanalyse (PDF-Datei · 7891 KB) entnehmen Sie bitte der Online-Publikation.
Hintergrund:
Im Juni und Juli 2023 wurden ca. 10.000 Unternehmen in Nord-, Mittel- und Westthüringen online um eine Standorteinschätzung gebeten. Neben allgemeinen Fragen zum Unternehmen und seinem Standort enthielt der Fragebogen sechs Kategorien mit insgesamt 56 harten und weichen Standortfaktoren, die es nach ihrer Bedeutung und ihrer Zufriedenheit einzuschätzen galt. Bei der IHK Erfurt gingen im Erhebungszeitraum 1.471 Rückmeldungen ein, was einer Rücklaufquote von 14,9 Prozent entspricht.

Werden die Beurteilungen der einzelnen Standortfaktoren hinsichtlich Bedeutung und Zufriedenheit kombiniert, lassen sich Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Wirtschaftsstandorts Nord-, Mittel- und Westthüringen ableiten: Standortfaktoren, denen Unternehmen eine hohe Bedeutung beimessen und die gleichzeitig hohe Zufriedenheitswerte aufweisen, stellen Stärken einer Region dar. Schwächen liegen hingegen bei den Faktoren vor, die aus Unternehmenssicht eine hohe Bedeutung besitzen, in der Region aber nicht zufriedenstellend erfüllt sind. Hier besteht Handlungsbedarf. Als Chancen werden jene Faktoren eingestuft, die aus Unternehmenssicht eine geringere Bedeutung besitzen, in der Region aber überdurchschnittlich gut erfüllt sind („Standortbonus“). Als Risiken werden dagegen Faktoren eingeschätzt, denen die Unternehmen im Vergleich aller betrachteten Indikatoren eine geringere Bedeutung beimessen und die gleichzeitig weniger zufriedenstellend erfüllt sind.