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Zweite Eisenbahnklappbrücke in Emden: „Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen“

Der Bau ist technisch möglich.
Der Unterausschuss für den Seehafen Emden der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK) hat sich am Mittwoch, den 10. Juli, mit Niedersachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies, Vertretern aus der Wirtschaft, Politik und Verwaltung der Stadt Emden sowie der Deutschen Bahn AG über die Planungen zum Bau einer zweiten Eisenbahnklappbrücke ausgetauscht. „Die Überführung über das Emder Fahrwasser ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für den Emder Hafen. Die früheren Funktionsstörungen der in die Jahre gekommenen bestehenden Eisenbahnklappbrücke machen deutlich, dass eine zweite, parallel verlaufende Brücke für unseren Hafen unerlässlich ist“, sagt Frank Wessels als Vorsitzender des IHK-Unterausschusses.

Infrastrukturmaßnahme ist nicht nur für Emden relevant

Bereits seit Jahren wirbt die IHK gemeinsam mit der Stadt Emden und der Hafenwirtschaft für den Bau einer zweiten Brücke – als Entlastung für die alte Querung, aber auch als Sicherheit bei Ausfällen. Letztere würden nicht nur in der Seehafenstadt zu massiven Logistikproblemen führen, sondern wegen des Rückstaus auch die Zulieferung von Fahrzeugen von anderen Produktionsstandorten des VW-Konzerns innerhalb von zwei bis drei Tagen zum Erliegen bringen. Auch für die Personenbeförderung auf der ostfriesischen Halbinsel sowie die Anbindung der ostfriesischen Inseln Borkum, Juist, Norderney und Baltrum an das Emsland, Münsterland und Ruhrgebiet ist die Brücke von enormer Bedeutung. Die Überführung ist somit nicht nur ein Emder Thema, sondern an ihr hängen Wachstum und Wohlstand in der gesamten Region. Darin waren sich die Vertreter der regionalen Wirtschaft und Politik einig.

Machbarkeitsstudie zeigt: Zweite Brücke ist technisch realisierbar

Auf Initiative des Landes Niedersachsen, der Stadt Emden sowie der IHK hatte der Bund bei der DB Netz AG eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Deren Ergebnisse wurden nun im Rahmen der Sitzung des Unterausschusses vorgestellt. Demnach ist der zweigleisige Ausbau zwischen dem Emder Haupt- und Rangierbahnhof sowie der Bau einer zweiten Klappbrücke technisch realisierbar. Die Kosten dafür würden sich nach derzeitigen Berechnungen auf deutlich über 100 Millionen Euro belaufen. Denn vorab müsste auch das bestehende Stellwerk aus dem Jahr 1979 neugebaut werden. „Die Funktionsfähigkeit der bestehenden Eisenbahnklappbrücke ist gegeben. Seit Beginn der Sanierungsarbeiten ist die Zahl der Störungen spürbar zurückgegangen und es folgen noch weitere Maßnahmen“, so Detlef Barner, Leiter Anlagen- und Instandhaltungsmanagement Netz Bremen bei der DB InfraGO.

Unterstützung kommt von Minister Lies

Für Lies steht die Notwendigkeit einer zweiten Überführung außer Frage: „Für eine leistungsfähige Wirtschaft braucht es eine leistungsfähige Infrastruktur. Deshalb unterstütze ich beide Vorhaben. Der Ausbau der Hauptverkehrsadern hat für die Bahn natürlich und richtigerweise eine besondere Bedeutung, allerdings müssen wir bei Infrastrukturprojekten immer auch die Anbindung unserer Seehäfen mitdenken. Das ist gerade für die niedersächsische Wirtschaft von zentralem Interesse.“

Regionale Akteure einigen sich auf die nächsten Schritte

Die IHK, die Stadt Emden sowie die Emder Wirtschaft einigten sich darauf, die Kapazitäten und Auswirkungen für den Fracht- und Personenverkehr erneut zu beleuchten. Mit der Darstellung des zukünftigen Aufkommens in beiden Bereichen möchte man im nächsten Schritt auf den Bund zugehen, um die Priorität dieser Infrastrukturmaßnahmen auf Bundesebene zu erhöhen.
„Unser Standort ist seit 2023 auch offiziell Güterverkehrszentrum, dies bescheinigt auch nochmal die Wichtigkeit der kombinierten Verkehre in Emden für die Region. Wenn wir die vom Bund angekündigten Klimaschutzziele erreichen wollen, dann müssen zukünftig mehr Verkehre auf die Schiene verlagert werden“, führt Tim Kruithoff, Oberbürgermeister der Seehafenstadt Emden aus. Dazu brauche es dann aber auch die entsprechenden Investitionen vom Bund in die Infrastruktur.
„Auch wenn wir uns ein schnelleres Voranschreiten des Vorhabens wünschen würden, so war dieser Austausch doch ein wichtiger Schritt. Denn für eine leistungsfähige Infrastruktur müssen wir alle einen längeren Atem haben und gemeinsam an einem Strang ziehen – was wir auch tun“, so Wessels.