“Heimat shoppen”-Aktionstage 2023

Die Aktionstage „Heimat shoppen“ machen jährlich im September bundesweit auf die Bedeutung des Einkaufens vor Ort aufmerksam. In Ostfriesland wurde die Aktion bereits zum fünften Mal von der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK) und dem Einzelhandelsverband Ostfriesland e.V. initiiert.
Die niedersächsischen Innenstädte und die hier ansässigen Einzelhandelsunternehmen unterliegen auch „post Corona“ einer tiefgreifenden Umwälzung. Zu den bekannten Herausforderungen – wie der immer noch steigenden Bedeutung des E-Commerce, der wachsenden Uniformität der Fußgängerzonen, den vielerorts mangelnden Investitionen in den öffentlichen Raum sowie der sich verschärenden Nachfolge-Problematik bei inhabergeführten Geschäften – kamen in den letzten Jahren weitere hinzu. Der russische Angriff auf die Ukraine und die dadurch ausgelösten geopolitischen Unsicherheiten führten zu verstärkten Lieferkettenproblemen, einer Verteuerung von Rohstoffen und Konsumgütern und zu einer durch die Inflation bedingten sinkenden Kundenfrequenz. Diese Herausforderungen halten immer noch an. Die Insolvenzen und (drohenden) Schließungen von größeren „Ankern“ und Frequenzbringern, wie zuletzt mehreren Filialisten aus dem Modebereich oder Galeria Karstadt Kaufhof, stellen die Zentren vor zusätzliche Probleme.

Was den Innenstädten hilft

Auch wenn die Einkaufsmöglichkeiten essenziell für eine Innenstadt sind, sind attraktive Innenstädte heute nicht mehr nur durch den Handel geprägt. Zukünftig werden verstärkt weitere Angebote und Faktoren auf die Attraktivität einer Innenstadt einzahlen. Es gilt daher, Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Menschen gerne in die Zentren kommen und dort verweilen.
Im vor kurzem veröffentlichten Fokus Niedersachsen „Zukunft Innenstadt II“ haben die niedersächsischen IHKs konkrete Empfehlungen dafür gegeben: empfohlen wird, eine „neuen Multifunktionalität“ zu schaffen. Das gelingt zum Beispiel durch Erarbeiten von Zentren Entwicklungskonzepten, durch eine flexiblere Handhabung von Planungs- und Baurecht, durch kreative Interimsnutzungen und im Zweifel auch durch „Mut zur Schrumpfung“. Zudem sollten zum Beispiel Events und verkaufsoffene Sonntage in Innenstädten stattfinden. Aber auch simple Maßnahmen wie Sanitäreinrichtungen, Sitzbänke, freies WLAN werden empfohlen, um mehr Aufenthalts- und Erlebnisqualität zu erreichen. Auch die attraktive Erreichbarkeit der Innenstädte sollte sichergestellt werden, ohne einseitigen Ausschluss einzelner Mobilitätsformen. Um einer Innenstadt mehr Attraktivität zu verleihen, gilt es auch, die Digitalisierung als Standortfaktor zu verstehen und zu nutzen, zum Beispiel durch Smart City-Ansätze und mehr digitale Sichtbarkeit der Unternehmen und ganzer Standorte. Grünflächenkonzepte, Brachflächengestaltung, Mikro- und PocketParks sowie Wasser- und Grünareale können ebenfalls dafür sorgen, dass Menschen gerne in die Innenstädte kommen. Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und Stadtentwicklung müssen zusammen gedacht werden. Außerdem sollten Förderkulissen in Anspruch genommen und optimiert werden, zum Beispiel durch eine Fortführung und Neugestaltung von „Perspektive Innenstadt“, aber auch von Programmen für die Unternehmen, wie ehemals „Digital aufgeLaden“. Zudem wäre ein eigenständiges Förderprogramm für Standortgemeinschaften zu wünschen. Am wichtigsten ist es, sich Zeit für die Kommunikation zu nehmen und alle Akteure mit einzubeziehen.

„Heimat shoppen“ – für starke Innenstädte und Ortskerne

Welche Bedeutung das Einkaufen vor Ort für lebendige Innenstädte hat, zeigen jedes Jahr im September die Aktionstage „Heimat shoppen“. Die Idee zur Aktion entwickelte die IHK Mittlerer Niederrhein im Jahr 2014. Mittlerweile hat sich „Heimat shoppen“ zur größten Image-Kampagne für den Einzelhandel in Deutschland entwickelt und findet bundesweit statt. Gemeinsam mit den Händlern organisieren die Handels- und Gewerbevereine Veranstaltungen und Aktionen und machen damit auf die Bedeutung des Einkaufens vor Ort aufmerksam.
Denn Gründe für den lokalen Einkauf gibt es viele. So sichert er hiesige Arbeits- und Ausbildungsplätze. Durch kurze Wege werden Umwelt und Geldbeutel geschont. Die Gewerbesteuer stärkt die Wirtschaft des Ortes und auch heimische Vereine oder Einrichtungen profitieren von Spenden oder Sponsoring der lokalen Unternehmen. Die persönliche Beratung im Geschäft und das Wissen um die Vorlieben der Kunden zählen sicherlich zu den besonderen Vorteilen der lokalen Geschäftstreibenden. Nicht zuletzt trägt das Einkaufen vor Ort dazu bei, lebendige, lebens- und liebenswerte Innenstädte zu erhalten.

„Heimat shoppen“ in Ostfriesland

Bereits zum fünften Mal fanden die von der IHK und dem Einzelhandelsverband Ostfriesland initiierten Aktionstage in Ostfriesland statt. In diesem Jahr beteiligten sich vier Handels- und Gewerbevereine am „Heimat shoppen“ und trugen mit Veranstaltungen, verkaufsoffenen Sonntagen und Gewinnspielen dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung des örtlichen Handels zu schärfen. Den Startschuss gab die Stadt Norden am 08. und 09. September. Das Wirtschaftsforum Norden und seine Mitglieder hielten an diesen Tagen ein Gewinnspiel für ihre Kundinnen und Kunden bereit. Wer in drei verschiedenen Norder Geschäften und Gastronomien einkaufte, konnte Stempel sammeln und an einer Verlosung teilnehmen. Mit dem Auftritt verschiedener Musikgruppen sowie Hüpfburgen für die Kinder bot die Innenstadt an diesen Tagen ein Programm für alle Altersgruppen. Am 10. September folgten die Aktionstage in Ihrhove und Esens. Der HGV-Ihrhove e.V. lud bei strahlendem Sonnenschein zu einem Straßenflohmarkt und einem verkaufsoffenen Sonntag ein. Die Aktionsgemeinschaft Esens und Umgebung AEU e.V. und die Stadt Esens veranstalteten den Plattdüütsk Dag mit einem verkaufsoffenen Sonntag. Neben regional-saisonalen Produkten aus Landwirtschaft und Garten gab es verschiedene Angebote in plattdeutscher Sprache, Einblicke in altes Handwerk und typisch ostfriesische Gerichte. Vom 21. bis zum 23. September rief der Kaufmännische Verein Handel, Handwerk und Gewerbe e. V. gemeinsam mit der Stadt erstmals die Aktionstage in Aurich aus. Den Auftakt bildete das Erntefest am 21. September, auf dem die Landfrauen und die Landwirte aus der Umgebung Produkte aus heimischer Produktion sowie ostfriesische Spezialitäten anboten. Ein musikalisches Programm sowie Infostände über Landwirtschaft und gesunde Ernährung rundeten das Programm ab.