IHK-Position

Eine Frage der Fairness

Seit Februar 2024 gilt eine neue EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Mehr als 15.000 Unternehmen in ganz Deutschland sind betroffen.
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ – Schillers Leitsatz könnte kaum aktueller sein. Mit der Ausweitung der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sollen nun deutlich mehr Betriebe zu einem ressourcenschonenderen Wirtschaften angeleitet werden. Experten gehen davon aus, dass durch die neue Regelung die Zahl der berichtspflichtigen Betriebe von 500 auf 15.000 anwächst. Darüber hinaus werden zahlreiche Zulieferer großer Unternehmen indirekt von den neuen Regelungen betroffen sein. Das übergeordnete Ziel der Maßnahmen ist dabei – mit Blick auf die Relevanz für die Umwelt – inzwischen sicherlich konsensfähig. Allerdings müssen die politisch vorangetriebenen Transformationsprozesse mit Augenmaß geschehen. Insbesondere für kleine und mittelständische Betriebe, die als Zulieferer berichtspflichtiger Großunternehmen fungieren und die nur mit begrenzten Personalressourcen ausgestattet sind, wird die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts eine große Herausforderung werden.
Die Europäische Union muss hier niederschwellige Lösungen finden, damit diese Betriebe keine zusätzlichen Wettbewerbsnachteile gegenüber ihren großen Konkurrenten haben. Das erhöht nicht nur die Akzeptanz für die neue Richtlinie, sondern es ist schlicht eine Frage der Fairness.
Die IHK wird den Prozess begleiten und im Rahmen von mehreren Informationsveranstaltungen ihren Mitgliedsbetrieben mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie wird über die Bedeutung und den Umgang mit der neuen EU-Richtlinie informieren und aufklären. Damit möchte sie nicht nur Barrieren und Missverständnisse abbauen, sondern auch Mut zum Wandel machen. Denn am Ende ist der Mut die Basis für Veränderung – das wusste auch schon Schiller, als er seinen Lesern des Dramas „Wallenstein“ riet: „Wer nichts wagt, der darf nichts hoffen.“