Konjunkturumfrage 3. Quartal 2024: Kein Aufschwung in Sicht
Die Wirtschaftsaussichten im IHK-Bezirk bleiben negativ.
Die kürzlich veröffentlichte Herbstprognose der deutschen Wirtschaftsinstitute geht für 2024 im zweiten Jahr in Folge von einem leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts aus. Auch die Stimmung in der Wirtschaft in Ostfriesland und Papenburg bleibt angespannt. Die aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK) zeigt einen Konjunkturklimaindex von 71 Punkten von zuletzt 86 Punkten.
"Wir brauchen einen Befreiungsschlag”
„Die Stimmung bei den Betrieben ist im Keller und es ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Konsum und Investitionen fehlen, sowohl Privathaushalte als auch Betriebe halten angesichts der Wirtschaftslage ihr Geld zusammen. Mit Wachstumspaket und Bürokratieentlastungsgesetz versucht die Bundesregierung gegen die Symptome anzukämpfen. Was wir brauchen, ist aber ein Befreiungsschlag. Maßnahmen, die bei der Wurzel ansetzen und die Betriebe endlich spürbar entlasten“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard.
Lage trübt sich weiter ein
Die gegenwärtige Geschäftslage hat sich über alle Branchen hinweg weiter verschlechtert. Nur noch 14 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Lage als „gut“ (zuvor 13 Prozent), 55 Prozent als „befriedigend“ (zuletzt 63 Prozent) und 31 Prozent als „schlecht“ (zuvor 24 Prozent). Insgesamt sank der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen nun von -11 auf -17.
Und auch eine Verbesserung der Lage ist nicht in Sicht: Die Erwartungen der Betriebe haben sich deutlich verschlechtert. So geht jeder zweite Betrieb von einer eher ungünstigeren Geschäftslage aus, nur noch 9 blicken positiv in die Zukunft. Der Saldo sank von zuletzt -17 auf -39. Dennoch ist die Finanzlage bei zwei Dritteln der Betriebe unproblematisch.
Besonders die Industrie schwächelt. Zwar sind die Zukunftsaussichten mit einem Saldo von -13 weniger schlecht als im Durchschnitt, doch bewertet hier jeder zweite Betrieb die aktuelle Lage als schlecht. Fehlende Nachfrage führt wiederum im Großhandel und Verkehrsgewerbe zu negativen Einschätzungen.
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen als Risiko Nummer 1
Konsum wie Investitionen fehlen gleichermaßen. Die fehlende Inlandsnachfrage ist mit 68 Prozent nach den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (77 Prozent) eines der größten Risiken für die Geschäftsentwicklung über alle Branchen hinweg. Danach folgen Arbeitskosten (59 Prozent) und Fachkräftemangel (55 Prozent). Weiterhin haben 37 Prozent der Betriebe Probleme, offene Stellen zu besetzen. Gesucht werden dabei vor allem Berufspraktiker: 59 Prozent suchen Mitarbeitende mit dualer Berufsausbildung, 47 Prozent Fachwirte/Meister. Mitarbeitende mit (Fach-)Hochschulabschluss werden von 35 Prozent benötigt, solche ohne abgeschlossene Berufsausbildung von 23 Prozent.
Um den Unternehmen bei der Fachkräftesicherung zu helfen, wünschen diese sich vor allem die Entlastung der Beschäftigten von Bürokratie (63 Prozent), die Stärkung der beruflichen Bildung (50 Prozent) sowie weniger gesetzliche Vorgaben bei Arbeitszeiten (45 Prozent).
Und auch die hohen Energiekosten machen jedem zweiten Betrieb weiterhin zu schaffen. Hier fordert die IHK zügige Abhilfe: „Damit die Strompreise auch dauerhaft gesenkt werden können, muss der Ausbau der Erneuerbaren Energien noch weiter beschleunigt werden und alle Möglichkeiten zur Speicherung und Sektorkopplung – ohne bürokratische Hürden - nutzbar gemacht werden. Erste Ansätze, dass die politischen Beschleunigungsmaßnahmen Wirkung zeigen, sind bereits zu erkennen. Um die Ausbauziele zu erreichen und die Kunden zu entlasten, reicht dies jedoch noch nicht aus“, so Deinhard. „Insbesondere hier, wo der Strom aus Erneuerbaren Energien produziert wird, sind die Erwartungen hoch, die optisch und akustisch merklichen Auswirkungen der Energiewende auch in gewissen Standortvorteilen nutzbar machen zu können, sprich den Strom dort zu verbrauchen, wo er hergestellt wird und das zu günstigen Konditionen.“
Unternehmen teilen ihre Einschätzung
Die IHK hatte im Rahmen ihrer Konjunkturumfrage zum Ende des dritten Quartals 2024 wieder mehr als 200 Unternehmen aus der Industrie, dem Einzel- und dem Großhandel, der Dienstleistungsbranche, dem Gastgewerbe sowie aus dem Verkehrssektor der Region zu ihrer gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation und zu ihren Erwartungen an die kommenden Monate befragt.
Nähere Informationen zu den Ergebnissen der Umfrage enthält der Konjunkturbericht III. Quartal 2024 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1041 KB).
Diese Pressenotiz wurde am 21. Oktober 2024 veröffentlicht.