Einzelhandelskonzepte in Niedersachsen
Städte und Gemeinden sind gefragt, auf aktuelle Entwicklungen wie den E-Commerce, sinkende Kundenfrequenzen und demografische Veränderungen zu reagieren. Im Standortwettbewerb gewinnen diejenigen Kommunen, die ihre Innenstädte und Ortskerne attraktiv gestalten. Denn lebendige Zentren haben als weicher Standortfaktor über die primäre Bedeutung für den stationären Einzelhandel hinaus auch Strahlkraft in Sachen Fachkräftesicherung und -gewinnung.
Ein schlagkräftiges Instrument für die Erhaltung und Weiterentwicklung der Zentren sind laut IHK Niedersachsen (IHKN) kommunale Einzelhandelskonzepte. Laut einer aktuellen Umfrage der IHK Niedersachsen haben bereits 53 Prozent der niedersächsischen Kommunen ein solches Konzept. Im Vergleich: im Jahr 2014 waren es noch 44 Prozent. Allerdings ist auch festzustellen, dass etwa die Hälfte dieser Konzepte älter als sechs Jahre sind. Eine Aktualisierung ist nach Aussage der IHK Niedersachsen in der Regel nach fünf Jahren geboten.
„Kommunen leisten mit einem Einzelhandelskonzept einen wichtigen Beitrag zur Stärkung und Weiterentwicklung ihrer Innenstädte, Ortskerne und Nahversorgungszentren. Besonders, wenn dies auch konsequent in der Bauplanung Anwendung findet. Gut, dass schon viele Kommunen in Niedersachen über solch ein Konzept verfügen. Aber da ist weiterer Handlungsbedarf: In der Aktualisierung vorhandener Konzepte und speziell bei Kommunen, die noch kein Einzelhandelskonzept für sich entwickelt und noch keinen Nutzen daraus gezogen haben.“, sagt Matthias Kohlmann, Präsident der IHK-Niedersachsen.
Einzelhandelskonzepte sind für Kommunen, bereits ortsansässige Handelsbetriebe, Werbegemeinschaften sowie für neue Investoren eine strategische Grundlage und gleichermaßen ein roter Faden, an welchen Standorten sich welche Nutzung entwickeln kann und an welchen nicht. Sie geben mehr Planungssicherheit, fördern die Standortentwicklung vor Ort, erleichtern die Ansiedlung oder Erweiterung von Einzelhandelsbetrieben und tragen wesentlich zum Erhalt einer vielfältigen Nutzungsstruktur in den Innenstädten und Ortskernen bei.
„Ein Konzept vermittelt der Kommune nicht nur den wichtigen Blick auf die unterschiedlichen Funktionen ihrer Standorte, sondern gibt ihr zugleich die persönliche ‚Hausaufgabe‘ auf, ihre Einkaufslagen so zu entwickeln, dass diese die eigenen oder benachbarten zentralen Versorgungsbereiche – also auch Innenstädte – nicht schädigen. Zugleich signalisiert die Kommune mit einem Konzept dem lokalen Handel, dass er nicht sich selbst überlassen wird“, sagt IHKN-Handelssprecherin Kathrin Wiellowicz.
Die Umfrage der IHK Niedersachsen ergab auch, dass insgesamt 11 Regionen über ein sogenanntes regionales Einzelhandelskonzept verfügen. Nach Ansicht der IHKN ist dies besonders zu begrüßen, da regionale Konzepte abseits der individuellen kommunalen Gegebenheiten die gesamte Region in den Blick nehmen und die interkommunale Abstimmung befördern. „Der Einkauf macht nicht an kommunalen Grenzen Halt. Der Blick über den eigenen Zaun und die Abstimmung mit den Nachbarn ist nicht zuletzt im Sinne der Sicherung einer flächendeckenden Versorgung wichtig,“ so Wiellowicz.